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Corona-Krise Tennis in New York: Erst ATP-Turnier, dann US Open

Allen Zweifel zum Trotz sollen die US Open tatsächlich stattfinden. Schon am Samstag beginnt auf der gleichen Tennis-Anlage in New York das Masters von Cincinnati. Werden es sichere Wochen in einer Blase?

Von Kristina Puck und Maximilian Haupt, dpa 17.08.2020, 23:01

New York (dpa) - Diese kleine Spaß-Einlage mit Alexander Zverev meistert Novak Djokovic souverän. Hoch oben steht die deutsche Nummer eins auf der Tribüne des Arthur-Ashe-Stadiums in New York. Von unten drischt der serbische Branchenprimus zielgenau die Bälle nach oben, die Zverev problemlos fängt.

"Easy" ("Einfach"), kommentiert der Hamburger das Video mit diesen Szenen verschmitzt. Beide wirken glücklich, zurück auf der Tennis-Tour zu sein. Beide reizt es, trotz der Coronavirus-Pandemie bei den US Open um den Titel zu spielen. Die erste kleine Hürde auf dem Weg dorthin haben sie schon genommen: Ihr Corona-Testergebnis war negativ.

Anderenfalls hätten sie keinen Zugang zum Billie Jean King Tennis Center bekommen. Dort beginnen am 31. August die US Open, das erste Grand-Slam-Turnier nach der Coronavirus-Pause. Schon an diesem Samstag mit dem Hauptfeld beziehungsweise an diesem Donnerstag mit der Qualifikation geht dort das Masters-Turnier von Cincinnati los. Es wurde nach New York verlegt und ist nun auch eine Art Testlauf für die größeren US Open, für die Herren ist es das erste ATP-Turnier nach der Pause überhaupt.

"Es ist ein bisschen verrückt, jetzt die US Open zu spielen", sagte Australian-Open-Halbfinalist Zverev kürzlich. Ob verrückt oder nicht - die US Open sollen trotz teils ansteigender Infektionszahlen jedenfalls stattfinden. In New York, dem zwischenzeitlichen Hotspot. Auf der Tennis-Anlage, die vorübergehend eine Krankenstation war.

Wird das gut gehen? Oder ist das Risiko zu hoch? Viele der teilnehmenden Profis sind schon um die ganze Welt gejettet, aber ein solches Grand-Slam-Turnier, das ihnen nun bevorsteht, haben sie alle noch nicht erlebt. So viel dürfte schon feststehen - vor sportlichen Dramen und all dem, was nicht vorhersehbar ist.

Zuschauer sind nicht erlaubt. Dort, wo sonst ein lauteres Spektakel herrscht als auf anderen großen Tennis-Bühnen. Die Sicherheitsregeln sind umfassend. Eine knappe Stunde informierten die Verantwortlichen am Dienstag in einer Pressekonferenz über die Maßnahmenpalette.

Das größte Risiko sehe er darin, dass die Spieler sich nicht an die Abstandsregeln halten und sich zu nah kommen, warnte Arzt Bernard Camins, der Fachmann des amerikanischen Tennisverbands. Obwohl es am Dienstag einen ersten Corona-Fall bei einem Mitarbeiter der US Open gab, zeigen sich die Verantwortlichen überzeugt vom Konzept.

Rund 350 Spieler seien bisher in der Blase, berichtete Turnierchefin Stacey Allaster. "Wir bleiben solange in dieser Umgebung, solange der Wettkampf läuft", sagte sie: "Ich kann Ihnen versichern, und ich lebe in dieser Blase, die Athleten haben alles, was sie brauchen."

Die Spielerinnen und Spieler sowie ihre Begleiter werden in Hotels in Flughafennähe und auf der Tennis-Anlage in Flushing Meadows isoliert und sollen engeren Kontakt nur mit anderen Menschen in dieser Blase haben. Auch die Spieler, die sich für ein privates Haus als Unterkunft entschieden haben, dürften keine Gäste, die nicht zur Blase gehören, empfangen. Putzkräfte dürfen das Haus nur betreten, wenn kein Spieler oder Betreuer anwesend ist. Dies werde überwacht.

"Wir nennen es das Manhattan-Projekt", sagte Allaster. "Du kannst nicht nach Manhattan gehen, aber wir bringen Manhattan zu dir." Für Unterhaltung ist gesorgt. Es gibt Fitnessräume, es gibt eine Spielhalle, es gibt einen Golf-Simulator und einiges mehr. Offen blieb, ob Allaster bewusst war, dass der Begriff historisch belastet ist. Unter dem gleichen Namen trieben die USA ab 1942 die Entwicklung ihrer Atombombe voran.

Die Profis erhalten ihre Akkreditierung, mit der sie auf die Anlage kommen, erst nach einem negativen Corona-Testergebnis. Die Schwäbin Laura Siegemund nutzte ihr Hotelzimmer also erst einmal auch als Fitnessstudio. 48 Stunden nach dem ersten Test ist ein zweiter notwendig, dann wird alle vier Tage getestet. Wer positiv ist, muss in Quarantäne und wird aus dem Turnier genommen.

Trotz der Seiten füllenden Regeln haben zahlreiche Profis Bedenken. Insbesondere bei den Damen häuften sich die prominenten Absagen, darunter sind die Weltranglisten-Erste und - Zweite, die Australierin Ashleigh Barty und die Rumänin Simona Halep. Bei den Herren fehlt unter anderen der spanische Titelverteidiger Rafael Nadal. Er konzentriert sich lieber auf die Sandplatz-Saison, die anschließend in Europa ausgetragen werden soll - nur zwei Wochen nach dem US-Open-Finale beginnen am 27. September die French Open.

Die Veranstalter wollen den Tennisprofis helfen, eine Quarantäne bei der Rückkehr nach Europa zu vermeiden. Angaben dazu, ob diese Einschränkung ausgeschlossen werden kann, machte Allaster nicht. Trotz etlicher fehlender Stars und trotz 80 Prozent geringerer Einnahmen lohne sich das Turnier finanziell, versicherte sie. Nicht zuletzt wegen der Werbung für den Tennissport im Fernsehen.

© dpa-infocom, dpa:200818-99-215715/4

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