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Theaterspiel Märchenwelt an B 71-Ampel

"Hänsel und Gretel" einmal ganz anders: Modern interpretiert und mit viel Unterhaltungswert war das Märchen in Berge zu erleben.

Von Willem Biermann 10.12.2018, 21:00

Berge l Ein altes Märchen neu aufgelegt – das erlebten die Besucher der Weihnachtsfeier in Berge am Sonntagnachmittag. Und nicht nur das: Nicht nur Erwachsene spielten hier für Groß und Klein. Die Kleinen spielten gleich mit. Für so viele Darsteller braucht es natürlich auch noch ein paar Extra-Rollen. Und so wurde das Märchen „Hänsel und Gretel“ einfach aufgepeppt.

Und so kamen plötzlich kleine Hasen, Hirsche, Tiger und Hagebutten in dem Theaterstück vor. Eine besondere Rolle fand sich für Dirk Hupe. Er war der Sandmann. Den kannten selbst die Gebrüder Grimm noch nicht. Und auch sonst hatten sich die Schauspieler um Erzählerin Beate Kleinau ein bisschen mehr als üblich am aktuellen Geschehen orientiert. Aber genau das kam beim Publikum super an.

So herrschte im Haus der Familie gar keine bittere Not, wie es die Grimmsche Version erwarten ließ. Es gab sogar ein Schwein. Rosi. Das hatte allerdings immer einen Schweinehunger. Klar, dass Hänsel (Andrea Bischoff) und Gretel (Juliane Ernst) von Mama in den Wald geschickt werden, um Eicheln für Rosi zu sammeln. Für die Kinder gibt es aber auch eine Regel: Sie sollen nicht herumtrödeln, sondern „spätestens wenn Mutti (Rena Blume) wieder von der Sportgruppe zurück ist, zu Hause sein.“ Denn der Wolf treibt sich rum.

Der spielte zwar gar nicht mit in diesem Theaterstück, stattdessen aber eine sehr moderne Hexe (Anke Hildebrand), die den Kindern Nutellastullen zum Frühstück macht und sich als Feinschmeckerin, mit einem Faible für altmärkische Hochzeitssuppe und Frikassee herausstellt. Eine ausgeprägte Sehschwäche verdarb ihr aber ein gutes Mahl, denn ohne Fielmann-Brille konnte sie Hänsels Finger nicht richtig sehen. Die Zeitung, unter anderem die Volksstimme, die längst über die verschwundenen Kinder berichtet hat, kann sie zum Glück auch nicht lesen.

Und schließlich kommt es so, wie es kommen muss. Hänsel ist wieder frei und alle Darsteller singen zur Feier des Tages „Brüderchen komm tanz mit mir.“ Auf dem Weg nach Hause an einem Samstagabend - natürlich brav über die Fußgängerampel der B 71 bei Berge - stellen die Kinder dann sogar fest, dass die Kirche endlich kein Gerüst mehr hat und auch wieder läutet. So viel Lokalbezug in einem Stück macht einfach gute Laune. Am Ende der Aufführung sangen alle Gäste und Schauspieler fröhlich das Lied von Hänsel und Gretel. Ende gut, alles gut.

Nur eines glauben die Eltern im Publikum irgendwie nicht: Nämlich dass der Sandmann mit ein paar Krümeln Sand tatsächlich alle Kinder sofort zum Schlafen bringen kann. Manches gibt es eben nur im Märchen.