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Analyse: Cameron will beim Kampf gegen IS mitmischen

Das stolze Großbritannien darf nicht tatenlos zusehen, wie die USA und Frankreich die IS-Terrorbanden in Syrien bombardieren. Das ist zumindest die Meinung von Premier Cameron. Er spielt ein riskantes Spiel.

Von Peer Meinert, dpa 02.12.2015, 12:20

London (dpa) - Diesmal will David Cameron nichts falsch machen. Er wartet lange, bis er das Parlament über Luftangriffe auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien entscheiden lässt. Dabei ist dem britischen Premier die Mehrheit sicher.

Schon in wenigen Tagen, ja innerhalb von Stunden nach dem Votum am Mittwochabend könnten britische Piloten in Zypern mit ihren Tornados aufsteigen, wie BBC berichtet. Doch viele bewegt die Frage: Schlagen die Terroristen jetzt auch in London zu? Und: Was kommt nach den Bomben, hat die Regierung eine Strategie für das Pulverfass Syrien?

DARUM GEHT ES?: Bisher bombardiert die Royal Air Force ausschließlich IS-Stellungen im Irak. 2013 ist Cameron im Parlament gescheitert, die Angriffe auf Syrien auszuweiten. Eine solche Blamage will er heute vermeiden. Weil er in den eigenen Reihen einige Abweichler hat, braucht Cameron aber auch Stimmen der Opposition. 

DRAMA BEI LABOUR: Der neue Parteichef Jeremy Corbyn ist strikt gegen Luftschläge. Doch in seinen Reihen gab es eine regelrechte Revolte gegen einen Fraktionszwang. Nun lässt er seine Leute frei entscheiden. 40, 50 oder gar bis zu 100 Labour-Abgeordnete könnten überlaufen, spekulieren Insider. Cameron kann mit einer sicheren Mehrheit rechnen.

PRO: Cameron sagt, Großbritannien könne nicht tatenlos zusehen, wenn die USA und Frankreich in Syrien eingreifen. Der IS sei eine Bedrohung für Großbritannien. London dürfe seine Verteidigung nicht outsourcen. Und: Die Luftangriffe auf IS-Stellungen im Irak zeigten Erfolge, sie hätten die Terroristen dort bereits geschwächt. Bombardierungen seien also richtig. Zudem verfüge die Royal Air Force über besondere Präzisionswaffen, die etwa gezielt einzelne Räume in Gebäuden in Al-Rakka treffen könnten. Im Visier der IS stehe London ohnehin.

CONTRA: Die Gegner betonen, Luftschläge würden das Leid der Menschen nur vergrößern. Die IS-Kämpfer versteckten sich in Städten, daher werde es besonders viele zivile Opfer geben - dies wiederum treibe dem IS weitere Sympathisanten in die Arme. Außerdem lasse sich der IS mit Bomben allein nicht besiegen. Doch die Regierung habe keinen längerfristigen Plan. Und: Luftschläge würden Terrorattacken auf Großbritannien nur heraufbeschwören.

WAS IST MIT BODENTRUPPEN?: Britische Bodentruppen lehnt Cameron ab. Doch Experten betonen: Ohne Boots on the ground ist den Terrormilizen nicht beizukommen. Cameron meint im Kern, den Job sollten syrische Kämpfer übernehmen, angeblich gebe es 70 000 politisch-moderate Kämpfer - doch Kritiker haben da schwere Zweifel.

UMFASSENDE SYRIENSTRATEGIE?: Cameron behauptet, er habe einen Plan zur langfristigen Beilegung des jahrelangen Bürgerkrieges. Doch der ist höchst vage, monieren Kritiker. Die ungelösten Kreuzfragen: Was ist mit Russland? Und was wird aus dem Dauerherrscher Baschar al-Assad?

BLICK ZURÜCK: In der Vergangenheit hatten Bombardierungen und Invasionen durchaus nicht immer den erwünschten Erfolg. Im Gegenteil. In Afghanistan sind die Taliban-Rebellen unbesiegt. In Libyen herrscht Chaos und Anarchie. Und im Irak haben Bomben und Krieg zeitweise zu Chaos geführt - das zerrissene Land wurde zur Wiege des IS.  

Camerons Syrien-Strategie

Hintergrund zu britischen Luftschlägen, BBC

Kritik an Camerons Syrien-Plänen , The Independet