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Auch ohne Frost Für Wildtiere beginnt die Zeit des Winterschlafs

Der dauerwarme Herbst stört Wildtiere nicht bei Vorbereitungen auf die Winterruhe. Ihre innere Uhr richtet sich nach der Länge der Tage.

02.11.2018, 10:18

Hamburg (dpa) - Ein goldener Oktober liegt hinter uns, im Norden
verspricht die Großwetterlage jedoch auch für den November sonnige
und relativ warme Tage. Trotzdem breche bei den Wildtieren jetzt die
große Müdigkeit aus, sagt Eva Goris von der Deutschen Wildtier
Stiftung.

Sie passten ihren Lebensrhythmus nicht den herrschenden
Temperaturen an - ihre innere Uhr "synchronisiert" mit der Dauer des
Tageslichts. Wenn die Tage kürzer werden, verkriechen sich viele und
verschlafen die dunkle Jahreszeit bis zum nächsten Frühjahr.
"Winterschlaf und Winterruhe sind eine perfekte Überlebensstrategie,
wenn in der Natur die Nahrung knapp ist", sagt Goris.

Um gut über den Winter zu kommen, haben sich "Langschläfer" wie die
Haselmaus und der Igel in den vergangenen Wochen eine dicke
Fettschicht angefressen. "Der Fettvorrat dient als Energiespeicher
und isoliert gleichzeitig gegen die Kälte." Dann suchen sie eine
Schlafstätte, die sie gemütlich auspolstern. Herzschlag und Atmung
sind enorm verlangsamt. "Das Murmeltier macht minutenlange
Atempausen", weiß Goris. Eichhörnchen, Dachs und Biber hingegen
schlafen nicht: "Sie ruhen nur in ihren Bauten." Manchmal stehen sie
sogar auf und gehen auf Nahrungssuche: "Um die Vorräte aufzustocken."

Große Säugetiere wie der Fischotter setzen auf ein dichtes Fell. Mit
50.000 Haaren auf der Fläche eines Daumennagels hat er einen der
dichtesten Pelze im Tierreich. Dem Feldhasen wachsen im Winter
zusätzliche Wollhaare. Bei Wildschweinen ist der Fellwechsel im
November abgeschlossen - sie rotten sich bei Kälte zusammen, um sich
gegenseitig zu wärmen. Außerdem haben sie sich eine dicke
Speckschicht angefressen, um gut durch den Winter zu kommen.

Auch der Rothirsch trägt ein spezielles Winterkleid. Sein graubraunes
Winterhaar ist doppelt so lang wie das wie das rötlich braune
Sommerhaar. Außerdem fällt der Hirsch in eine Art Energiesparmodus,
indem er seine Körpertemperatur reduziert, und seinen Herzschlag
verringert. Selbst sein Verdauungstrakt verkleinert sich. "Der Pansen
des Rothirschs fasst im Winter 60 Prozent weniger Nahrung als im
Herbst", sagt Goris.

Bei Vögeln schützt ein dichtes Federkleid vor der Kälte. Zwischen den
einzelnen Federn liegen Luftschichten, die wie Wärmeisolatoren
funktionieren und den Vogelkörper vor dem Auskühlen schützen. "Viele
Vögel machen sich obendrein dicke - sie plustern sich auf, um die
Luftschichten zwischen den Federn noch zu vergrößern", erklärt Goris.

Insekten können Kälte überleben, weil sie eine Art Frostschutzmittel
im Blut haben. Sie verfallen in eine Art Winterstarre. Dafür suchen
sich Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge und der Kleine Fuchs am
liebsten kühle, feuchte und geschützte Stellen im Keller, in Höhlen,
Viehställen und Häusern aus.

Auch die befruchtete Weibchen der Hausmücken überleben in Kellern und
auf Dachböden problemlos die dunkle Jahreszeit. "Schafft es eine
Mücke jedoch, sich ins Haus einzuschleichen, treibt sie dort ihr
Unwesen und sticht die Bewohner", berichtet Goris: "Den ganzen Winter
übersteht sie allerdings meist nicht."