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Geräumiger und unter Strom Klein- und Kompaktwagen im Wandel

Da tut sich viel: Klein- und Kompaktwagen sind im Aufwind. Ferdinand Dudenhöffer erklärt, was da geht - und wo die Grenzen liegen.

Von Gespräch: Peter Löschinger, dpa 05.03.2020, 11:38
Nicolas Blandin
Nicolas Blandin dpa-tmn

Berlin (dpa/tmn) - Von Generation zu Generation werden Autos immer größer - diese Entwicklung macht auch vor den Klein- und Kompaktautos nicht halt. Waren vor allem meist typische Zweitwagen für die Stadt klein, taugen sie mittlerweile manchmal sogar zum Erstauto.

Der Autoexperte Ferdindand Dudenhöffer erklärt warum - und wann eine Elektrifizierung sinnvoll ist.

Mit Kind und Kegel im Kleinwagen

"Für eine Familie mit drei Personen, sind Fahrzeuge wie kompakte Kleinwagen oder SUVs durchaus interessante Angebote, mit denen man auch mal mit in Urlaub fahren und noch das eine oder andere Gepäckstück mitnehmen kann", sagt der Experte, der seit Anfang März an der Universität St. Gallen forscht.

Ein Grund für die neue Eignung sei der Trend der SUVs, der auch Klein- und Kompaktwagen zusätzlich höher und breiter werden lasse. "Groß, größer, am größten scheint die Maxime". Das schaffe zusätzlichen Platz im Innenraum. Wer eine kleine Familie hat, kann also durchaus mit einem Wagen im kleineren Format gut bedient sein.

Unterstützung durch den Elektromotor - aber welche?

Ein weiterer, wenngleich jüngerer Trend in der Branche ist die Elektrifizierung Vor allem mit sogenannten Plug-in-Hybriden versuchen die Hersteller nach Dudenhöffers Einschätzung niedrige CO2-Werte auf dem Papier zu erreichen, um ihre Flottenverbräuche einzuhalten. Im Plug-in-Hybrid sieht der Experte grundsätzlich eine Übergangslösung für alle Hersteller, die noch nicht über spezielle Plattformen für reine Elektroautos verfügen.

"Und da man jetzt die E-Plattformen noch nicht hat, tastet man sich mit ein paar Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen vor und hofft, dass das dann ausreicht, um Ziele zu erreichen", so der Experte. "Manche Autobauer üben auch einen sehr großen Druck auf ihre Händler mit hohen Verkaufsvorgaben aus, um diese Autos in den Markt zu bekommen."

Nachteil der Steckerautos

Ein Plug-in-Hybrid überfrachtet Fahrzeuge nach Ansicht des Experten schnell. Neben einem Verbrennungsmotor ist bei diesem Antriebssystem ein E-Motor sowie eine Batterie an Bord, die extern mit Stecker geladen werden kann. Dabei kommt ein Nachteil umso mehr zum Tragen, den Dudenhöffer dem Plug-in grundsätzlich unterstellt:

"Sie müssen mehr Gewicht mitschleppen und müssen natürlich nicht nur den Verbrennungsmotor bezahlen, sondern auch den Elektromotor und die Batteriegröße." Die Batterie ist zudem kleiner, als beim reinen E-Auto. "Aber alle 50, 60 Kilometer an die Steckdose zu gehen, ist ja auch nicht gerade die Wunschvorstellung, die man so hat", so der Autoexperte über die geringen reinen elektrischen Reichweiten der Hybridautos mit Stecker.

Kompakte Autos besser ohne Stecker

Sinnvoller für Klein- und Kompaktwagen seien daher Hybrid-Systeme ohne Stecker mit 48-Volt-Technik, auf die einige Hersteller von Klein- und Kompaktwagen bereits setzen. Dabei fahren die Autos zum Teil wenn überhaupt nur kurze Strecken rein elektrisch, unterstützen den Verbrenner aber. Und sie können meist Bremsenergie zurückgewinnen, an der Steckdose lassen sie sich jedoch nicht aufladen. So ist der zusätzliche Technikaufwand überschaubar und damit der Aufpreis niedriger.

Oder man fährt gleich rein elektrisch. "Die modernen Kleinen und Kompakten mit Reichweiten um die 300 Kilometer fangen dann allerdings um die 30 000 Euro an", sagt Dudenhöffer. Damit bleibt der reine E-Antrieb aktuell noch teuer. Die Umweltprämie in einigen Ländern wie Deutschland mit 6000 Euro eingerechnet, könnte sich das für die Kunden schon einigermaßen vernünftig darstellen lassen, so der Experte.

Und bald sieht die Kalkulation womöglich besser aus: Denn mit Dacia, bekannt als Preisbrecher, hat bereits der erste Hersteller einen günstigen Stromer für 2021 angekündigt - der aber auch bei der Batterie spart und damit auch an Reichweite.