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Kriminalexperte im Interview Wie schützt man sich vor Einbruch?

Wie gut ist Ihr Verhältnis zu den Nachbarn? Wer sich gut versteht und ab und an hilft, hat einen Vorteil: Man achtet aufeinander. Beim Schutz vor Einbruch ist das ein besonderer Vorteil: Aufmerksame Nachbarn können Einbrecher abschrecken und austricksen.

Von Interview: Simone A. Mayer, dpa 17.06.2019, 08:45
Volle Briefkästen während des Urlaubs sind eine Einladung für Einbrecher. Foto: Kai Remmers/dpa-tmn
Volle Briefkästen während des Urlaubs sind eine Einladung für Einbrecher. Foto: Kai Remmers/dpa-tmn dpa-tmn

Stuttgart (dpa/tmn) - Guter Einbruchschutz allein kann in der Regel einen Einbrecher nicht abhalten - gerade wenn man selbst verreist ist. "Ihr überquellender Briefkasten in der Urlaubszeit ist ja die Einladung par excellence für den Einbrecher.

Denn kann er stundenlang ungestört arbeiten, kann er auch Sicherheitstechnik überwinden", sagt Harald Schmidt von der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. Im Interview erklärt der Kriminaloberrat, warum aufmerksame Nachbarn ein wichtiger Schutz fürs Haus sind.

Sind aufmerksame Nachbarn wirksamer gegen Einbrecher als ein Sicherheitsschloss an der Haustür?

Harald Schmidt: Aufmerksame Nachbarn sind eine wichtige Säule eines funktionierenden Einbruchschutzes. Das lässt sich auch anhand von Auswertungen, die das bayerische Landeskriminalamt beispielsweise jedes Jahr durchführt, bestätigen. 2017 wurde allein in Bayern aufgrund von Aufmerksamkeit und Zivilcourage immerhin in 336 Fällen ein Einbruch verhindert, 2016 waren es 366 Fälle und 2015 402 Fälle. Das sind beachtliche Werte, die man aber auch in Relation setzen muss. Denn an einem soliden mechanischen Einbruchschutz sind 2017 in Bayern Einbrecher in 1796 Fällen gescheitert.

Deswegen muss man schon sagen: Mechanischer Grundschutz sollte nach wie vor an erster Stelle stehen. Die Kombination mit einer Alarmanlage ist sinnvoll, um Einbrecher eher zu entdecken. Zudem müssen Sie aber auch selbst ein sicherheitsbewusstes Verhalten an den Tag legen. Und Sie brauchen eine aufmerksame Nachbarschaft.

Was kann ich als Nachbar zum Einbruchsschutz beitragen?

Schmidt: Es gilt, nicht auf die Abwesenheit hinzuweisen und entsprechende Anwesenheit zu simulieren. Also beispielsweise in einer gut funktionierenden Nachbarschaft sich gegenseitig die Briefkästen zu leeren, die Rollläden rauf- und runterzuziehen, durch Beleuchtung einen bewohnten Eindruck zu hinterlassen. Vielleicht mähen Sie ja auch mal den Rasen des Nachbarn, so dass man nicht sieht, dass er in der Wachstumsphase zwei, drei Wochen lang nicht da ist.

Und man sollte natürlich ein Auge auf das Gebäude haben. Die Berliner Polizei hat eine Zeit lang die eingehenden Notrufe ausgewertet. In diesem Zeitraum erfolgten letztlich 100 Prozent aller Festnahmen von Tätern auf frischer Tat aufgrund eines Notrufs eines aufmerksamen Bürgers. Die Polizei kann nicht überall sein, und wir sind daher ein Stück weit auf die Aufmerksamkeit der Bevölkerung angewiesen.

Wie reagiere ich als Nachbar, wenn ich einen potenziellen Einbrecher bemerke?

Schmidt: Im Zweifelsfall gilt: Lieber einmal zu viel 110 gewählt und danach löst sich eine Situation als unberechtigt auf, als wenn man wegschaut und den Nachbarn nicht vor Schaden bewahrt.

Soll ich den Einbrecher auf frischer Tat stellen?

Schmidt: Sie sollten den Täter nicht selber stellen. Einbrecher wollen keine Konfrontation. Ihr Ziel ist es, schnell unbemerkt rein ins Gebäude zu kommen und schnell wieder rauszukommen. Man weiß daher nie, inwieweit eine Konfrontation eskalieren kann.

Es ist daher besser, die Polizei zu verständigen. Dann die Situation weiterhin aufmerksam beobachten, sich eine Personenbeschreibung gut einprägen, gegebenenfalls Kennzeichen eines Fahrzeugs ablesen und die Fluchtrichtung nachvollziehen. Vielleicht kann man einem Täter auch mit etwas Distanz hinterhergehen und dabei die Verbindung zur Polizei aufrecht erhalten.

Aber wir möchten nicht, dass die Bevölkerung selbst einschreitet. Das sollte man Kollegen und Kolleginnen überlassen, die dafür ausgebildet sind.