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Aus in Paris Au revoir ohne Würde: PSG bestätigt Tuchel-Trennung

Thomas Tuchel ist auf dem Markt, die Zeit bei PSG ist Geschichte. Dem Trainer dürften viele Türen offen stehen. Sein Name wird nun immer wieder fallen - auch dann, wenn die Nationalmannschaft die Arbeit im neuen Jahr aufnimmt.

Von Jens Marx und Robert Semmler, dpa 29.12.2020, 14:13
Jan Woitas
Jan Woitas dpa-Zentralbild

Paris (dpa) - Mehr als eine lieblose Kurzmitteilung war Paris Saint-Germain der öffentliche Abschied von Thomas Tuchel nicht wert. Fünf Tage nach den ersten Berichten in Frankreich und Deutschland bestätigte Clubchef Nasser Al-Khelaifi nun das vorzeitige Aus des 47-Jährigen beim Pariser Verein.

Tuchel wurde nicht zitiert, und er äußerte sich zunächst auch nicht selbst - dafür dürfte schon bald häufig über den international hoch angesehenen Fußball-Trainer gesprochen werden. "Thomas hat viel Energie und Leidenschaft in seine Arbeit gesteckt, und wir werden uns natürlich an die guten Momente erinnern, die wir gemeinsam erlebt haben", sagte Al-Khelaifi der zwölf Zeilen langen Bekanntgabe zufolge.

Die Pariser Verantwortlichen stellten auch unverhohlen klar, dass sie es waren, die den Vertrag vorzeitig beendeten - ein halbes Jahr bis 30. Juni 2021 wäre dieser noch gültig gewesen. Statt drei oder mehr Jahre wurden es nur zweieinhalb für Tuchel an der Seine. Wie beim FSV Mainz 05, wie danach bei Borussia Dortmund endete auch sein Engagement bei PSG vor dem Ablauf der vereinbarten Frist. Im Amt war Tuchel seit Sommer 2018.

Wer sein Nachfolger bei den Parisern wird, ist für viele schon geklärt. Der 48 Jahre alte Argentinier Mauricio Pochettino gilt als Topfavorit auf den Posten des Starbändigers im Prinzenpark-Stadion. Eine Entscheidung haben die Besitzer aus Katar um Al-Khelaifi noch nicht getroffen - oder zumindest noch nicht verkündet.

Wie es mit Tuchel weitergeht, dürfte ohnehin die spannendere Frage sein. Dringender Handlungsbedarf dürfte bei ihm selbst nicht geboten sein. Medien berichten von einer angeblichen Abfindung, bestätigte Zahlen aber gibt es nicht.

Seine PSG-Bilanz: 95 Siege, zwölf Unentschieden und 20 Niederlagen mit 342:109 Toren. Seine Erfolge: zweimaliger französischer Meister, dazu einmal Pokalsieger. Er führte PSG erstmals ins Finale der Champions League, dort unterlag die mit internationalen Stars gespickte Mannschaft im Sommer aber mit 0:1 dem FC Bayern. Das einzige große Ziel der PSG-Besitzer blieb also wieder unerfüllt.

Nachdem Tuchel immer wieder mit Sportdirektor Leonardo aneinandergerasselt war und er die Einkaufspolitik kritisiert hatte, zeichnete sich eine Trennung ab. Aktuell ist PSG Tabellendritter in der Liga mit je einem Punkt Rückstand auf Olympique Lyon und OSC Lille. In der Champions League waren die Pariser als Gruppensieger vor RB Leipzig ins Achtelfinale eingezogen und treffen dort auf den FC Barcelona.

"Das ist leider das Gesetz des Fußballs. Aber niemand wird Ihre Amtszeit hier vergessen", hatte Frankreichs Weltmeister Kylian Mbappé (22) in den sozialen Netzwerken bereits vor Tagen geschrieben. Gesetz des Fußballs ist auch, dass Tuchel nun über vielen als potenzieller Nachfolger schweben wird. Manche handeln ihn als möglichen Kandidaten beim FC Chelsea, Frank Lampard steht dort unter Druck.

Französisch lernte Tuchel in rasantem Tempo, Sprachbarrieren dürfte es bei seiner Jobsuche nicht geben. In der Bundesliga wurde sein Name früher des Öfteren im Zusammenhang mit den Bayern genannt. Dort aber ist Erfolgscoach Hansi Flick fest installiert. Was aber auch noch bleiben könnte, ist nichts weniger als der Posten als Nationalcoach, wenn der erhoffte Aufschwung bei der deutschen Nationalmannschaft unter Joachim Löw in den kommenden Monaten und bei der EM ausbleibt und Tuchel dann noch auf dem Markt sein sollte.

© dpa-infocom, dpa:201229-99-839518/4

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