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Wenig Medaillenkandidaten DLV-Athleten sollen sich bei WM "keine Limits setzen"

Ein Jahr vor der Heim-EM in Berlin wollen die deutschen Leichtathleten bei der Weltmeisterschaft in London mit Leistung werben. Der Kreis der Medaillenkandidaten ist allerdings überschaubar.

Von Ulrike John, Ralf Jarkowski und Andreas Schirmer, dpa 03.08.2017, 15:16

London (dpa) - Die Erwartungshaltung beim DLV ist gedämpft, wenn am Freitag die Titelkämpfe beginnen. Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro gab es nur drei Medaillen. Acht Podestplätze wie bei der WM 2015 in Peking erscheinen eher unwahrscheinlich.

"Ein Traum wird zu Gold" - einen Vortrag mit diesem Titel hat Beachvolleyball-Olympiasieger Jonas Reckermann den deutschen Leichtathleten für die Weltmeisterschaften in London mit auf den Weg gegeben. "Wir werden in London besser abschneiden als in Rio, aber eine Medaillenprognose will ich aus Prinzip nicht abgeben", sagte Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Cheftrainer Idriss Gonschinska betonte: "Ich mag das Medaillenraten nicht."

Mit 71 Teilnehmern ist der DLV im Olympiastadion von 2012 am Start. Einzige Titelverteidigerin ist die bislang formschwache Speerwerferin Katharina Molitor aus Leverkusen. Diskus-Riese Robert Harting, der vor fünf Jahren in London seinen größten Triumph erlebte, bestreitet seine fünfte WM und sagt vor der Qualifikation am Auftakttag: "Meine Möglichkeiten sind zwar begrenzt. Aber ich bin immer noch total daran interessiert, Grenzen zu verschieben. Das törnt mich an!" Sein Bruder Christoph, der Olympiasieger von 2016, hat das WM-Ticket verpasst.

Die größten Hoffnungen des DLV ruhen auf den Speerwerfern: Der neue deutsche Rekordhalter Johannes Vetter, Rio-Sieger Thomas Röhler und Andreas Hofmann führen in dieser Reihenfolge die Weltbestenliste an. International die Nummer 1 vor der WM ist auch Zehnkämpfer Rico Freimuth aus Halle/Saale. Am ersten Wochenende zählt der zweimalige Kugelstoß-Weltmeister David Storl zu den Mitfavoriten, hat aber ganz starke Konkurrenz. "Ich möchte um eine Medaille kämpfen", sagte der Leipziger, der bei Olympia als Fünfter enttäuscht hatte.

Gonschinska sieht die Situation in der deutschen Leichtathletik nicht vergleichbar mit Peking 2015. "Wir haben eine unterschiedliche Konkurrenzsituation, andere Athleten im Team. Ich hätte nichts dagegen, wenn es in London genauso ausgeht. Es ist aber einfach nicht realistisch", sagte er und verweist auf den Umbruch in der Mannschaft: "Wir sind im ersten Jahr der Neuformierung für 2020 und haben viele junge Athleten."

So fehlt neben Christoph Harting auch Kugelstoß-Weltmeisterin Christina Schwanitz, die Mutter von Zwillingen geworden ist. Die Wurf-Asse Linda Stahl und Betty Heidler haben ihre Karriere beendet. Diskuswerfer Daniel Jasinski, der in Rio als Dritter eine von insgesamt drei Medaillen geholt hatte, ist verletzt. Und der frühere Weltmeister im Stabhochsprung, Raphael Holzdeppe, kam diese Saison noch nicht richtig in Schwung.

Gonschinska macht dem jungen Team mit Toptalenten wie 1500-Meter-Läuferin Konstanze Klosterhalfen, Dreisprung-Europameister Max Heß und Sprinterin Gina Lückenkemper Mut. "Aus dem bisherigen Saisonverlauf können wir Selbstbewusstsein ziehen. Es gilt, sich keine Limits zu setzen", sagte der Leitende Direktor Sport. In einer Mannschaftssitzung zitierte der 48-Jährige den 2013 gestorbenen afrikanischen Freiheitskämpfer Nelson Mandela, der einmal gesagt hatte: "Ich habe nie verloren, sondern entweder gewonnen oder etwas gelernt."

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