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Berlinale Drama über jungen Israeli: Goldener Bär geht an "Synonyme"

Bei den Filmfestspielen in Berlin gewinnt ein Außenseiter. Die Jury zeichnet aber auch das deutsche Kino aus. Und eine Ära geht zu Ende.

15.02.2019, 23:01
Silberner Bär (Alfred-Bauer-Preis) für Nora Fingscheidt («Systemsprenger»). Foto: Christoph Soeder
Silberner Bär (Alfred-Bauer-Preis) für Nora Fingscheidt («Systemsprenger»). Foto: Christoph Soeder dpa

Berlin (dpa) - Das Drama "Synonyme" über einen jungen Israeli hat bei der Berlinale überraschend den Goldenen Bären gewonnen. Der Regisseur Nadav Lapid erzählt darin die Geschichte eines Mannes, der in Paris seine israelischen Wurzeln hinter sich lassen möchte.

Auch deutsche Kandidaten waren bei der Verleihung erfolgreich: Die Regisseurinnen Angela Schanelec und Nora Fingscheidt erhielten Silberne Bären.

Die Berlinale gehört neben Cannes und Venedig zu den wichtigsten Filmfestivals der Welt. Rund 400 Filme standen in elf Tagen auf dem Programm. Für Dieter Kosslick war es die letzte Berlinale als Direktor: Der 70-Jährige leitete das Festival seit 2001.

Diesmal konkurrierten 16 Filme um die wichtigsten Auszeichnungen. Es ist das erste Mal, dass ein Regisseur aus Israel den Goldenen Bären gewonnen hat. "Synonyme" erzählt von Yoav, der seine Vergangenheit hinter sich lassen will. Er zieht nach Paris und lernt wie wild Französisch, weil er kein Hebräisch mehr sprechen will.

Der Protagonist sucht nach neuen Wörtern - daran erinnert auch der Filmtitel. Das Drama ist angelehnt an Lapids eigene Biografie. Er wurde 1975 in Tel Aviv geboren, zog nach dem Militärdienst nach Paris und wieder zurück. Die Koproduktion aus Frankreich, Israel und Deutschland galt unter Kritikern nicht unbedingt als Favorit.

Israels Staatspräsident Reuven Rivlin gratulierte am Sonntag: "Man muss nicht mit allen Perspektiven in dem Film übereinstimmen, um die Wichtigkeit des mutigen, klugen und schönen israelischen Kinos anzuerkennen, das internationale Wertschätzung erfährt."

Bei der Preisverleihung am Samstagabend ging der Silberne Bär für die beste Regie an Angela Schanelec. Ihr Film "Ich war zuhause, aber" thematisiert Trauer und die Kunst an sich. Wegen seiner langsamen Bilder und unzusammenhängenden Szenen war der Film umstritten.

Das Drama "Systemsprenger" von Nora Fingscheidt bekam den Alfred-Bauer-Preis. Er gilt einem Spielfilm, der "neue Perspektiven eröffnet". Der Film handelt von einem schwierigen Mädchen, das von einer Unterkunft in die nächste kommt. Das Drama soll im Herbst ins Kino kommen. Fatih Akins "Der Goldene Handschuh" als dritter deutscher Film ging dagegen leer aus.

Den Großen Preis der Jury holte der französische Regisseur François Ozon mit "Gelobt sei Gott" über Missbrauch in der katholischen Kirche. Als beste Darsteller wurden die Chinesen Yong Mei und Wang Jingchun ausgezeichnet. Sie spielen in "So Long, My Son" ein Ehepaar, dessen Schicksal über 30 Jahre hinweg begleitet wird.

Für Debatten hatte auf der 69. Berlinale die Absage eines anderen chinesischen Beitrags gesorgt. "One Second" von Zhang Yimou fiel aus. Als Grund wurden "technische Probleme" bei der Postproduktion angegeben. Nach Einschätzung von Beobachtern erschien aber nicht ausgeschlossen, dass der Film der chinesischen Zensur zum Opfer fiel.

Die Jury bedauerte die Absage. "Wir hoffen, dass wir diesen Film bald überall auf der Welt sehen können. Und wir haben ihn hier auf der Berlinale sehr vermisst", sagte Binoche. Der Silberne Bär für das beste Drehbuch ging an ein Team um den Autor und Mafiakritiker Roberto Saviano. Dessen Film "Piranhas" handelt von einer Jugendbande in Neapel, die in die Kriminalität abrutscht.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) würdigte Festivalchef Kosslick zu seinem Abschied als "wahren Filmhelden". Kosslick bekam auch Skizzen der Kulissen in Fritz Langs Film "Metropolis", dazu die Patenschaft für einen Brillenbären und einen Teddybären geschenkt. Künftig leiten Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek die Berlinale.

Informationen zum Film "Synonyme"

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Die Jury des Festivals: Rajendra Roy (l-r), Juliette Binoche, Sebastian Lelio, Trudie Styler, Justin Chang und Sandra Hüller. Foto: Gregor Fischer
Die Jury des Festivals: Rajendra Roy (l-r), Juliette Binoche, Sebastian Lelio, Trudie Styler, Justin Chang und Sandra Hüller. Foto: Gregor Fischer
dpa
Der Mann mit Hut und Schal geht: 18 Jahre Dieter Kosslick. Foto: Gregor Fischer
Der Mann mit Hut und Schal geht: 18 Jahre Dieter Kosslick. Foto: Gregor Fischer
dpa
Zum Abschluss ein dicker Kuss: Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Dieter Kosslick. Foto: Jens Kalaene
Zum Abschluss ein dicker Kuss: Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Dieter Kosslick. Foto: Jens Kalaene
dpa
Angela Schanelec hat einen Silbernen Bären für die beste Regie erhalten. Foto: Ralf Hirschberger
Angela Schanelec hat einen Silbernen Bären für die beste Regie erhalten. Foto: Ralf Hirschberger
dpa
Berlinale-Direktor Dieter Kosslick bekommt von Monika Grütters die Patenschaft über die Brillenbärin «Puna» geschenkt. Foto: Ralf Hirschberger
Berlinale-Direktor Dieter Kosslick bekommt von Monika Grütters die Patenschaft über die Brillenbärin «Puna» geschenkt. Foto: Ralf Hirschberger
dpa
Ein Goldener Bär für Nadav Lapid. Foto: Jens Kalaene
Ein Goldener Bär für Nadav Lapid. Foto: Jens Kalaene
dpa
Nadav Lapid hat mit seinem Fim «Synonyme» den Goldenen Bären gewonnen. Foto: Ralf Hirschberger
Nadav Lapid hat mit seinem Fim «Synonyme» den Goldenen Bären gewonnen. Foto: Ralf Hirschberger
dpa
Jury-Präsidentin Juliette Binoche überreicht den Goldenen Bär an Nadav Lapid. Foto: Ralf Hirschberger
Jury-Präsidentin Juliette Binoche überreicht den Goldenen Bär an Nadav Lapid. Foto: Ralf Hirschberger
dpa
Das große Abschlussbild. Foto: Ralf Hirschberger
Das große Abschlussbild. Foto: Ralf Hirschberger
dpa
Albrecht Schuch und Helena Zengel («Systemsprenger») freuen sich nach der Preisverleihung. Foto: Christoph Soeder
Albrecht Schuch und Helena Zengel («Systemsprenger») freuen sich nach der Preisverleihung. Foto: Christoph Soeder
dpa
Yong Mei und Wang Jingchun aus dem Film «Di jiu rian chang (So Long, my Son)» wurden als beste Darsteller*innen jeweils mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet. Foto: Ralf Hirschberger
Yong Mei und Wang Jingchun aus dem Film «Di jiu rian chang (So Long, my Son)» wurden als beste Darsteller*innen jeweils mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet. Foto: Ralf Hirschberger
dpa
Der Goldene Bär für den besten Kurzfilm geht an die deutsche Produktion «Umbra» von Florian Fischer (r) und Johannes Krell. Foto: Ralf Hirschberger
Der Goldene Bär für den besten Kurzfilm geht an die deutsche Produktion «Umbra» von Florian Fischer (r) und Johannes Krell. Foto: Ralf Hirschberger
dpa
Von Gefühlen überwältigt: Yong Mei ist als beste Darstellerin mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet. Foto: Ralf Hirschberger
Von Gefühlen überwältigt: Yong Mei ist als beste Darstellerin mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet. Foto: Ralf Hirschberger
dpa
Moderatorin Anke Engelke erinnert an den verstorbenen Schauspieler Bruno Ganz. Foto: Ralf Hirschberger
Moderatorin Anke Engelke erinnert an den verstorbenen Schauspieler Bruno Ganz. Foto: Ralf Hirschberger
dpa
Die Autoren des italienischen Films «Piranhas» sind mit dem Silbernen Bären für das beste Drehbuch geehrt worden: Maurizio Braucci, Claudio Giovannesi und Roberto Saviano (l). Foto: Ralf Hirschberger
Die Autoren des italienischen Films «Piranhas» sind mit dem Silbernen Bären für das beste Drehbuch geehrt worden: Maurizio Braucci, Claudio Giovannesi und Roberto Saviano (l). Foto: Ralf Hirschberger
dpa
Dieter Kosslick (l) und die künftigen Berlinale-Chefs Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek. Foto: Ralf Hirschberger
Dieter Kosslick (l) und die künftigen Berlinale-Chefs Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek. Foto: Ralf Hirschberger
dpa
Abschied von Berlinale-Chef Dieter Kosslick. Foto: Jens Kalaene
Abschied von Berlinale-Chef Dieter Kosslick. Foto: Jens Kalaene
dpa
Er hat der Berlinale geformt: Dieter Kosslick. Foto: Gregor Fischer
Er hat der Berlinale geformt: Dieter Kosslick. Foto: Gregor Fischer
dpa
Ein Bär für Dieter Kosslick. Foto: Ralf Hirschberger
Ein Bär für Dieter Kosslick. Foto: Ralf Hirschberger
dpa
Juliette Binoche und das Berlinale-Publikum feiern Dieter Kosslick. Foto: Ralf Hirschberger
Juliette Binoche und das Berlinale-Publikum feiern Dieter Kosslick. Foto: Ralf Hirschberger
dpa
Anke Engelke lässt das Haar wehen. Was wird sie künftig ohne Dieter Kosslick machen? Foto: Ralf Hirschberger
Anke Engelke lässt das Haar wehen. Was wird sie künftig ohne Dieter Kosslick machen? Foto: Ralf Hirschberger
dpa