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Leberentzündung Eisbärenbaby Fritz stirbt im Berliner Tierpark

Der Berliner Tierpark steht vor einem Rätsel. Vier Monate entwickelt sich der kleine Eisbär Fritz prächtig. Doch dann nimmt ein Drama seinen Lauf.

07.03.2017, 14:52

Berlin (dpa) - Schock für den Berliner Tierpark: Nur gut vier Monate nach seiner Geburt ist das Eisbärenbaby Fritz gestorben. Die genaue Todesursache ist nicht bekannt, dazu sind nun umfangreiche Untersuchungen von Gewebe- und Blutproben geplant.

Bisher stehe nur fest, dass das Jungtier eine massiv entzündete und vergrößerte Leber hatte, sagte Zoo- und Tierparkdirektor Andreas Knieriem am Dienstag.

"Wir sind fassungslos, sehr traurig und deprimiert", betonte er. "Es ist unglaublich, wie schnell uns dieser kleine Eisbär ans Herz gewachsen ist." Knieriem sprach von einem akuten Krankheitsverlauf bei Fritz. Dass eine solche Entwicklung innerhalb von zwölf Stunden zum Tod führe, sei sehr selten. "Ich habe so etwas noch nie erlebt."

Fritz, Sohn der siebenjährigen Tonja und des fünfjährigen Wolodja, war das erste Eisbärenjunge im Tierpark seit 22 Jahren. Seine Geburt am 3. November sowie die ersten Fotos und Filmaufnahmen hatten die Berliner begeistert. Tonja kümmerte sich liebevoll um den Kleinen, der den Stall noch nicht verlassen hatte. Ende der Woche sollte er erstmals in der extra umgebauten Außenanlage herumtollen.

Am Wochenende gab es erste Anzeichen für Probleme. Am Sonntag habe Fritz einen etwas müden Eindruck gemacht, aber gut getrunken, berichtete Knieriem. Am Montag ging es dann dramatisch zu. Fritz habe um 8.00 Uhr schwere Bauchkrämpfe gehabt. "Er lag auf der Seite und schrie." Untersuchungen im benachbarten Institut für Zoo und Wildtierforschung mit hochmodernen Geräten hätten außer der Lebervergrößerung keine sicheren Ergebnisse gebracht. Gegen 19.30 Uhr habe das Herz des Tieres aufgehört zu schlagen.

"Wir stehen vor einem Rätsel. Und ich hoffe, dass wir das lösen können", sagte Knieriem. "Nichts ist schlimmer, als wenn man als Tierarzt nichts machen kann." Fritz sei 14,5 Kilogramm schwer und 70 Zentimeter groß gewesen. "Er war kräftig, groß und gut genährt."

Schon 2006 hatte die Geburt eines Eisbären Berlin und ganz Europa elektrisiert: Im Zoologischen Garten kam Knut zur Welt. Erstmals bei einem Eisbärenjungen in Deutschland begleiteten damals die Medien die Aufzucht des Bären. Doch auch in dem Fall endete die Geschichte dramatisch: 2011 starb Knut im Alter von nur vier Jahren. In freier Wildbahn werden Eisbären deutlich älter als 20 Jahre, in Zoos bis zu 40 Jahre. Sowohl Fritz als auch Knut waren als Zwillinge zur Welt gekommen, ihre Geschwister starben kurz darauf.

Tierschützer forderten angesichts der Nachrichten aus Berlin einen Zuchtstopp für Eisbären. "Die Haltungsbedingungen in Zoos sind derart unnatürlich, dass ein großer Teil der Eisbärenbabys die ersten Monate nicht überlebt", erklärte die Organisation Peta. Dies geschehe teils aufgrund mangelhafter Haltungsbedingungen, teils aufgrund schwerer Verhaltensstörungen der Muttertiere.

"Gerade bei Eisbären ist die Nachzucht problematisch und immer wieder von Todesfällen überschattet", sagte der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder. In den vergangenen zehn Jahren habe in deutschen Zoos nur jedes dritte Jungtier überlebt. "Die Zoodirektoren müssen sich jetzt endlich fragen, ob dieser Weg etwas mit Arterhaltung und Tierschutz zu tun hat", forderte Schröder. "Weder werden die Tiere letztlich ausgewildert, noch leistet ihre Haltung einen Beitrag zum Artenschutz."

Tierpark Berlin

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