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Auszeichnungen Kein Goldener Schuh, aber Weltfußballer? Lob für Lewandowski

Im Schatten der Abo-Weltfußballer Lionel Messi und Cristiano Ronaldo hoffen Außenseiter meist vergeblich. Robert Lewandowski hätte die Auszeichnung nach Ansicht seines Chefs verdient. Die FIFA prüft "verschiedene Optionen". Zwei Trophäen sind bereits außer Reichweite.

Von Florian Lütticke und Christian Kunz, dpa 30.07.2020, 13:42
Alexander Hassenstein
Alexander Hassenstein Getty Images Europe/Pool

Zürich (dpa) - Im Rennen um den Goldenen Schuh für Europas Top-Torjäger muss sich Robert Lewandowski dem Ex-Dortmunder Ciro Immobile geschlagen geben. Die Hoffnung des Bayern-Stars auf eine ersehnte individuelle Ehrung für seine Ausnahmesaison lebt aber weiter.

Im Gegensatz zum abgesagten Ballon d'Or hat die FIFA die Auszeichnung des Weltfußballers für dieses Jahr trotz der Corona-Pandemie noch nicht aufgegeben, wie ein Sprecher des Weltverbands der Deutschen Presse-Agentur sagte. "Wir prüfen verschiedene Optionen, in welcher Form wir etwas durchführen würden."

Sowohl Europas als auch Deutschlands Fußballer des Jahres sollen zudem definitiv gekürt werden, beide Trophäen wurden Lewandowski noch nie zuteil.

Zuletzt hatte Karl-Heinz Rummenigge Lobbyarbeit für Lewandowski betrieben und ein Gespräch mit FIFA-Präsident Gianni Infantino angekündigt. Den Verzicht auf den von der Zeitschrift "France Football" vergebenen Goldenen Ball bedauert der Münchner Vorstandschef. "Er spielt vielleicht die beste Saison seiner Karriere", sagte der 64-Jährige über den fünfmaligen Bundesliga-Torschützenkönig. "Er hätte es in diesem Jahr verdient." In der Corona-Saison, in der mit Ausnahme Frankreichs in allen Top-Ligen der Meister sportlich gekürt wurde, müsse am Ende der beste Spieler ausgezeichnet werden.

Trotz 34 Treffer in der Liga konnte sich Lewandowski aber auch nicht als erster Profi eines deutschen Vereins seit Gerd Müller über den Goldenen Schuh freuen. Mit dem 35. Saisontor in der Serie A überflügelte Lazio Roms Immobile den Polen, den er einst als Nachfolger beim BVB nicht ersetzen konnte. Unter anderem weil die Spitzenligen in England, Spanien und Italien mit 20 Teams spielen, besitzen Bundesligaprofis eine schlechtere Ausgangslage für die von europäischen Medien ausgelobte Torjäger-Trophäe.

Auch bei der Weltfußballer-Kür stehen traditionell andere Superstars im Fokus. So müsste Lewandowski seine Topform auch nach der Corona-Pause beim Abschluss der Champions League bestätigen, um globale Aufmerksamkeit zu erregen. Mit großen Spielen und einem Triumph des FC Bayern würden seine Außenseiterchancen im Rennen gegen die Dauersieger Cristiano Ronaldo und Lionel Messi steigen. 51 Pflichtspieltore in 43 Spielen sind beste Werbung von Lewandowski.

"Wenn Sie mich fragen, ob ich irgendwann gerne Weltfußballer wäre? Selbstverständlich!", hatte der 31-Jährige in der Vergangenheit schon mal den Wunsch artikuliert. Zuletzt hielt er sich mit Äußerungen zu diesem Thema zurück. Sicher auch wissend, dass die Phalanx der seit zwei 2008 immer siegreichen Superstars nur einmal durchbrochen wurde: im Jahr 2018 durch Kroatiens Vize-Weltmeister Luka Modric (Real Madrid). Vor Fortsetzung der Königsklasse führt Lewandowski mit elf Treffern vor Dortmunds Erling Haaland (zehn) die Torjägerliste an - und liegt deutlich vor Messi und Ronaldo mit je zwei.

Selbst in der Wahrnehmung der deutschen Kollegen liegen die Megastars noch vorne. In einer Umfrage des "Kicker", an der insgesamt 270 Bundesligaprofis teilnahmen, sprach sich zuletzt zwar knapp die Hälfte (42,6 Prozent) dafür aus, dass Lewandowski in der abgelaufenen Saison der beste Feldspieler der Liga war. Bei der Frage, wer derzeit der beste Spieler der Welt ist, votierte jedoch nur gut jeder Zehnte (10,7) für den Bayern-Stürmer. Mehr als die Hälfte stimmte für Messi. Ein direktes Duell winkt im Königsklassen-Viertelfinale in Lissabon - wenn der FC Bayern und Barcelona ihre Achtelfinal-Pflicht erfüllen.

Die vergangenen vier Jahre, in denen die FIFA den Weltfußballer-Titel wieder komplett eigenständig vergibt, kam Lewandowski bei den Abstimmungen von Trainern und Kapitänen der Nationalteams, Medienvertretern sowie Fans nie unter den besten Zehn. Im Jahr 2015 erreichte er als Vierter mit gut vier Prozent aller Stimmen sein bislang bestes Ergebnis hinter Sieger Messi (41,3 Prozent). Doch sein eigener Coach glaubt natürlich an Lewandowski. "Warum nicht? Er hat mit enorm guten Leistungen in diesem Jahr alle Voraussetzungen geschaffen", sagte Hansi Flick. "Ich würde es ihm wünschen."

© dpa-infocom, dpa:200729-99-971466/6

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