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100 Tage vor Beginn Terrorgefahr bei Fußball-WM - FIFA reagiert gelassen

Die WM in Russland soll ein friedliches Fußball-Fest werden. Doch die Sicherheitsbehörden sind in erhöhter Alarmbereitschaft. Das Bundeskriminalamt stuft die Terrorgefahr in einem Geheimpapier angeblich als hoch ein.

Von Eric Dobias und Thomas Körbel, dpa 06.03.2018, 22:22

Frankfurt/Main/Moskau (dpa) - 100 Tage vor dem Anstoß zur Fußball-WM verbreiteten Russlands Präsident Wladimir Putin und FIFA-Boss Gianni Infantino in einer Videobotschaft eine fröhliche Stimmung, doch hinter den Kulissen gibt es Sorgen um die Sicherheit.

Laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung geht das Bundeskriminalamt (BKA) in einem vertraulichen Papier von einer hohen Terrorgefahr bei der WM durch radikale Islamisten aus. Aufgrund islamistischer Strukturen in Teilen des WM-Gastgeberlandes sowie der hohen Zahl russischstämmiger IS-Kämpfer in Syrien und Irak sehe die Behörde eine besondere Gefährdungslage, berichtete das Blatt. Das BKA wollte sich dazu nicht äußern.

Der Weltverband FIFA reagierte gelassen. "Die ohnehin schon hohen Sicherheitsstandards in Russland wurden und werden ständig auf die spezifischen Anforderungen und Herausforderungen einer solchen Sportgroßveranstaltung abgestimmt", sagte ein FIFA-Sprecher am Dienstag. Der Confederations Cup in Russland im vergangenen Jahr habe gezeigt, "dass diese Konzepte greifen".

Die russischen WM-Organisatoren wiesen Bedenken wegen möglicher Terroranschläge bei der Endrunde vom 14. Juni bis 15. Juli zurück. Das Sicherheitskonzept müsse nicht verändert werden, teilte das Organisationskomitee auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag in Moskau mit. "Szenarien für alle möglichen Arten von Angriffen wurden berücksichtigt", hieß es weiter. ""Russlands Sicherheitskräfte werden zusammen mit der privaten Sicherheit in den Stadien garantieren, dass das Fußballfest in den elf Austragungsorten reibungslos abläuft."

Doch die Angst vor Anschlägen ist nicht ganz unbegründet. Dies hatte die DFB-Auswahl im November 2015 beim Länderspiel gegen Frankreich in Paris erfahren müssen. Nur der Aufmerksamkeit eines Einlasskontrolleurs, der bei einem der IS-Attentäter eine Sprengstoffweste entdeckte, war zu verdanken, dass am Stadion selbst nicht mehr passierte. Bei der folgenden Anschlagserie kamen 130 Menschen ums Leben.

Das Auswärtige Amt in Berlin gibt in seinen Reisehinweisen an, dass Attentate in Russland nicht ausgeschlossen sind. Darauf haben sich auch die deutschen WM-Reiseveranstalter eingestellt. "Die Sicherheitsvorkehrungen werden einem Großevent entsprechend sehr aufwendig sein", sagte eine Sprecherin des Anbieters DER Touristik.

Auch im Gastgeberland ist das Bewusstsein für die Gefährdung groß. Der Anschlag auf die Metro in St. Petersburg im April 2017 mit 16 Toten hatte der russischen Öffentlichkeit vor Augen geführt, dass auch im Herzen einer pulsierenden Metropole Anschläge möglich sind. Auch die Terrorattacken auf den Moskauer Flughafen Domodedowo 2011 und auf die Moskauer Metro 2010 sind in den Köpfen noch präsent.

Die Sicherheitskräfte warnen immer wieder vor allem vor Anschlägen sogenannter IS-Rückkehrer. Denn nach Einschätzung Moskauer Geheimdienste sollen sich Tausende Bürger aus Russland und früheren Sowjetrepubliken der Terrorgruppe Islamischer Staat in Syrien und im Irak angeschlossen haben. Seit Monaten gibt es vor allem im islamisch geprägten Unruhegebiet Nordkaukasus Anti-Terror-Einsätze gegen mutmaßliche Extremisten.

Der IS habe seit Mitte Oktober des vergangenen Jahres zunehmend die WM 2018 thematisiert, zitiert die "Bild"-Zeitung aus dem geheimen Gefährdungslagebild des BKA. Im Netz kursieren Collagen, auf denen die angebliche Hinrichtung von Weltstars wie Lionel Messi, Cristiano Ronaldo oder Neymar angedeutet wird, oder auf denen Dschihadisten mit Bomben und Maschinengewehren vor russischen Stadien posieren. Zur WM plant Russland daher erhöhte Sicherheitsmaßnahmen. Es dürfte mehr Kontrollen und Polizeipräsenz geben. Allein im Gebiet Moskau sollen sich 6500 Sicherheitskräfte um WM-Veranstaltungen kümmern.

Mit einem "Festival der Gewalt" von Hooligans wie bei der EM 2016 in Frankreich, als bei blutigen Straßenschlachten in Marseille 35 zumeist englische Fans verletzt wurden, rechnen Beobachter in Moskau momentan eher nicht. Die Behörden verweisen auf die positiven Erfahrungen beim Confed Cup im vergangenen Sommer. Präventiv haben sie Hunderte bekannte Hooligans auf eine schwarze Liste gesetzt. Sie dürfen nicht zu WM-Spielen kommen und stehen unter Beobachtung.

Bericht der "Bild" hinter Bezahlschranke

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