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Großer Bedarf Trauriger Valentinstag: Blumenhandel leidet unter Lockdown

Auch in diesem Jahr werden am Valentinstag zahllose Blumen verschenkt. Doch die meisten Blumen-Fachhändler dürften wegen des Lockdowns vom ersten wichtigen Geschenktag des Jahres nicht profitieren. Das große Geschäft werden andere machen.

Von Erich Reimann, dpa 11.02.2021, 06:18
Matt Crossick
Matt Crossick PA Wire

Düsseldorf (dpa) - Bei vielen Blumenhändlern wird es in diesem Jahr am Valentinstag lange Gesichter geben. "Der Valentinstag am 14. Februar ist eigentlich der erste wichtige Blumenschenktag im Jahr - die Umsätze in den Blumenfachgeschäften steigen dann um bis zu 200 Prozent", sagt Nicola Fink vom Fachverband Deutscher Floristen.

Eigentlich. Denn im Corona-Jahr 2021 ist alles ganz anders. In den meisten Bundesländern werden die Blumenläden am Valentinstag wegen des Lockdowns wohl noch geschlossen sein. Und selbst dort, wo sie offen sind - etwa in Nordrhein-Westfalen und Hessen -, ist das Angebot häufig eingeschränkt. Viele Blumenhändler müssen deshalb zusehen, wie andere das große Geschäft machen.

Denn der Bedarf an Blumen zum Valentinstag dürfte in diesem Jahr trotz der Pandemie nicht viel geringer sein als sonst. Nach einer aktuellen Umfrage der Unternehmensberatung Simon Kucher & Partners wollen auch in diesem Jahr gut zwei Drittel der Befragten ihre Liebsten mit etwas Schönem überraschen. Jeder Vierte will demnach Blumen verschenken. Das liegt kaum unter dem Vorjahresniveau.

Doch werden die Pflanzen in diesem Jahr viel häufiger als sonst aus dem Supermarkt oder aus einem Online-Shop stammen. Kauften im vergangenen Jahr der Umfrage zufolge noch fast zwei Drittel der Konsumenten den Blumenstrauß zum Valentinstag bei ihrem lokalen Blumenhändler, so planen das in diesem Jahr nur noch 41 Prozent der Befragten. Mehr als die Hälfte will in diesem Jahr die Blumen im Lebensmittelhandel oder online kaufen. Vor einem Jahr tat das nicht einmal jeder Dritte.

"Der Blumenabsatz im Lebensmittelhandel hat stark zugenommen. Für die Kundinnen und Kunden ist es einfach bequem, die Blumen beim Lebensmitteleinkauf mitzunehmen - und sie ersparen sich, noch in einen weiteren Laden gehen zu müssen", berichtet Eva Stüber vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH). Gerade dieses Bequemlichkeitsargument habe in Corona-Zeiten eine verstärkte Bedeutung gewonnen.

Viele Blumenhändler und Gartencenter-Betreiber sehen die florierenden Geschäfte der Lebensmittelhändler allerdings mit Wut im Bauch. "Wir können nur zuschauen, wie die Konkurrenz unser Geschäft übernimmt", klagte kürzlich der Geschäftsführer des Floristenverbandes Bayern, Roland Maierhofer. Und auch der Präsident des Zentralverbandes Gartenbau, Jürgen Mertz, beschwerte sich, das einige Supermärkte ihr Blumenprogramm im Lockdown ausgebaut hätten und dafür sogar Radiowerbung machten. "Da hört unsrer Verständnis auf."

Mertz, der selbst ein Gartencenter im hessischen Hadamar betreibt, drängt darauf, dass Blumenläden und Gartencentern spätestens zum 1. März wieder bundesweit öffnen dürfen. Andernfalls würden wieder große Mengen an Pflanzen, die für das Frühjahr gezüchtet worden seien, auf dem Kompost landen. Schon jetzt müssten erste Pflanzen entsorgt werden.

Es geht um einen Milliardenmarkt: Die Verbraucher in Deutschland geben im Jahr fast 9 Milliarden Euro für Blumen und Pflanzen aus. Und 2020 war für nach Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft war trotz oder wegen Corona sogar ein "Rekordjahr für den Zierpflanzenbau".

Trotz der schwierigen Situation und der lautstarken Klagen ist die Branchenkennerin Stüber denn auch durchaus optimistisch, was die Zukunft der Floristen-Zunft angeht. "Eine große Insolvenzwelle im Blumenhandel ist nicht zu erwarten, denn die Branche profitiert von dem gesteigerten Bedürfnis nach Gemütlichkeit und positiven Emotionen im Wohnumfeld", meint sie.

Die Tradition, seinen Liebsten am Valentinstag ein Geschenk zu machen, stammt eher aus dem angelsächsischen Raum. In Deutschland wurde sie in den vergangenen Jahrzehnten mit Werbung der Floristik- und Süßwarenindustrie gefördert.

© dpa-infocom, dpa:210208-99-345276/3