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Berlinale Zwischen Pattinson und Paraguay

Ein Western mit Robert Pattinson und eine Premiere aus Paraguay: Bei der Berlinale gehen nach der Eröffnung die nächsten Kandidaten ins Rennen um die Bären-Trophäen. Auch in den Nebenreihen des Festivals gibt es einiges zu entdecken.

Von Peter Claus und Caroline Bock, dpa 16.02.2018, 14:00

Berlin (dpa) - Mit dem Hollywoodstar Robert Pattinson und einem Film aus Paraguay ist die Berlinale am Freitag durchgestartet. Es zeichnet sich ab: Es könnte ein Wettbewerb der starken Frauen werden.

Die Wild-West-Parodie "Damsel" von David und Nathan Zellner bietet Spaß und Augenzwinkern. Neben dem "Twilight"-Star Pattinson gehört Mia Wasikowska zur Besetzung. Es geht auch darum, wie sich eine Frau gegen Männer mit überholten Macho-Vorstellungen zur Wehr setzt.

Der paraguayische Autor und Regisseur Marcelo Martinessi setzte mit seinem Spielfilmdebüt "Die Erbinnen" einen kraftvollen Akzent. Es ist der erste Film aus Paraguay in einem Berlinale-Wettbewerb. Der mit Geld aus Deutschland produzierte Film um die Lebenskrise eines älteren lesbischen Paares überzeugt als hintergründige Studie über den Existenzkampf so genannter kleiner Leute in einer Welt, die von wenigen Machthabern mit viel Geld regiert wird.

Martinessi versteht seinen Film als Parabel auf die Situation Paraguays nach der Amtsenthebung des Präsidenten Fernando Lugo, des "Bischofs der Armen", im Jahr 2012. Dazu sagte er in Berlin: "Wir fühlen uns in Paraguay wie ein einem Gefängnis. Denn der Staatsstreich von 2012 hat uns in jeder Hinsicht in die Vergangenheit zurückgeworfen. Es ist Aufgabe meiner Generation, dagegen aufzubegehren. Deshalb habe ich diesen Film gedreht."

Die Hauptdarstellerin Ana Brun empfiehlt sich mit ihrem Porträt einer Frau, die versucht, eingefahrene Lebenswege zu verlassen, als Kandidatin für die Auszeichnung als beste Schauspielerin. Auf der Pressekonferenz für die internationalen Medienvertreter gestand sie mit Tränen in den Augen: "Ich zeige hier sehr viel von mir selbst, von meinem Leben. Mehr möchte ich dazu nicht sagen."

Große Freude herrschte bei der Berlinale und Festivalchef Dieter Kosslick, als die Freilassung des "Welt"-Journalisten Deniz Yücel aus türkischer Untersuchungshaft bekannt wurde. Man sei "überglücklich", teilte das Filmfestival mit. Kosslick hatte sich bei der Eröffnungsgala am Donnerstagabend für den Journalisten stark gemacht, der vor einem Jahr in der Türkei inhaftiert wurde. "365 Tage und 365 Nächte sind sehr lang", sagte der Festivaldirektor.

Am Freitag ging es auch um den deutsch-österreichischen Beitrag "Styx" mit Susanne Wolff in der Hauptrolle, den Eröffnungsfilm der Reihe Panorama Special. Regisseur Wolfgang Fischer erzählt die Geschichte einer deutschen Ärztin, die eigentlich einen Abenteuer-Segeltörn auf eine Insel im Südatlantik unternehmen will. Auf ihrem Trip trifft sie zufällig auf ein hoffnungslos überladenes Flüchtlingsboot und steht urplötzlich vor existenziellen Entscheidungen - in einer Situation, die sie nicht mehr unter Kontrolle hat.

Susanne Wolff ("Rückkehr nach Montauk") spielt eine Frau, die sowohl in ihrem Beruf als auch auf ihrem ambitionierten Segel-Trip durch und durch Profi ist. Mit dem Elend ertrinkender Flüchtender konfrontiert, verliert sie jedoch ihre sonst so gewohnte Handlungssicherheit und ist auf einmal völlig auf sich gestellt. Auf die Rolle und die Dreharbeiten vor Malta musste sich Wolff trotz Segel-Erfahrung intensiv vorbereiten, unter anderem mit vier Tagen Segeltraining in Travemünde. "Am Schluss gab es sogar eine Regatta, wo wir mitgesegelt sind."

Am Samstag startet der erste von vier deutschen Filmen im Wettbewerb. Christian Petzold ("Barbara") hat mit Franz Rogowski und Paula Beer den Roman "Transit" von Anna Seghers verfilmt. Auf der Flucht vor den Nazis nimmt der junge Georg die Identität eines toten Schriftstellers an. In Marseille trifft er eine Frau, die ihren Mann verzweifelt sucht - ausgerechnet jenen Mann, in dessen Rolle Georg geschlüpft ist.

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Damsel

Die Erbinnen

Styx

Ana Ivanova (l-r), Margarita Irun, Marcelo Martinessi und Ana Brun gelang mit «Die Erbinnen» ein starker Film. Foto: Maurizio Gambarini
Ana Ivanova (l-r), Margarita Irun, Marcelo Martinessi und Ana Brun gelang mit «Die Erbinnen» ein starker Film. Foto: Maurizio Gambarini
dpa