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Niels Högel vor Gericht Eine Chronologie des Schreckens

21.11.2018, 16:06
Der wegen vielfachen Mordes Angeklagte Niels Högel sitzt im Gerichtssaal. Foto: Julian Stratenschulte
Der wegen vielfachen Mordes Angeklagte Niels Högel sitzt im Gerichtssaal. Foto: Julian Stratenschulte dpa Pool

Oldenburg (dpa) - Die Taten von Ex-Krankenpfleger Niels Högel wurden zum Teil erst mehr als zehn Jahre später aufgeklärt. Ein Rückblick:

1999-2002: Niels Högel arbeitet im Klinikum Oldenburg. Die Ermittler geben später an, dass es schon damals Hinweise auf ungewöhnlich viele tote Patienten und Wiederbelebungen während der Schichten Högels gab. In Oldenburg wird er mit einem guten Arbeitszeugnis verabschiedet.

2002-2005: Der Pfleger arbeitet auf der Intensivstation im Klinikum Delmenhorst. Dort kursieren bald Gerüchte, dass die Zahl der Todesfälle während seiner Schichten hoch sei.

Juni 2005: Eine Krankenschwester ertappt ihn, als er einem Patienten ein nicht verordnetes Mittel verabreicht. Der Patient stirbt, die Klinik lässt dessen Blut untersuchen. Dennoch wird Högel weder von Vorgesetzten sofort darauf angesprochen noch sofort entlassen. In seiner letzten Schicht tötet er eine weitere Patientin.

2006: Das Landgericht Oldenburg verurteilt Högel wegen versuchten Totschlags zu fünf Jahren Haft. Der Bundesgerichtshof kippt das Urteil.

Juni 2008: Im Revisionsprozess verurteilt ihn das Landgericht Oldenburg zu siebeneinhalb Jahren Haft wegen Mordversuchs.

Januar 2014: Die Staatsanwaltschaft erhebt erneut Anklage gegen Högel, der Prozess beginnt im September.

November 2014: Eine Sonderkommission der Polizei ermittelt. Sie geht inzwischen mehr als 200 Verdachtsfällen nach.

Januar 2015: Högel gesteht vor Gericht etwa 90 Taten. Bis zu 30 Patienten sollen gestorben sein.

Februar 2015: Das Landgericht Oldenburg verurteilt Högel wegen zweifachen Mordes, zweifachen Mordversuchs und gefährlicher Körperverletzung an Patienten in Delmenhorst zu lebenslanger Haft.

April 2015: Die Staatsanwaltschaft Osnabrück erhebt Anklage gegen einen früheren Oberstaatsanwalt, der für die Fälle zuständig war. Er soll die Ermittlungen verschleppt haben. Doch weder das Landgericht noch das Oberlandesgericht Oldenburg sehen einen hinreichenden Tatverdacht; es kommt nicht zum Prozess.

Juni 2016: Die Ermittler geben bekannt, dass Högel für weitere Todesfälle am Klinikum Delmenhorst verantwortlich sei. Er habe gestanden, auch in Oldenburg Patienten getötet zu haben.

März 2017: Das Landgericht Oldenburg eröffnet das Verfahren gegen zwei ehemalige Oberärzte und eine weitere Leitungskraft aus Delmenhorst. Ihnen wird Totschlag durch Unterlassen vorgeworfen. Sie hätten von den Taten gewusst, seien aber nicht eingeschritten.

August 2017: Die aktuellen Leiter des Oldenburger Klinikums werfen in einer Stellungnahme ihren Vorgängern vor, die Ermittlungsbehörden nicht rechtzeitig eingeschaltet zu haben: "Wir halten deren Einschätzung aus heutiger Sicht für falsch."  

August 2017: Ermittler gehen mittlerweile von der größten Mordserie in der deutschen Nachkriegsgeschichte aus: Niels Högel habe mindestens 84 weitere Menschen auf dem Gewissen.

November 2017: Toxikologische Untersuchungen lassen die Ermittler davon ausgehen, dass Högel für rund 100 Todesopfer in Delmenhorst und Oldenburg verantwortlich ist.

Pressemitteilung des Landgerichts Oldenburg

Pressemitteilung des Klinikums Oldenburg

Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft und PD Oldenburg