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Amtsniederlegung Erwin Sellering: Kümmerer und erfolgreicher Wahlkämpfer

Obwohl er das Rentenalter erreicht hatte, wollte Erwin Sellering noch vor wenigen Monaten von Ruhestand nichts wissen. Der gebürtige Westfale trat im Herbst seine dritte Amtszeit als Ministerpräsident Mecklenburg-Vorpommerns an. Diese endet nun viel früher als erwartet.

30.05.2017, 12:48

Schwerin (dpa) - Nach der gewonnenen Landtagswahl im September 2016 hatte Erwin Sellering keinen Zweifel daran gelassen, dass er Mecklenburg-Vorpommern weiter führen will. Mit großem Elan und nimmermüdem Einsatz hatte er seine SPD allen schlechten Umfragewerten zum Trotz wieder zum Wahlsieg geführt.

Und so hat er auch den Fortbestand der von ihm favorisierten SPD/CDU-Koalition gesichert. Doch nun stoppt eine Krebserkrankung die politischen Pläne des 67-Jährigen, der überraschend alle seine Ämter niederlegte.

Erst Mitte Mai war er für weitere zwei Jahre zum Vorsitzenden der Nordost-SPD gewählt worden, die er seit 2007 angeführt hatte. Nun das abrupte Ende: "Nach fast neun Jahren als Ministerpräsident scheide ich mit großer Dankbarkeit aus diesem Amt, das es mir ermöglicht hat, einen Beitrag für eine gute Zukunft unseres Landes zu leisten", sagte Sellering am Dienstag.

Der in Sprockhövel bei Bochum geborene Westfale war 1994 mit seiner Familie nach Greifswald gezogen. Im gleichen Jahr trat er in die SPD ein und rückte schon 1996 in den Landesvorstand auf. Der damalige Ministerpräsident Harald Ringstorff holte ihn in die Staatskanzlei, machte ihn im Jahr 2000 zum Justiz- und 2006 zum Sozialminister.

2008 trat Sellering dann Ringstorffs Nachfolge als Regierungschef an und erreichte überraschend schnell auch dessen Popularitätswerte. Zwei Drittel der Bevölkerung zeigten sich in einer Umfrage kurz vor der Landtagswahl mit seiner Amtsführung zufrieden. Kein anderer ostdeutscher Regierungschef erreichte diesen Wert.

Sellering galt als Pragmatiker ohne ideologische Scheuklappen und als kommunikativer Teamspieler. Die von ihm fast neun Jahre lang geführte SPD/CDU-Regierung arbeitete weitgehend geräuschlos, machte in den vergangenen zehn Jahren keine Schulden und behielt auch in der Flüchtlingskrise die Übersicht. Kritiker warfen ihm vor, Probleme "wegzulächeln".

Für private Schlagzeilen sorgte der Regierungschef 2010, als er die 26 Jahre jüngere Britta Baum heiratete. Beide leben in Schwerin und haben einen knapp dreijährigen Sohn. Aus Sellerings erster Ehe stammen zwei inzwischen erwachsene Töchter.

Sellering auf SPD-Homepage

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