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Nur wenige geben auf Küsten-Camper entspannt: "Woanders noch viel schlimmer"

Dauerregen hat Campingplätze an den Küsten in Seenlandschaften verwandelt. Doch nur wenige Camper denken ans Abreisen. Woanders sei das Wetter doch viel schlimmer.

Von Eva-Maria Mester und Wolfgang Runge, dpa 27.07.2017, 12:29

Lübeck (dpa) - Camping im Dauerregen - das bedeutet aufgeweichte Böden, große Wasserlachen auf den Plätzen, triefende Zeltplanen. Noch habe kein Campingplatz "Land unter" gemeldet, sagte Gert Petzold vom Verband für Camping- und Wohnmobiltourismus in Schleswig-Holstein (VCSH).

Im Vergleich zu Niedersachsen sei das nördlichste Bundesland bislang glimpflich davon gekommen, sagt er. Auf den Campingplätzen an Ost- und Nordsee halten die meisten Camper durch. Nur einige wenige denken ans Abreisen. 

Dazu gehören Harald Zschaebitz und Per Saetre aus Norwegen. Die beiden Harley-Fahrer zelten seit Freitag auf dem Campingplatz Ivendorf zwischen Lübeck und Travemünde. Neben ihrem kleinen Zelt hat sich eine große Pfütze gebildet, Saetre steht mit nackten Füßen und hochgekrempelten Hosenbeinen im Wasser. "Uns reicht's, wir brechen unseren Aufenthalt hier ab", sagt Zschaebitz. "Ich komme seit 20 Jahren zur Travemünder Woche hierher, aber so schlimmes Wetter habe ich noch nie erlebt." 

Einige Meter weiter hat es sich Familie Lohmann aus Schneverdingen in Niedersachsen im Zelt gemütlich gemacht. Auf dem Campingkocher bereiten sie Spaghetti Bolognese zu. "Wir bleiben", sagt Mutter Nadine und die Kinder Aline (13) und Justin (10) nicken. "So ist das nun mal im Norden. Wir machen Ausflüge und irgendwann wird das Wetter ja wohl wieder besser", sagt die Mutter. 

Auch auf dem Campingplatz Sass in St. Peter-Ording bleiben die Gäste gelassen. "Auf Regen folgt stets Sonnenschein", sagt Nils Ladstätter aus dem hessischen Weiterstadt, der seit zwei Tagen mit dem Wohnmobil in Sankt Peter-Ording steht. "Wegen der Sicherheit wollen wir nicht ins Ausland: Woanders ist das Wetter doch viel schlimmer", ergänzt Ehefrau Kathrin: "An der Nordsee ist es auch bei Regen schön."

Sebastian Haage ist norddeutsches Schietwetter vom Wacken Open Air Festival gewohnt. Wenn es draußen stürmt und regnet, kuschelt er mit Freundin Heidi in einem kleinen Kuppelzelt auf dem Campingplatz Biehl. Ein "Damm" aus Grassoden um das Zelt herum soll die beiden vor nassen Schlafsäcken schützen. "Bisher blieb alles trocken", sagt er grinsend.

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) fielen allein am Dienstag in Lübeck innerhalb von 24 Stunden knapp 25 Liter Regen je Quadratmeter, in Kiel-Holtenau waren es 18,1 Liter und auf Fehmarn 13,7 Liter. Reichlich für manchen Küstenurlauber, doch in den besonders vom Dauerregen betroffenen Gebieten vom südlichen Niedersachsen über Teile Hessens und Thüringens bis nach Nordbayern fielen binnen 48 Stunden verbreitet mehr als 100 Millimeter Regen. 

Den von Überschwemmungen geplagten Campern machen die Wetterexperten Hoffnung. Das Tief "Alfred" ziehe nach Osten ab und damit gehe zumindest der Dauerregen zu Ende, verspricht der Deutsche Wetterdienst.