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Hintergrund Zwischen Freundschaft und Eiszeit - die USA und der Iran

15.06.2019, 23:01

Washington/Teheran (dpa) - Es ist längst Geschichte, dass die USA und der Iran einst enge Partner waren. Entspannung versprach das Wiener Atomabkommen von 2015, doch der von Präsident Donald Trump forcierte einseitige Ausstieg der USA machte die Hoffnung zunichte.

DER PUTSCH: 1953 bringen die USA und Großbritannien Irans demokratisch gewählten Ministerpräsidenten Mohammed Mossadegh zu Fall und stellen die Macht des Schahs wieder her. Mossadegh hatte sich den Zorn Londons und Washingtons zugezogen, weil er die Verstaatlichung der Ölindustrie verteidigte. 60 Jahre später gibt der US-Geheimdienst CIA seine Beteiligung an dem Putsch erstmals öffentlich zu.

DIE REVOLUTION: Nach monatelangen Streiks und Demonstrationen zieht der von den USA unterstützte Schah Mohammed Reza Pahlavi 1979 ins Exil. Ajatollah Khomeini ruft die Islamische Republik Iran aus. Am 4. November besetzen Studenten die US-Botschaft in Teheran, nehmen 52 Amerikaner in Geiselhaft und fordern die Auslieferung des Schahs. Washington verhängt Sanktionen, die Geiselnahme endet nach 444 Tagen.

DER SKANDAL: Im Herbst 1986 kommt die sogenannte Iran-Contra-Affäre ans Licht - der größte Skandal in der Amtszeit des republikanischen Präsidenten Ronald Reagan. Washington hatte dem verfeindeten Teheran Waffen verkauft und mit dem Gewinn illegal rechtsgerichtete Rebellen - die "Contras" - in Nicaragua finanziert.

DIE TRAGÖDIE: Zur Zeit des "Tankerkriegs" im Persischen Golf treffen von dem US-Kreuzer "Vincennes" abgefeuerte Raketen 1988 eine iranische Linienmaschine. Alle 290 Passagiere sterben, die meisten von ihnen Iraner. Die USA hatten ihre Luft- und Marinepräsenz in der Region damals verstärkt, um Öltanker vor iranischen Angriffen zu schützen. Die US-Crew hatte den Airbus für einen Kampfjet gehalten.

ENTTÄUSCHTE HOFFNUNG: Mit den Regierungen von Akbar Haschemi Rafsandschani (1989-1997) und Mohammed Chatami (1997-2005) folgt eine Phase der Öffnung in Richtung Westen. Das Blatt wendet sich 2005 mit dem Amtsantritt von Mahmud Ahmadinedschad, der unter anderem mit Hasstiraden gegen Israel für Empörung sorgt. 2002 wird bekannt, dass der Iran unter dem Deckmantel eines zivilen Nuklearprogramms geheim an Atomwaffen arbeitet. Mit Blick auf Iran, den Irak und Nordkorea spricht US-Präsident George W. Bush von der "Achse des Bösen".

DIE SANKTIONEN: Nach erfolglosen Verhandlungen über das Atomprogramm verhängen die Vereinte Nationen, EU, USA und andere Länder von 2006 an Strafmaßnahmen, die Teheran wirtschaftlich in Bedrängnis bringen. Der neue, als Reformer geltende Präsident Hassan Ruhani geht 2013 auf die internationalen Forderungen ein, das Atomprogramm zurückzufahren. Nach Jahrzehnten diplomatischer Eiszeit telefonieren die Präsidenten der USA, Barack Obama, und des Irans erstmals wieder miteinander.

DAS ABKOMMEN: Nach jahrelangen Verhandlungen einigen sich die UN-Vetomächte, Deutschland und der Iran 2015 in Wien auf ein Abkommen, das Teheran vom Bau einer Atombombe abbringen soll. Es stellt die iranische Atomindustrie unter Kontrolle und verspricht das Ende der Wirtschaftssanktionen.

DER AUSSTIEG: Trotz massiven Widerstands europäischer Partner zieht sich die neue US-Regierung unter Donald Trump 2018 aus dem Atomdeal zurück und setzt im November neue Wirtschaftssanktionen in Kraft. Die USA wollen den Iran zwingen, ein neues Abkommen mit schärferen Auflagen auszuhandeln. Sie wollen ein für alle Mal sicherstellen, dass es für den Iran keinen Weg zurück zu einer Atomwaffe gibt und dass sein ballistisches Raketenprogramm den UN-Resolutionen entspricht. Die Europäer wollen an der Vereinbarung von 2015 festhalten. Vermittlungsversuche von Außenminister Heiko Maas (SPD) und Japans Ministerpräsident Shinzo Abe fruchten zunächst nicht.