1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Nordkorea-Konflikt spitzt sich zu

Pjöngjang heizt Konflikt an Nordkorea-Konflikt spitzt sich zu

Der Konflikt um Nordkorea nimmt kein Ende. Die weitgehend isolierte Führung in Pjöngjang feuert eine Rakete über Japan ab - die internationale Politik reagiert scharf.

29.08.2017, 14:24

Seoul/Tokio (dpa) - Der Konflikt um Nordkoreas Raketen- und Atomprogramm spitzt sich weiter zu. Trotz harter Sanktionen feuerte das Militär des Landes unangekündigt eine Rakete von großer Reichweite über den Norden Japans hinweg in Richtung Pazifik und erntete dafür harsche internationale Kritik.

Die Rakete, vermutlich eine Mittelstreckenrakete, sei in einem Gebiet nahe der Hauptstadt Pjöngjang gestartet, teilte der Generalstab der südkoreanischen Armee mit. Sie sei etwa 2700 Kilometer weit geflogen.

Damit erreicht der Konflikt eine neue Stufe. Es war zwar nicht das erste Mal, dass eine nordkoreanische Rakete über Japan hinwegflog. Es sei aber das erste Mal, dass das unangekündigt geschehen sei, meldete der Sender NHK. Ein Regierungssprecher in Tokio sprach von einer "beispiellos ernsten und schweren Bedrohung".

Die japanische Regierung forderte die Einberufung des UN-Sicherheitsrates. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte, er begrüße eine solche Initiative. Er zeigte sich bestürzt darüber, "in welch brachialer Weise" Nordkorea geltendes Völkerrecht verletze.

US-Präsident Donald Trump verurteilte den Test und betonte: "Alle Optionen sind auf dem Tisch". Chinas Außenministeriums warnte, in dem Konflikt auf der koreanischen Halbinsel sei ein "?kritischer Punkt"? erreicht. Während Japan und seine Schutzmacht USA den Druck auf Pjöngjang nun weiter erhöhen wollen, demonstrierte Südkorea militärische Stärke.

Trump, der bereits mehrmals mit einem Alleingang in dem Konflikt gedroht hatte, warf der kommunistischen Führung in Pjöngjang vor, mit dem Test "seine Verachtung für seine Nachbarn, für alle Mitglieder der Vereinten Nationen und für einen Mindeststandard an akzeptablem Verhalten" signalisiert zu haben. Derartige Manöver festigten nur die Isolation des Landes.

Nordkoreas jüngster Raketentest wurde in Südkorea auch als Warnsignal gewertet, trotz zunehmenden Drucks durch die USA nicht einlenken zu wollen. Der Test erfolgte während laufender Militärübungen der USA mit Südkorea. Nordkorea unterstellt den Amerikanern regelmäßig, einen Angriff vorzubereiten. Die USA und Südkorea bestreiten das.

Die Rakete erreichte nach südkoreanischen Angaben eine Höhe von 550 Kilometern, bevor sie in den Pazifischen Ozean niederging. Das Militär untersuche, ob es eine Mittelstreckenrakete des Typs Hwasong-12 gewesen sei, die Nordkorea zuletzt im Mai getestet habe, berichteten südkoreanische Medien. Das US-Verteidigungsministerium, das den Test ebenfalls bestätigte, schloss dagegen nicht aus, dass es eine Interkontinentalrakete (ICBM) gewesen sein könnte.

Nordkorea hatte mit den Tests von zwei ICBM im Juli weltweit Empörung ausgelöst. Danach hatte der UN-Sicherheitsrat die bisher schwersten Wirtschaftssanktionen gegen Pjöngjang verhängt. Am vergangenen Samstag hatte Nordkoreas Militär drei Kurzstreckenraketen ins Japanische Meer (koreanisch: Ostmeer) geschossen. Eine der Raketen explodierte bei dem Test nach Angaben des US-Militärs bereits kurz nach dem Abheben.

Nach Berichten des japanischen Senders NHK stürzten bei dem jüngsten Test Teile des Flugkörpers etwa 1180 Kilometer östlich der nördlichsten Hauptinsel Hokkaido ins Meer. Japan habe jedoch keine Abwehrrakete gestartet, hieß es unter Berufung auf das Militär. 

In Südkorea wies Präsident Moon Jae In die Streitkräfte an, ihre Kampfkraft zu demonstrieren. Vier Kampfjets ließen daraufhin nach Angaben eines Sprechers auf einen Schießplatz in der Nähe der innerkoreanischen Grenze Bomben fallen. Bei der Übung sei die nordkoreanische Führung ein simuliertes Ziel gewesen, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap. Washington und Seoul würden außerdem darüber nachdenken, "strategische" Verteidigungswaffen nach Südkorea zu verlegen. Einzelheiten wurden zunächst nicht genannt. 

Der Nationale Sicherheitsrat Südkoreas verurteilte den Raketentest durch Nordkorea als Verletzung von UN-Resolutionen. Diese verbieten dem Land Tests mit ballistischen Raketen. Das sind in der Regel Boden-Boden-Raketen, die je nach Bauart einen konventionellen, chemischen, biologischen oder atomaren Sprengkopf tragen können. Nordkorea arbeitet an Raketen, die einen Atomsprengkopf bis in die USA tragen können.

Der Nordkorea-Konflikt heizt sich seit Monaten auf. Trump hatte Pjöngjang bereits mit "Feuer und Zorn" gedroht, was für internationale Unruhe sorgte. Nordkorea drohte zeitweise damit, Raketen in die Gewässer um die US-Pazifikinsel Guam abzufeuern.

Nordkorea dreht an der Eskalationsschraube

Eine Einheit der Luftselbstverteidigungsstreitkräfte Japans, der Japanese Air Self-Defense Force (JASDF), während einer Übung an PAC-3 Flugabwehrraketen bei Tokio. Foto: Eugene Hoshiko
Eine Einheit der Luftselbstverteidigungsstreitkräfte Japans, der Japanese Air Self-Defense Force (JASDF), während einer Übung an PAC-3 Flugabwehrraketen bei Tokio. Foto: Eugene Hoshiko
AP
Südkoreanische Panzer vom Typ K-9 fahren an der innerkoreanischen Grenze auf. Wenige Stunden zuvor hatte Nordkorea eine ballistische Rakete über den nördlichen Teil Japans hinweg ins Meer geschossen. Foto: YNA
Südkoreanische Panzer vom Typ K-9 fahren an der innerkoreanischen Grenze auf. Wenige Stunden zuvor hatte Nordkorea eine ballistische Rakete über den nördlichen Teil Japans hinweg ins Meer geschossen. Foto: YNA
YNA
Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un während einer Militärparade in Pjöngjang. Foto: Wong Maye-E/Archiv
Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un während einer Militärparade in Pjöngjang. Foto: Wong Maye-E/Archiv
AP
Will den Druck auf Nordkorea erhöhen: Japans Premier Shinzo Abe. Foto: Kyodo
Will den Druck auf Nordkorea erhöhen: Japans Premier Shinzo Abe. Foto: Kyodo
Kyodo News
Übung an PAC-3 Flugabwehrraketen auf der «U.S. Yokota Air Base» bei Tokio. Foto: Eugene Hoshiko
Übung an PAC-3 Flugabwehrraketen auf der «U.S. Yokota Air Base» bei Tokio. Foto: Eugene Hoshiko
AP