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Leichtathletik-EM Przybylko und Mihambo: Das neue deutsche Sprung-Wunder

Binnen zehn Minuten jubeln Hochspringer Mateusz Przybylko und Weitspringerin Malaika Mihambo über EM-Gold. Sie treten die Nachfolge von großen Namen der deutschen Leichtathletik an.

Von Florian Lütticke, Andreas Schirmer und Ralf Jarkowski, dpa 12.08.2018, 14:52

Berlin (dpa) - Im eigenen Jubeltaumel hatte Mateusz Przybylko den zweiten Gold-Coup der deutschen Leichtathleten binnen zehn Minuten zunächst gar nicht realisiert.

Erst der Stadionsprecher klärte den neuen Hochsprung-Europameister auf, dass Weitspringerin Malaika Mihambo sich nur kurz nach ihm im Berliner Olympiastadion ebenfalls den EM-Titel gesichert hatte. "What? Geil, ja super!", erinnerte sich Przybylko völlig aufgekratzt an seine erste Reaktion und scherzte: "Wir waren immer eine Werfergeneration, jetzt kommen langsam auch die Springer aus ihren Ecken."

Der 26 Jahre alte Überflieger aus Leverkusen und die 24 Jahre alte Sandgruben-Queen von der LG Kurpfalz feierten ihre jeweils ersten internationalen Titel. Dabei traten sie die Nachfolge von zwei großen Namen der deutschen Leichtathletik-Geschichte an.

Vor Przybylko hatte Dietmar Mögenburg 1982 in Athen den zuvor einzigen Hochsprung-EM-Triumph der Männer gefeiert. Mihambo, EM-Dritte von 2016, löste Heike Drechsler nach 20 Jahren als bislang letzte siegreiche deutsche Weitspringerin ab. "Es war einer der schönsten Leichtathletik-Tage, die wir seit langem hatten", schwärmte Idriss Gonschinska, Cheftrainer des Deutschen Leichtathletik- Verbandes. Er durfte sich am Samstagabend einen Tag vor EM-Abschluss auch über Silber und Bronze im Diskus für Nadine Müller und Shanice Craft freuen durfte.

So feierten auch die 60.500 Zuschauer völlig losgelöst die Höhepunkte im Minutentakt. "Es war richtig laut und es hat Spaß gemacht, hier zu springen", schwärmte Mihambo, die sich mit 6,75 Metern um zwei Zentimeter vor der Ukrainerin Marina Bech durchsetzte. In überlegener Manier dominierte Przybylko seinen Wettkampf und leistete sich bis einschließlich seiner übersprungenen Siegeshöhe von 2,35 Meter keinen Fehlversuch. "Europameister? Ich! Ich bin zu Boden gefallen, habe einfach losgeheult", sagte er auch mit einigem Abstand immer noch überwältigt.

Mit siebenmal Edelmetall sind die Werfer und Kugelstoßer im deutschen EM-Team immer noch herausragend, doch die Sparte Sprung durfte sich in Berlin gleich über fünf Medaillen freuen. So viele waren es zuletzt 1998. "Es gibt auf jeden Fall einen Aufwärtstrend", sagte Hochsprung-Legende Carlo Thränhardt.

Neben Przybylko und Mihambo waren in Berlin auch Weitspringer Fabian Heinle, Dreispringerin Kristin Gierisch (beide Silber) und Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch (Bronze) erfolgreich. "Man muss Leichtathletik breit und komplex entwickeln", erläuterte Gonschinska den Ansatz des Verbands. "Die Idee war, über die EM den nächsten Schritt zu gehen und zu zeigen, dass man in vielen Bereichen auf einem guten Weg ist."

Dies gilt auch für die Überraschungs-Europameister. Zwei Karriere-Träume habe er mit WM-Bronze in der Halle im vergangenen März und dem EM-Titel nun bereits erreicht, berichtete Przybylko. "Bald will ich den deutschen Rekord, das ist machbar." Einmal versuchte er sich in Berlin bereits an 2,38 Metern - einen Zentimeter mehr, als Carlo Thränhardt vor 34 Jahren schaffte. "Ich hatte aber bei jedem Sprung 200 Prozent gegeben, da war dann die Luft raus", sagte Przybylko.

Thränhardt sieht den Europameister in der Lage, seine 34 Jahre alte Bestmarke zu verbessern. "Nach dem Wettkampf traue ich es ihm zu", sagte der 61-Jährige. "Irgendwann wird das Ding auch fällig. Ich gönne es ihm."

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