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1636 Quadratkilometer groß Riesiger Eisberg in der Antarktis abgebrochen

Antarktischen Eisflächen bröckeln im Zuge des Klimawandels. Vor den Folgen warnte der Weltklimarat erst kürzlich wieder. Gerade hat sich dort ein gigantischer Eisberg gelöst. Auf die Erderwärmung geht zumindest dieser Abbruch wohl nicht zurück.

01.10.2019, 15:17
Riss am Amery-Schelfeis in der Antarktis. Foto: Richard Coleman/RICHARD COLEMAN/AAP/dpa
Riss am Amery-Schelfeis in der Antarktis. Foto: Richard Coleman/RICHARD COLEMAN/AAP/dpa RICHARD COLEMAN/AAP

Canberra (dpa) - In der Antarktis ist ein riesiger Eisberg mit einer Fläche von rund 1600 Quadratkilometern abgebrochen - etwa so groß wie das Stadtgebiet von London.

Die Eismasse zwischen den australischen Forschungsstationen Davis und Mawson löste sich Mitte vergangener Woche, wie die australische Antarktis-Agentur AAD mitteilte. Der etwa 50 mal 30 Kilometer große Eisberg mit dem Namen "D28" war Teil des sogenannten Amery-Schelfeises der Ostantarktis.

"Das Schelfeis ragte bereits sehr weit raus in den Ozean, fast wie eine Zunge", erklärte Daniela Jansen vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut (AWI). Helen Amanda Fricker von der US-amerikanischen Scripps Institution of Oceanography sagte: "Wir glauben nicht, dass dieses Ereignis mit dem Klimawandel zusammenhängt. Das ist Teil des normalen Zyklus im Schelfeis, wo wir alle 60 bis 70 Jahre große Kalb-Ereignisse sehen."

Schelfeise sind auf dem Meer schwimmende Eisplatten, die von Gletschern gespeist werden und mit diesen noch verbunden sind. Weil immer mehr Eis nachkommt, brechen an den äußeren Kanten regelmäßig Eismassen ab. "Den Bruchvorgang zeitlich vorauszusagen, ist sehr schwer", so Jansen. Zuletzt gab es am Amery-Schelfeis ein vergleichbares Kalbe-Ereignis in den Jahren 1963/64. Als Kalben wird es bezeichnet, wenn größere Stücke von einem Gletscher oder anderen Eismassen ins Meer wegbrechen.

So gewaltig er wirkt, der größte abgebrochene Eisberg vergangener Jahrzehnte ist "D28" nicht. Im Juli 2017 war in der Westantarktis ein gigantischer Eisberg vom Larsen-C-Schelfeis mit einer Fläche von 5800 Quadratkilometern abgebrochen. "A68" war einer der größten Eisberge, den Forscher jemals erfasst haben. Damals war er 175 Kilometer lang und bis zu 50 Kilometer breit. Auf seinem Weg in wärmere Gewässer schmilzt und bröckelt der Koloss zunehmend dahin, derzeit befindet er sich immer noch vor der antarktischen Halbinsel.

"Im Gegensatz zum Eisberg vom Amery-Schelfeis bekam das Larsen-C-Schelfeis durch den Abbruch eine neue Kalbungsfront, die viel weiter Richtung Land liegt als die beim Amery-Schelfeis", sagte Jansen. Wissenschaftler befürchten, dass langfristig das gesamte Larsen-C-Schelfeis in der Westantarktis zerfallen könnte. "Es ist immer noch nicht klar, ob das Larsen-C-Schelfeis wieder stabil ist. Das wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen", so Jansen. In den Jahren 1995 und 2002 waren erst das Larsen-A-Schelfeis und später das Larsen-B-Schelfeis fast vollständig zerfallen.

Das gut 60.000 Quadratkilometer große Amery-Schelfeis bildet sich aus den Eisflächen des dort ins Meer mündenden Lambert-Gletschers. Es ist das drittgrößte Schelfeis der Antarktis. Das Gebiet wird bereits seit den 1960er-Jahren untersucht. Dass ein neuer Abbruch bevorsteht, war bereits seit Jahren klar. Nun zeigten Aufnahmen des Satelliten "Sentinel-1" des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus, dass sich die Eisfläche gelöst hat.

Weil die Eismasse schon zuvor auf dem Wasser geschwommen sei, gebe es keine direkten Auswirkungen auf die Höhe des Meeresspiegels, hieß es am Dienstag. Schwimmendes Eis verdrängt im Wasser genau so viel Volumen wie sein Schmelzwasser später einnimmt.

Der Weltklimarat IPCC sieht in seinem kürzlich vorgestellten Report zu Eismassen und Ozeanen in der Antarktis eine Gefahr durch die beschleunigte Eisschmelze, falls das Eis auf dem südlichsten Kontinents einmal irreversibel instabil werde. Das könnte den Meeresspiegel innerhalb von Jahrhunderten um mehrere Meter steigen lassen. Es sei aber noch unsicher, ob und wann dies beginne, hieß es.

Mitteilung der AAD

Copernicus bei Twitter

IPCC-Bericht