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Spiel in Shanghai NBA im China-Streit - Trump kritisiert Trainer

Das chinesische Staatsfernsehen legt seine Übertragungspläne ad acta, geplante Medientermine werden abgesagt: Das sportliche Geschehen bei der Partie der Nets gegen die Lakers wird vom Hongkong-Konflikt überlagert. Trump macht sich über einen Basketball-Coach lustig.

Von Thomas Eßer, Jörn Petring und Lena Klimkeit, dpa 08.10.2019, 23:01

Shanghai (dpa) – Im Schatten des politischen Konflikts geriet die große Basketball-Show der NBA-Superstars um LeBron James, Anthony Davis und Kyrie Irving in den Hintergrund.

Im und rund um das Vorsaison-Duell der Brooklyn Nets mit den Los Angeles Lakers stand nicht das sportliche Kräftemessen auf dem Parkett in Shanghai, sondern der Hongkong-Streit zwischen der besten Basketball-Liga der Welt und China im Zentrum des Interesses. Zwar bejubelten die Fans ihre Helden und applaudierten bei gelungenen Aktionen, doch die durch Äußerungen von Houston-Rockets-Manager Daryl Morey ausgelöste Empörung in China, wirkte sich merklich auf das Geschehen in der Arena aus. Donald Trump meldete sich ebenfalls zu Wort.

Der US-Präsident kritisierte Trainer Steve Kerr von den Golden State Warriors und Gregg Popovich von den San Antonio Spurs. "Sie sprechen schlecht über die USA, aber wenn es um China geht, wollen sie nichts schlechtes sagen", sagte Trump am Mittwoch (Ortszeit) im Weißen Haus.

Trump machte sich über Kerr lustig, der "wie ein kleiner Junge" gewesen sei, als er von Journalisten zu der Situation befragt worden war. "Er konnte nicht einmal die Frage beantworten, er zitterte", sagte Trump. Popovich habe sich ähnlich verhalten - auch wenn er weniger "verängstigt" gewesen sei. Ein Reporter hatte Kerr am Montag gefragt, was er über die Situation denke. "Es ist eine wirklich bizarre internationale Geschichte", über die er lese, aber die er nicht weiter kommentieren wolle, sagte er. Sowohl Kerr als auch Popovich äußern öffentlich immer wieder Kritik an Trump.

Die Spieler der Nets und der Lakers bekamen gewissermaßen einen Maulkorb verpasst. Alle üblichen Interviewmöglichkeiten vor und nach der Partie wurden gestrichen, eine geplante Pressekonferenz mit NBA-Commissioner Adam Silver abgesagt. Zudem wurden keine Nationalhymnen gespielt. Vor der Begegnung wurden chinesische Fahnen an Zuschauer verteilt, viele Fans trugen Trikots der NBA-Teams.

Silver hatte noch am Dienstag in einer Mitteilung erklärt, dass Werte wie Gleichheit, Respekt und freie Meinungsäußerung die NBA seit langem bestimmten - und dies auch weiterhin tun würden. Die NBA werde nicht regulieren, was Spieler, Mitarbeiter oder Team-Eigentümer zu Themen sagen oder nicht sagen, zu denen Menschen in aller Welt unausweichlich unterschiedliche Standpunkte vertreten. Er bezog sich damit auf die in China heftig kritisierten Äußerungen Moreys. Dieser hatte auf Twitter ein Bild mit den Worten "Fight for Freedom – Stand with Hong Kong" veröffentlicht: Kämpft für die Freiheit, unterstützt Hongkong.

Als Reaktion auf Moreys Tweet beendete der chinesische Basketballverband die Zusammenarbeit mit den Rockets. Der chinesische Staatssender CCTV verzichtete auf die eigentlich geplante Übertragung der Partie. Chinesische Unternehmen beendeten ihre Geschäftsbeziehungen mit der NBA. Moreys Twitter-Beitrag wurde inzwischen entfernt.

In der engen Partie setzten sich die Nets mit 114:111 (57:55) durch. Beste Werfer waren Spencer Dinwiddie bei Brooklyn und James auf Seiten der Lakers mit jeweils 20 Punkten. Irving musste nach einem Zusammenprall mit Lakers-Spieler Rajon Rondo schon früh verletzt ausgewechselt werden. Der 27-Jährige hatte sich erst Ende September eine Fraktur in der linken Gesichtshälfte zugezogen und lief mit einer Maske auf. Schon am Samstag ist das nächste Aufeinandertreffen der beiden Teams geplant. Dann in Shenzhen und wohl unter ähnlichen Vorzeichen.

Twitter Morey

Statement Silver