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Vogelschutz Uhu im Salzwedeler Burgturm hinter Gittern

Die Eulenkinder im Salzwedeler Burggarten sorgten einmal mehr für Aufregung und riefen Naturschützer auf den Plan.

Von Antje Mewes 12.05.2020, 03:00

Salzwedel l Mindestens drei Jungtiere zieht das Uhu-Pärchen groß, das nachweislich seit 2018 im Salzwedeler Burggarten lebt. Das haben Anwohner beobachtet. Und sie machten sich Sorgen. Denn eins der drei schaute seit gut einer Woche ziemlich verdrießlich aus einem vergitterten Fenster auf halber Höhe des Burgturms. Die Naturfreunde befürchteten, dass die Eltern es nicht mehr füttern. Um es zu retten, verständigten sie die Untere Naturschutzbehörde. Deren Mitarbeiter Karsten Bierstedt kam deshalb vorbei, als der Magdeburger Ornithologe Klaus-Jürgen Seelig die Tiere beringen wollte. Ein Unterfangen, das an dem Tag scheiterte. Der eine Jungvogel war unerreichbar, der andere nicht aufzufinden.

Doch das brachte die beiden Fachleute nicht aus der Ruhe. Sie inspizierten die Möglichkeiten der Altvögel zu ihrem Nachwuchs im Burgturm zu gelangen. „Die Jungvögel haben schon ziemlich kräftige Krallen und Schnäbel und klettern sehr geschickt“, erklärte der Ornithologe. So sei der Kleine wahrscheinlich dorthin gelangt. Er gehe davon aus, dass die Eltern ihn weiter füttern. Zu dem Zeitpunkt saß er bereits einige Tage dort.

Eine Rettungsaktion sei vorerst nicht nötig, schätzte auch Karsten Bierstedt ein.

Dennoch regte er an, die Gitter an allen Fenstern und anderen Zugängen zu dem Gemäuer zu entfernen. Sie seien wahrscheinlich angebracht worden, um zu vermeiden, dass Tauben einfliegen. Aber die würden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf so eine enge Nachbarschaft mit einem Erzfeind einlassen. Das Anliegen soll nun an die Stadtverwaltung herangetragen werden. Die Anwohner bat er, mit verstärkter Beobachtung herauszufinden, ob der Klettermaxe hinter seinem Gitter gefüttert wird.

Auch nach längerer Suche im Burggarten konnte das andere Jungtier nicht aufgestöbert werden. Sobald der Uhu-Nachwuchs sein Nest verlässt, sei er ziemlich mobil, erklärte der Ornithologe. Und clever dabei, sich zu verstecken. Obwohl sie meist nur wenige Meter flattern können, erreichen die rund vier bis sechs Wochen alten Küken Äste auf Bäumen oder sitzen auf Mauern. Damit nicht die ganze Brut bei einem Angriff von Beutegreifern verloren geht, verteilen die Uhu-Eltern ihre Nestflüchter innerhalb eines größeren Geländes. Und so musste Klaus-Jürgen Seelig (75) unverrichteter Dinge wieder Richtung Magdeburg abreisen. „Müssen sie eben ohne Ringe bleiben“, konstatierte er schulterzuckend.

Später entdeckten Anwohner einen der kleinen Racker, wie er sich seelenruhig in einem Innenhof nahe des Burgartens auf einem Auto niedergelassen hatte. Auch das dortige Blumenbeet nutze er als Versteck.