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Wildtiere Wenn der Waschbär kommt

In Magdeburg gibt es ein Projektteam, das hilft, unliebsame Wildtiere zu vertreiben.

Von Bianca Oldekamp 19.08.2017, 01:01

Magdeburg l Als invasive Art verbreitet sich der ursprünglich aus Nordamerika stammende Waschbär auch in Magdeburg immer weiter und verdrängt einheimische Tierarten. Doch es gibt Möglichkeiten, die Tiere vom eigenen Grundstück zu entfernen.

Gleich eine ganze Waschbärfamilie – Mutter, Vater und drei Kinder – statteten dem Ehepaar Müller Anfang Juni einen Besuch ab. Die fünf Waschbären hatten es sich auf dem Grundstück von Christine und Volkmar Müller am Wahlitzer Weg in einem Zwischendach der Garage gemütlich gemacht. Und das obwohl das Ehepaar darauf achtet, Abfälle zu entsorgen, Lebensmittel draußen nicht offen liegen zu lassen und reifes Obst zeitnah zu ernten.

Bemerkt hatte Volkmar Müller die ungebetenen Gäste eher zufällig. Als er während einer TV-Werbepause etwas auf dem Garagendach vorbeihuschen sah, entdeckte er einen der Waschbären. „Der hat mich dann frech angeschaut und ist im Dachloch verschwunden“, berichtet Volkmar Müller. Später entdeckte das Ehepaar dann die ganze Familie und konnte sie letztlich in einer nächtlichen Aktion vom Grundstück verscheuchen. Doch meist ist es nicht so einfach, die neugiriegen Vierbeiner zu vertreiben.

Was zu tun ist, wenn Mieter oder Eigenheimbesitzer auf ihrem Grundstück Waschbären entdecken, weiß Jan Driesnack. Er ist Jäger und arbeitet als Teamleiter gemeinsam mit sechs weiteren Kollegen ehrenamtlich im Projektteam „Wildtiere in Magdeburg“. Er empfiehlt Betroffenen, sich direkt an das Ordnungsamt zu wenden, denn das Projektteam „Wildtiere in Magdeburg“ ist Teil des Ordnungsamtes.

Das Team bietet zuerst eine telefonische Beratung an, fährt auf Wunsch aber auch zu den Betroffenen raus, um vor Ort tätig zu werden. Mit Hilfe von Fallen versuchen die Projektmitglieder dann, die ungebetenen Kleinbären in Lebendfallen zu locken.

Ist ein Waschbär in die Falle getappt, können die Betroffenen das Projektteam wiederum benachrichtigen. Denn wenn ein Waschbär erst einmal in die Falle gegangen ist, darf er auch abseits von Ortschaften nicht mehr freigelassen werden. Grund dafür ist, dass der Waschbär, der ursprünglich aus Nordamerika stammt und in Deutschland keine Fressfeinde zu befürchten hat, zu den invasiven Tierarten zählt, die die Population einheimischer Arten zurückdrängen.

Ein gefangener Waschbär muss also getötet werden. Das darf der Grundstückseigentümer unter Berücksichtigung der geltenden Tierschutzgesetzte selber oder er überlässt diese Aufgabe den Mitgliedern des Projektteams „Wildtiere in Magdeburg“.

Grundlage für diese Handhabe ist das Landesjagdgesetz für Sachsen-Anhalt. In diesem heißt es in Paragraf 8, Absatz 2 zur Jagdausübung im befriedeten Bezirk: „Der Eigentümer oder Nutzungsberechtigte von befriedeten Bezirken darf unabhängig von jagdrechtlichen Beschränkungen Füchse, Steinmarder, Waschbären, Marderhunde, Minke, Nutria und Kaninchen fangen, töten und für sich behalten.“ Zu diesen befriedeten Bezirken zählen unter anderem Gebäude, Hofräume und Hausgärten. Dazu erklärt Jan Driesnack: „Anders werden wir das Problem mit diesen Tieren nicht in den Griff bekommen. Unsere Einsatzzahlen steigen Jahr für Jahr.“

Und obwohl die Waschbärfamilie bei den Müllers mittlerweile verschwunden ist, hat sich das Ehepaar dem Rat von Jan Driesnack folgend eine Lebendfalle zugelegt, die jetzt auf dem Grundstück steht. Sollte sich in nächster Zeit wieder ein Waschbär auf das Grundstück verirren, hoffen Christine und Volkmar Müller, dass sich das Tier direkt in die Falle begibt.

Denn auf den Kosten für die Beseitigung des Schadens an ihrem Garagendach sind sie sitzengeblieben. „Eine Versicherung für so was gibt es nicht“, erklärt Volkmar Müller.

Die Mitarbeiter des Projektteams „Wildtiere in Magdeburg“ sind über das Ordnungsamt Magdeburg telefonisch unter der Rufnummer 0391/540 20 51 zu erreichen.