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Vor Weltcup-Auftakt Ohne Dahlmeier: Erfolge oder Durststrecke für Biathleten?

Deutsche Biathlon-Erfolge gelten fast schon als selbstverständlich. Uschi Disl, Kati Wilhelm, Magdalena Neuner, Laura Dahlmeier - bei den Frauen gibt es seit vielen Jahren Titel und Medaillen in Serie. Ändert sich das nach dem frühen Karriereende von Dahlmeier?

Von Von Thomas Wolfer, dpa 27.11.2019, 06:22

Östersund (dpa) - Das Jahr eins nach Laura Dahlmeier startet am Samstag im schwedischen Östersund. Die deutschen Biathleten stehen nach dem überraschenden Rücktritt ihrer Überfliegerin vor einer ebenso spannenden wie ungewissen Zukunft.

Die neue Situation ist vor dem Weltcup-Auftakt eine Chance für alle Skijäger, ins Rampenlicht zu treten. Was spricht für weitere große Momente der erfolgsverwöhnten deutschen Skijäger - und was für eine sportliche Durststrecke?

PRO

Dichte: An Biathlon-Weltmeistern mangelt es auch ohne Dahlmeier in der deutschen Mannschaft nicht. Denise Herrmann und Arnd Peiffer gehen als Titelträger in die Saison, auch Simon Schempp, Benedikt Doll und Erik Lesser gelang das in der Vergangenheit schon. Dass das Team enorm leistungsfähig sein kann, hat es bereits bewiesen.

Erfahrung: Die verbliebenen Leistungsträger sind im besten Alter. Dass ein Skijäger die Lücke von Dahlmeier ganz alleine füllen kann, scheint jedoch ausgeschlossen. Der Verlust kann zunächst nur im Team aufgefangen werden. "Wir trauern nicht nach, sondern nehmen das so an", sagte Frauen-Bundestrainer Kristian Mehringer: "Das ist jetzt auch eine Chance für die anderen."

Historie: Lange sportliche Krisen hat es in der Vergangenheit für die deutschen Skijäger nicht gegeben. Nach dem Rücktritt von Magdalena Neuner 2012 wurde eine düstere Zukunft prognostiziert. Nur ein Jahr später kam plötzlich Dahlmeier wie aus dem Nichts in die Weltspitze. Die große Hoffnung: Das Ausscheiden Dahlmeiers könnte für andere nun mental befreiend wirken, da sie selbst wieder in den Fokus rücken. Das gilt vor allem für Vanessa Hinz oder Franziska Preuß, die dauerhaft den Anschluss nach vorne schaffen wollen.

KONTRA

Nachwuchssorgen: Es mangelt an den ganz großen Talenten. Dahlmeier kam einst als Teenager in den Weltcup und trumpfte von Anfang an auf. Ähnlich war es bei Rekordweltmeisterin Neuner, die in jungen Jahren alles gewann und 2012 ebenfalls mit nur 25 zurücktrat. In der jungen Altersstruktur gibt es weder bei den deutschen Frauen noch bei den Männern sportliche Überflieger. "Leider ist nicht mehr die Breite da wie in den letzten Jahrzehnten", sagte die dreimalige Olympiasiegerin Kati Wilhelm dazu im Podcast der "Thüringer Allgemeinen". Diese Entwicklung beobachte der Ex-Star "mit Angst".

Druck: Während sich in den vergangenen Jahren alles auf Dahlmeier konzentrierte, standen vor allem die Teamkolleginnen weniger im Fokus und konnten sich in ihrem langen Schatten entwickeln. Trotzdem räumte bei Großereignissen fast nur Dahlmeier ab - Einzelmedaillen bei den Frauen blieben daneben Mangelware. Nun gibt es diesen Schutz nicht mehr und in der erfolgsverwöhnten Mannschaft muss eine Nachfolgerin her. Am ehesten könnte das Denise Herrmann werden, die in der Loipe das Niveau bestimmt. Die ehemalige Langläuferin benötigt für konstant starke Ergebnisse aber noch bessere Schießleistungen.

Konkurrenz: Die Zeiten von regelmäßigen deutschen Siegen scheinen erstmal vorbei, denn die Weltspitze ist in den vergangenen Jahren merklich näher zusammengerückt. In den WM-Winter, der am Samstag zunächst mit den Mixedstaffeln beginnt, gehen die Italienerinnen Dorothea Wierer und Lisa Vittozzi als große Favoritinnen. Bei den Männern heißen die Stars Johannes Thingnes Bö (Norwegen) und Martin Fourcade (Frankreich). Diese zumindest regelmäßig zu ärgern, muss zunächst das Ziel für die deutschen Skijäger sein.

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