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Umstrittener DESG-Boss Eisschnelllauf-Präsident Große will "aufräumen"

Matthias Große kündigt an, das deutsche Eisschnelllaufen zu retten. Als ersten Schritt wird der neue DESG-Präsident einen neuen Sponsor präsentieren. Erstmals erzählt er Details zu seinem Hausverbot im Bundestag. Sportausschuss-Chefin Dagmar Freitag kontert.

Von Frank Thomas, dpa 25.06.2020, 23:01
Nico Tapia
Nico Tapia dpa

Berlin (dpa) - Zu Beginn seiner verkündeten Rettungsmission in der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft hat der kommissarische Präsident Matthias Große zu seinem Hausverbot im Bundestag vor zehn Jahren Stellung genommen.

Im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" äußerte er sich zu Dagmar Freitag und deren SPD-Kollegen Martin Gerster, die ihm damals vorwarfen, von ihm bedroht worden zu sein. "Um das ein für alle Mal klarzustellen: Ich habe noch nie in meinem Leben mit Dagmar Freitag gesprochen und auch nicht mit Martin Gerster. Wie also soll ich sie bedroht haben?", sagte Große.

Das wollte die Sportausschuss-Vorsitzende so nicht stehen lassen. "Um Drohungen auszusprechen, muss man nicht mit jemandem persönlich sprechen", sagte Dagmar Freitag der Deutschen Presse-Agentur. "Die damals unverzüglich angefertigten schriftlichen Vermerke meiner Mitarbeiterinnen über die Äußerungen des Herrn Große sprechen hier eine eindeutige Sprache: unverschämt im Tonfall, drohend vom Inhalt ("ich marschiere auch in den Plenarsaal ein")." Ihre Mitarbeiterinnen seien nach diesen Anrufen dermaßen verunsichert gewesen, dass deren Fotos aus Sicherheitsgründen von ihrer Website genommen wurden.

Große begründete, er habe im Kampf gegen die Zwei-Jahres-Sperre gegen Claudia Pechstein wegen erhöhter Blutwerte vor zehn Jahren "bestimmt fünfzig Mal versucht, Dagmar Freitag und Martin Gerster telefonisch zu erreichen. Stets vergeblich. Die beiden Volksvertreter waren für einen aus dem Volk nicht zu sprechen. Da habe ich gesagt, wenn die beiden Abgeordneten im Wahlkampf einen Auftritt haben, fahre ich hin. Richten Sie bitte aus, ich werde sie und ihn stellen und fragen, warum sie nicht mit der Sportlerin sprechen, die sie öffentlich verunglimpfen", erklärte Große.

Daraufhin hätten die Politiker den damaligen Innenminister de Maizière informiert, dass sie sich von ihm bedroht fühlten. "Er hat mich daraufhin auf die Liste unerwünschter Personen setzen lassen", berichtete der 52-Jährige. "Ich freue mich sehr darauf, Frau Freitag im Sportausschuss kennenzulernen. Wir haben uns ja noch etwas zu sagen", führte er weiter aus. "Meines Wissens gibt es keine Einladung an Herrn Große. Sollte eine Fraktion dieses tatsächlich verlangen, werde ich für entsprechende Sicherheitsmaßnahmen sorgen", konterte Freitag.

Sie ist weiter skeptisch ist, ob Große den Verband einen kann. Ob für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nach den zahlreichen tiefgreifenden und zudem in aller Öffentlichkeit vorgeführten Zerwürfnissen eine Basis gefunden werden könne, sei für sie zumindest "mit einem großen Fragezeichen versehen".

Der Lebensgefährte der fünfmaligen Olympiasiegerin Pechstein kündigte zudem die Präsentation eines neuen Verbandssponsors am Donnerstag an. "Ein krisenfestes Unternehmen, das die DESG über mehrere Jahre hinweg mit einem signifikanten, sechsstelligen Betrag unterstützen wird", sagte der Immobilien-Unternehmer. "Das Haus DESG brennt seit zehn Jahren, und viele Menschen schauen diesem Brand untätig zu. Nun komme ich und sage: Ich bin bereit zu löschen", erklärte Große.

Die Kritik von Athletensprecher Moritz Geisreiter sieht er gelassen.. Außer "guten Tag und guten Weg" habe er noch nie einen Satz mit ihm gesprochen. "Mir bricht kein Zacken aus der Krone, wenn wir das nachholen. Aber ich sage auch: Man muss eine klare Linie haben und eine gewisse Hierarchie einhalten. Die Fußballer des FC Bayern München bestimmen auch nicht, wer im Aufsichtsrat sitzt", betonte Große, der bis zu den DESG-Wahlen am 19. September als kommissarischer Präsident fungiert. "Ich bin dafür, da aufzuräumen, und ich werde aufräumen", kündigte er an.

© dpa-infocom, dpa:200626-99-573709/4

Offener Brief von Matthias Große

Interview in der FAZ