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Hohe Nachfrage aus der EU Deutschlands Exporteure unbeeindruckt von Handelskonflikten

"Made in Germany" behauptet seine Stärke auf den Weltmärkten - allen Handelskonflikten zum Trotz. Doch auch die Unternehmer in Europas größte Volkswirtschaft bekommt den Gegenwind zunehmend zu spüren.

07.09.2018, 14:01

Wiesbaden/Berlin (dpa) - Die deutsche Exportwirtschaft baut ihr Geschäft trotz internationaler Handelskonflikte aus.

Vor allem reger Handel mit den Partnern in der Europäischen Union sorgte im Juli für einen kräftigen Überschuss von 16,5 Milliarden Euro in der Außenhandelsbilanz, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte.

"Der deutsche Außenhandel startet allen Schwierigkeiten zum Trotz ungebremst in die zweite Jahreshälfte", kommentierte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Holger Bingmann. "Angesichts der Rückgänge bei den Auftragseingängen muss sich der deutsche Außenhandel jedoch frühzeitig auf schlechtere Zeiten einstellen."

Im Juli 2018 lieferten deutsche Firmen nach Angaben der Wiesbadener Statistiker Waren im Gesamtwert von 111 Milliarden Euro ins Ausland. Das waren 7,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Treiber war einmal mehr der Handel mit der EU: hier gab es ein Plus von 8,0 Prozent auf ein Volumen von 64,5 Milliarden Euro. Europa ist der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt für Produkte "Made in Germany". Von Januar bis einschließlich Juli des laufenden Jahres summierten sich die gesamten deutschen Ausfuhren auf 773,8 Milliarden Euro - ein Plus von 4,5 Prozent zum Vorjahreszeitraum.

Die Einfuhren nach Deutschland stiegen allerdings noch kräftiger: Im Juli wurden Waren im Wert von 94,5 Milliarden Euro importiert und damit 12 Prozent mehr als vor Jahresfrist. In den ersten sieben Monaten lagen die Einfuhren mit 635,5 Milliarden Euro um 5,8 Prozent über dem Vorjahreswert. Die gute Konjunktur in Deutschland und die steigende Beschäftigung erhöhen die Nachfrage nach Gütern aus dem Ausland. Nach Einschätzung von VP-Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel könnten die kräftigen Importe "eine Indikation für ein starkes Investitionswachstum sein".

Allerdings kann sich die Exportnation Deutschland den vor allem von den USA angeheizten Handelskonflikten nicht völlig entziehen. "Die zunehmenden Abschottungstendenzen im Welthandel haben noch keinen Einfluss auf die deutsche Exportstärke", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang. "Dennoch bleiben Protektionismus, der Zollstreit zwischen den USA und China sowie die Vorläufer des Brexits eine Gefahr für unsere Unternehmen." DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier stellte fest: "Den Exporten fehlt in diesem Jahr der Drive. Die Steigerung im Vergleich zum Vorjahresmonat kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Schwung im globalen Handel fehlt."

Auf kurze Sicht mussten Industrie und Exportwirtschaft Rückschläge hinnehmen. Von Juni auf Juli des laufenden Jahres verringerten sich die Ausfuhren um 0,9 Prozent, die Gesamtproduktion ging nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes um 1,1 Prozent zurück.

"Die deutsche Wirtschaft hat keinen guten Start in das dritte Quartal erwischt", kommentierte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Angesicht der aktuellen Zahlen sei damit zu rechnen, dass die deutsche Wirtschaft "auch im dritten Quartal nur moderat zulegen" werde. "Ein Ende des Aufschwungs ist allerdings nicht in Sicht", betonte er. "Denn die Geldpolitik der EZB bleibt sehr expansiv ausgerichtet und schiebt die Wirtschaft weiter an." Die Europäische Zentralbank (EZB) hat eine erste Zinserhöhung für Herbst 2019 in Aussicht gestellt.

Statistisches Bundesamt zum Außenhandel 07/2018