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Die neuen Superdiscounter: Aldi und Co. machen sich schön

Mehr Licht, mehr Frische und mehr Service: Aldi und Lidl wollen in den nächsten Jahren Milliarden in die Verschönerung ihrer deutschen Filialen stecken. Der Verbraucher lässt ihnen keine andere Wahl.

Von Erich Reimann, dpa 31.05.2016, 11:00

Düsseldorf (dpa) - Deutschlands Discounter machen sich schön. Aldi und Lidl wollen in den nächsten Jahren Milliarden für die Aufwertung ihrer Filialen ausgeben, um im Wettbewerb mit den klassischen Supermärkten wie Edeka oder Rewe besser bestehen zu können.

Der Hintergrund: Den deutschen Konsumenten reicht billig allein nicht mehr aus. Sie legen immer mehr Wert auf ein angenehmes Ambiente beim Einkauf und stimmten mit den Füßen ab. Die oft noch spartanisch eingerichteten Billiganbieter verloren dadurch in den vergangenen Jahren spürbar Marktanteile an die klassischen Supermärkte.

Doch nun wollen Aldi Süd und Lidl gegensteuern - mit schickerem Design, mehr Frischeprodukten und mehr Service. Lieblose Filialen mit Paletten und kaltem Neonlicht sollen bald der Vergangenheit angehören.

Allein Lidl will in den nächsten fünf Jahren mehr als drei Milliarden Euro in sein deutsches Filialnetz stecken und fast alle 3200 Verkaufstellen modernisieren. Das Investitionsprogramm werde dafür um 200 Millionen Euro aufgestockt, sagte Lidl-Vorstandschef Sven Seidel erst vor wenigen Tagen der Heilbronner Stimme.

Doch auch viele Aldi-Süd-Kunden werden ihre Läden bald kaum noch wiedererkennen. In den nächsten drei Jahren will der Discounter allen 1860 Filialen in Deutschland eine freundlicheren, modernen Auftritt verpassen: mit mehr Tageslicht, warmen Holzverkleidungen, Kundentoiletten und sogar einem Kaffeeautomaten.

Für die Kunden sind neben dem Preis viele andere Faktoren wichtig geworden, begründete Geschäftsführerin Jeanette Thull bei der Präsentation der Filiale der Zukunft in Unterhaching bei München Mitte März die Umbaupläne. Der Kunde suche beim Einkauf Ruhe, Entschleunigung und ein schönes Ambiente - nicht nur im Supermarkt, sondern auch beim Discounter.

Aldi Nord ist schon seit 2012 dabei, sein gesamtes Filialnetz zu modernisieren, um die Läden heller und freundlicher zu machen. Wir überarbeiten das gesamte Ladenkonzept in Deutschland, betonte eine Unternehmenssprecherin. So ehrgeizig wie im Süden ist man bei Aldi Nord allerdings nicht. Statt den großen Wurf zu wagen, setzt man eher auf Detailverbesserungen.

Das Fachblatt Lebensmittel Zeitung spricht angesichts der Investitionsoffensive der Billiganbieter schon von einer neuen Generation von Superdiscountern. Die Devise dabei laute: Wir können auch Supermarkt.

Wolfgang Adlwarth von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hält die Strategie von Aldi und Lidl trotz der hohen Kosten für eine folgerichtige Antwort auf die sich wandelnden Kundenbedürfnisse. Wir sehen seit einiger Zeit den Trend, dass die Konsumenten höhere Ansprüche stellen und mehr Wert auf Qualität legen, meint der Marktforscher. Daran versuchen sich die Discounter anzupassen. Allerdings sei das eine Gratwanderung für Aldi und Co. - denn die Billiganbieter müssten ihre Läden den Supermärkten ähnlicher machen, ohne das eigene Preisimage zu gefährden, betont der Branchenkenner.

Funktioniert die Annäherung der Discounter an die Supermärkte, zu der auch die wachsende Zahl von Markenartikeln in den Aldi-Regalen gehört? Nach Einschätzung des GfK-Experten spricht einiges dafür. Zwar wachsen nach aktuellen Zahlen der Marktforscher die klassischen Supermärkte derzeit noch immer etwas schneller als die Discounter. Doch sind die Unterschiede im Wachstumstempo längt nicht mehr so groß wie noch vor einem Jahr. Man kann das als ersten Erfolg der neuen Strategie interpretieren, meint Adlwarth.

Die Supermärkte sehen die Entwicklung nicht ohne Sorge. Die Grenzen zwischen Supermarkt und Discountern verschwimmen zunehmend, meinte kürzlich Rewe-Chef Alain Caparros in einem Interview. Dann fügte er noch hinzu: In fünf Jahren wird es keinen reinen Discounter mehr geben.

GfK zum Einkaufsverhalten der Deutschen 2015

GfK zum Einkaufsverhalten der Deutschen im 1. Quartal 2016

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