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Tech-Messe Elektro-SUV-Showdown zum CES-Start

Der eine hat ein Solardach, der andere ein Display größer als manche Fernseher: Mit Beginn der Elektroauto-Ära suchen Hersteller neue Argumente, um den Käufern einen Neuwagen schmackhaft zu machen.

Von Andrej Sokolow, dpa 06.01.2020, 14:53

Las Vegas (dpa) - Der SUV gilt vielen als Inbegriff des Spritschluckers - doch inzwischen kündigt sich ein Wettkampf der Elektroauto-Hersteller in der Fahrzeugklasse an.

Der Showdown zum Start der Technik-Messe CES in Las Vegas zeigt dabei, wie die Anbieter die Kunden mit neuen Ideen für sich gewinnen wollen.

So präsentierte die Firma Fisker einen SUV mit Solarzellen im Dach und einem Innenraum aus Recycling-Materialien. Der chinesische Hersteller Byton brachte die Serienversion seines ersten Modells M-Byte mit einem riesigen Display im Cockpit mit nach Las Vegas. Das Fahrzeug soll Mitte des Jahres in die Produktion gehen. Der Fisker Ocean wurde für 2022 angekündigt.

Die Solarzellen im Dach sollen pro Jahr bis zu 1600 zusätzliche Kilometer ermöglichen, wie Firmenchef Henrik Fisker sagte. Für den Teppich im Innenraum sollen Plastikflaschen wiederverwendet werden, für eine Zierleiste im Cockpit ausrangierte Bekleidung wie T-Shirts. Das alles soll den Fisker Ocean besonders nachhaltig machen.

Zugleich macht Fisker eine Kampfansage an die Branche mit einem Startpreis von 37.500 Dollar vor Steuern und Elektroauto-Vergünstigungen. Bytons M-Byte soll auf dieser Basis 45.000 Dollar beziehungsweise in Europa 45.000 Euro kosten - und damit ebenfalls die etablierten Premium-Anbieter unter Druck setzen.

Auch der Elektroauto-Vorreiter Tesla setzt die Preise inzwischen noch tiefer an und will sein Pickup-Modell Cybertruck schon ab knapp 40.000 Dollar verkaufen. Tesla bekam Konzernchef Elon Musk zufolge inzwischen über 140.000 Reservierungen für den Cybertruck. Einer Abwärtsspirale beim Preis würden dabei allerdings schon durch die Batteriekosten Grenzen gesetzt, schränkte Byton-Manager Andreas Schaaf ein. "Niemand kann zaubern." Zum Vergleich: Mercedes veranschlagt bei seinem Elektro-SUV EQC einen Preis von rund 70.000 Euro ab Werk.

Byton setzt als Kaufargument auf ein fast von Tür zu Tür reichendes Display mit einer Diagonalen von 47 Zoll (knapp 120 Zentimeter) sowie digitale Dienste. Dafür muss die Firma aber App-Entwickler überzeugen, ihre Anwendungen für die Fahrzeuge anzupassen. Dazu wurde in Las Vegas am Sonntag (Ortszeit) eine Entwicklerplattform an den Start gebracht.

Außerdem wird in den USA der Unterhaltungskonzern Viacom CBS, zu dem unter anderem das Hollywood-Studio Paramount und der TV-Sender MTV gehören, Filme und andere Videoinhalte auf den großen Bildschirm bringen - wenn auch zunächst nur im stehenden Auto.

"Wir wollen überall präsent sein, wo unsere Nutzer auf Inhalte zurückgreifen wollen", sagte Ted Schilowitz von Viacom CBS. Im Fisker Ocean soll es dagegen nur zwei eher kompakte Bildschirme geben. Und Henrik Fisker machte klar, dass er nicht viel vom Auto als Entertainment-Wunderwelt hält: "Letztendlich ist mit dem Auto zu fahren, vielleicht auch auf einer holperigen Strecke, etwas ganz anderes als es sich zu Hause im Sessel mit einem iPad oder Smartphone bequem zu machen."

Laut Umfragen seien aber 40 Prozent der Nutzer bereit, für bessere Konnektivität die Automarke zu wechseln, betonte Schaaf. In China seien es sogar fast zwei Drittel. Hier sehe Byton die Chance, auch als neue Marke in den Markt zu kommen. Die in China beheimatete Firma hat inzwischen 60.000 Reservierungen für das erste Modell. Byton will es in diesem Jahr in China und bis Mitte 2021 auch in den USA und Europa auf den Markt bringen.

Für den europäischen Markt stünden bereits Vereinbarungen mit Autohandelsgruppen und anderen Infrastruktur-Anbietern, sagte Schaaf in Las Vegas. Darunter seien viele Handelspartner, die Fahrzeuge etablierter Premium-Hersteller verkauften. Binnen 18 Monaten nach dem M-Byte-Start will Byton als zweites Modell eine Limousine auf den Markt bringen - mit ähnlicher Ausstattung und Preisen. Das Byton-Werk in China ist auf bis zu 300.000 Fahrzeuge pro Jahr ausgelegt. Ab einem Absatz von 100.000 Wagen in einer Region könne sich auch weitere lokale Fertigung lohnen, sagte Kirchert unter anderem mit Blick auf den Handelskonflikt zwischen den USA und China. Auch Fisker will auf Basis des Ocean eine Fahrzeugfamilie entwickeln.