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Verschlechterte Konditionen Gewerkschaft prangert "dreckige Jobs" für Gebäudereiniger an

Bei den Gebäudereinigern gibt es seit Wochen keinen gültigen Rahmentarif mehr. Einige Unternehmen haben ihre Arbeitsverträge geändert und landen nun am Pranger der zuständigen Gewerkschaft.

07.10.2019, 13:05
Zwei Gebäudereiniger putzen in rund 27 Metern Höhe ein gläsernes Dach. Foto: Sebastian Kahnert/zb/dpa
Zwei Gebäudereiniger putzen in rund 27 Metern Höhe ein gläsernes Dach. Foto: Sebastian Kahnert/zb/dpa zb

Frankfurt/Osnabrück (dpa) - Im Tarifkonflikt für bundesweit rund 650.000 Gebäudereiniger hat die IG Bauen-Agrar-Umwelt ein einzelnes Unternehmen an den Online-Pranger gestellt.

Dem Branchenriesen Piepenbrock aus Osnabrück wirft die Gewerkschaft vor, im gegenwärtig tariflosen Zustand mit neuen Arbeitsverträgen die Konditionen der Beschäftigten massiv zu verschlechtern. In den kommenden Tagen werde man weitere Unternehmen nennen.

Verhandlungsführerin Ulrike Laux sprach von einem "stillen Branchenangriff auf die Arbeitsverträge". Reinigungskräfte würden "regelrecht über den Tisch gezogen", bislang geltende Ansprüche zu Lohn und Urlaub gedrückt. Die Arbeitgeber hatten den Rahmentarif zum 31. Juli gekündigt und übten nun teils starken Druck auf die Beschäftigten aus, neue Arbeitsverträge zu unterschreiben. Der Lohntarifvertrag besteht hingegen unverändert weiter.

Am "Dirty-Job-Pranger" ist ein Piepenbrock-Arbeitsvertrag veröffentlicht, der laut IG BAU einem bereits zuvor dort beschäftigten Gebäudereiniger angeboten worden sei. Zuschläge für Arbeit an Sonn-und Feiertagen sowie für Nachtarbeit seien gekürzt, der tarifliche Urlaubsanspruch "klammheimlich" auf das gesetzliche Mindestmaß zusammengestrichen worden.

Piepenbrock wies die Darstellung der Gewerkschaft zurück. Bestehende Arbeitsverträge seien nicht geändert worden, teilte das Unternehmen mit. Lediglich bei Neuverträgen habe man die Arbeitsbedingungen gemäß gesetzlicher Vorgaben neu geregelt. Man hoffe, dass bald ein neuer Rahmentarif geschlossen werde, der dann wieder für alle Beschäftigten gelte.

Die Gewerkschaft rät Beschäftigten dringend davon ab, neue Arbeitsverträge zu unterschreiben. Nach Darstellung der IG BAU wirkt der Rahmentarif für die Alt-Beschäftigten nach. Höchstens bei Neu-Einstellungen könne abgewichen werden. Für Dienstag hat die Gewerkschaft wieder Warnstreiks angekündigt, die besonders Infrastruktur-Einrichtungen und Produktionsanlagen der Industrie treffen sollen. Bestreikt würden nahezu alle großen Betriebe der Branche, erklärte eine Sprecherin.

Der Bundesinnungsverband warf der Gewerkschaft "scheinheilige Propaganda" vor. "Was die IG BAU hier macht, ist nichts anderes als öffentliche Dreckschleuderei auf Unternehmen, die sich an Recht und Gesetz halten und die jederzeit bereit sind, sich wieder einem vernünftigem Rahmentarifvertrag anzuschließen", erklärte Geschäftsführer Johannes Bungart. Die Gewerkschaft solle lieber schnellstmöglich an den Verhandlungstisch zurückkehren.