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Studie zum Automarkt Immer weniger Neuwagen auf Privatkunden zugelassen

Wenn Privatkunden ein Auto kaufen, dann ist es immer seltener ein Neuwagen. Gleichzeitig werden die Autos in Deutschland immer älter. Fremdeln die Menschen in Deutschland mit dem einstigen "liebsten Kind", dem Auto?

18.07.2017, 06:13

Duisburg/Hannover (dpa) - Immer weniger Neuwagen in Deutschland werden einer aktuellen Studie zufolge auf Privatkunden zugelassen. Gleichzeitig werden die Autos der Privatnutzer immer älter - und das seit vielen Jahren.

Derzeit hat das Durchschnittsauto der Deutschen 9,3 Jahre auf dem Buckel, im Jahr 2000 waren es noch durchschnittlich 6,9 Jahre, wie die Untersuchung des CAR-Forschungszentrums der Universität Duisburg-Essen ergab.

"Die Begeisterung für neue Autos ist abgeflacht, der Gebrauchte tut es auch ganz gut", urteilte Studienleiter Ferdinand Dudenhöffer. Er kritisierte, den Autobauern gingen die Ideen aus. Kontinuierliche Verbesserung "wird irgendwann langweilig".

Der Studie zufolge fahren auf Deutschlands Straßen 45,07 Millionen Autos - 41,2 Millionen davon sind demnach auf Privatpersonen zugelassen. Allerdings sinke der Anteil der Privatkäufer an den Neuzulassungen: Im ersten Halbjahr 2017 seien es gerade einmal 34,6 Prozent gewesen - ein Negativrekord, sagte Dudenhöffer. 2006 habe der Anteil noch bei 47,4 Prozent gelegen. "Die Konsequenz: Die Autos der Deutschen werden immer älter", sagte der Experte.

Dudenhöffer urteilte, das Auto werde für die Menschen in Deutschland immer mehr zum Gebrauchsgegenstand. Die emotionale Bindung, der Stolz, ein neues Auto zu besitzen, hätten dagegen über die Jahre deutlich abgenommen: "Das Auto verliert deutlich an Anziehungskraft." Ein paar PS oder ein paar Zentimeter Länge oder Breite mehr beim Nachfolgemodell reichten nicht aus, um Emotionen auszulösen. Er gehe nicht davon aus, dass Autos den Privatkunden schlicht zu teuer würden - angesichts der vielen verkauften Premiumautos.

Die Zahl der Neuzulassungen stieg im ersten Halbjahr um rund drei Prozent auf gut 1,7 Millionen Autos, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) und das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) unlängst bekanntgeben. Bei den Neuzulassungen schlägt sich auch die Diesel-Debatte nieder: Nach KBA-Angaben lag der Diesel-Anteil an den Neuzulassungen bei 41,3 Prozent - im ersten Halbjahr 2016 waren es noch 46,9 Prozent.

Die besten Kunden der Autobauer und -händler seien diese selbst, betonte Dudenhöffer. Im ersten Halbjahr seien 30,6 Prozent aller Neuzulassungen auf das Konto der Händler und Hersteller gegangen - 2006 seien es 24,6 Prozent gewesen. Weitere 23 Prozent gingen an Unternehmen. Allerdings blieben die Autos nicht lange auf Händler und Hersteller zugelassen, sondern gingen oft nach ein paar Tagen - als Tageszulassungen und mit einem Rabatt von 20 bis 35 Prozent - an die Privatkunden. Die Menschen hätten gelernt, mit hohen Rabatten zu kaufen, erklärte der Auto-Fachmann.

Für Verunsicherung hätten auch der Abgas-Skandal um manipulierte VW-Dieselmotoren und drohende Fahrverbote in einigen Städten gesorgt. Unter den Privatkunden hätten sich im ersten Halbjahr noch 24,2 Prozent für einen Selbstzünder entschieden. Nur 2009, im Jahr der Abwrackprämie, lag der Anteil mit 16,7 Prozent noch tiefer. 2006 dagegen wollte noch ein Drittel der Privatkäufer einen Diesel.