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Nach US-Sanktionen Iran-Geschäft bricht ein: Deutsche Firmen flüchten

Der deutsch-iranische Handel geht immer mehr zurück. Grund sind die US-Sanktionen. Deutsche Firmen im Iran reagieren. Eine europäische Gesellschaft läuft noch nicht.

Von Andreas Hoenig, dpa 26.05.2019, 08:41

Berlin (dpa) - Das harte Vorgehen der USA gegenüber dem Iran belastet die deutsche Wirtschaft zunehmend. Von 120 deutschen Unternehmen, die im Iran aktiv gewesen seien, seien nur noch 60 im Land, sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, der Deutschen Presse-Agentur.

Der deutsch-iranische Handel ist eingebrochen. Im ersten Quartal seien die deutschen Exporte in das Land im Vorjahresvergleich um 50 Prozent gesunken, die iranischen Ausfuhren nach Deutschland um fast 42 Prozent.

"Die wirtschaftliche Situation ist delikat und alles andere als ermutigend für die deutschen Unternehmen", sagte Treier. "Die US-Sanktionen wirken auf die Wirtschaftsbeziehungen wie ein Vollembargo, weil der Finanzsektor betroffen ist."

Seit dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen im vergangenen Jahr und besonders seit der Verhängung neuer amerikanischer Sanktionen vor allem gegen den Finanz- und Energiesektor steckt der Iran in einer akuten Wirtschaftskrise. Die Amerikaner hatten den Druck auf die iranische Führung zuletzt noch einmal massiv erhöht, unter anderem mit militärischen Drohungen.

Die Exporte Deutschlands in die Islamische Republik gingen von Januar bis März auf nur noch rund 339 Millionen Euro zurück. 2018 waren laut DIHK die wichtigsten Warengruppen bei den deutschen Lieferungen in den Iran Maschinen, Apparate und mechanische Geräte, gefolgt von pharmazeutischen und elektrotechnischen Erzeugnissen. Danach kamen Produkte der Optischen Industrie sowie Kraftfahrzeuge.

Der Iran belegte 2018 laut DIHK auf der Rangliste der wichtigsten deutschen Handelspartner Rang 62. Das Volumen der deutschen Exporte in den Iran in den ersten drei Monaten des Jahres sei vergleichbar mit denen nach Weißrussland und Kasachstan.

Nach der Aufhebung jahrelanger westlicher Sanktionen im Zuge des Atomabkommens galt der Iran noch als Zukunftsmarkt für deutsche Firmen. In den 1970er Jahren war der Iran laut DIHK der zweitwichtigste Exportmarkt für deutsche Unternehmen außerhalb Europas, hinter den USA.

Iran lieferte in den ersten drei Monaten des Jahres 2019 Waren im Wert von 60 Millionen Euro nach Deutschland. Im vergangenen Jahr waren die Hauptprodukte, die der Iran lieferte, nach DIHK-Angaben Pistazien und Nüsse. Danach kamen mineralische Brennstoffe, Häute und Schafsdärme, Teppiche sowie Eisen und Stahl.

Treier sagte, die Deutsch-Iranische Industrie- und Handelskammer (AHK) rechne in diesem Jahr mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im Iran von fünf Prozent, im nächsten Jahr von zehn Prozent. "Das ist desillusionierend."

Eine der letzten großen Hoffnungen der Europäer ruht auf einer Ende Januar gegründeten Gesellschaft mit Namen Instex. Damit wollen Deutschland, Frankreich und Großbritannien die amerikanischen Wirtschaftssanktionen zumindest ein Stück weit aushebeln. Über Instex soll der Zahlungsverkehr bei Iran-Geschäften abgewickelt werden können, wenn sich private Banken wegen drohender US-Strafen dazu nicht mehr bereiterklären.

"Instex ist ein Symbol den Amerikanern gegenüber - dass Europa wirtschaftspolitisch etwas gegenzusetzen hat", sagte Treier. "Aber Instex läuft noch nicht so, wie es sich die deutschen Unternehmen erhofft hatten." Damit Instex als Vermittlungsstelle funktioniert, müsste der Iran zum Beispiel Öl liefern, etwa nach Italien, damit Forderungen miteinander verrechnet werden können. "So viele Pistazien und Nüsse kann der Iran nicht verkaufen."

Auswärtiges Amt zu Instex