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Jeder 50. Bus Mehr Elektrobusse im Einsatz - Gesamtzahl weiter sehr gering

E-Busse können eine wichtige Rolle im Kampf gegen Luftverschmutzung in Städten übernehmen. Doch ihr Einsatz erfolgt schleppend. Was verschiedene Gründe hat.

Von Claus Haffert, dpa 06.09.2019, 07:53

Düsseldorf (dpa) - Der Einsatz von Elektrobussen kommt im öffentlichen Nahverkehr der deutschen Städte nur langsam voran.

Ihre Zahl ist innerhalb eines Jahres zwar um 38 Prozent auf insgesamt 838 Fahrzeuge gestiegen, wie die Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) ermittelt hat. In den Flotten der Nahverkehrsbetriebe sind Elektrobusse damit aber noch die große Ausnahme. Nur etwa jedes 50. der rund 40.000 Fahrzeuge wird ganz oder teilweise elektrisch angetrieben.

In der Gesamtzahl von 838 Elektrobussen sind alle Antriebsarten enthalten. Reine Batteriebusse gab es am Stichtag 31. Juli demnach nur 154. Das sind 55 mehr als ein Jahr zuvor. Mit rund 70 Prozent stellen Hybridmodelle die größte Gruppe der E-Busse. Der E-Bus-Studie zufolge waren 593 solcher Busse mit Verbrennungs- und Batteriemotor im Einsatz. Hybridbusse gelten als Brückentechnologie auf dem Weg in die vollständige E-Mobilität. Daneben gab es noch 16 Busse mit Brennstoffzellen und 75 O-Busse. Diese Busse beziehen den Strom wie Straßenbahnen aus einer Oberleitung. Sie fahren nur in drei kleineren deutschen Städten - meist schon seit vielen Jahren.

Die Kommunen planen laut der Studie für die kommenden fünf Jahre die Anschaffung von rund 2250 Elektrobussen. Nach dem Jahr 2024 sei der Einsatz weiterer rund 2400 rein elektrisch angetriebener Busse vorgesehen. "Was auf den ersten Blick vielversprechend aussieht, reicht der Politik nicht", bewertete PwC-Experte Hansjörg Arnold die Zahlen. Die von der EU neu vorgegebenen verbindlichen Beschaffungsquoten für saubere Busse erreichten die meisten deutschen ÖPNV-Unternehmen mit ihren Planungen noch lange nicht. Der Markt für alternative Busantriebe werde aber erheblich zulegen, sagen die Berater voraus.

Spitzenreiter bei den elektrifizierten Bussen ist der Studie zufolge Nordrhein-Westfalen mit 264 Fahrzeugen. Dahinter folgen Niedersachsen (136), Baden-Württemberg (96), Hamburg (86), Schleswig-Holstein (62), Bayern (59) und Sachsen (55). Weitere 80 Elektrobusse verteilen sich auf die übrigen Bundesländer.

Die Verkehrsunternehmen möchten bei der Neuanschaffung von Fahrzeugen derzeit noch überwiegend auf Dieselbusse setzen. Die Klimaziele im städtischen Verkehr zu erreichen, gehe "aktuell am schnellsten und wirtschaftlichsten über die neuen Euro-VI-Dieselbusse", sagte der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Martin Schmitz. Die Busse hielten alle geforderten Grenzwerte ein. Elektrobusse seien eher mittel- bis langfristig eine Lösung. "Denn noch kosten sie pro Stück fast doppelt so viel wie ein neuer Dieselbus, sind im Betrieb weniger zuverlässig und auch nicht in ausreichender Stückzahl verfügbar."

Autobauer Daimler sieht das anders. Mit dem Mercedes-Benz eCitaro habe man "ein absolut ausgereiftes Produkt am Start", betonte eine Sprecherin. Elektrobusse würden von den Verkehrsbetrieben aber noch nicht flächendeckend nachgefragt. Wenn sich dies ändere, könnten die erforderlichen Stückzahlen produziert werden. "Das Bus-Werk in Mannheim ist lieferfähig."

Mit dem Kauf eines Elektrobusses ist es aber nicht getan. "Zudem müssen die Betriebshöfe und Werkstätten der Unternehmen erst auf den Elektrobusbetrieb umgebaut werden", strich VDV-Geschäftsführer Schmitz heraus. Dafür sei jedoch eine finanzielle Förderung notwendig. Die reicht nach Einschätzung der Autoren der PwC-Studie aber nicht aus. Die Politik müsse ihre Anstrengungen verstärken, um "die Flottenumstellung zu beschleunigen".

Die Nachfrage nach Fördergeldern ist jedenfalls groß. Das Bundesumweltministerium stellt bis zum Jahr 2022 rund 300 Millionen Euro zu Verfügung. Alle Anträge können damit aber nicht bedient werden. Allein für die erste Bewilligungsrunde waren über 40 Projekte mit einem Fördervolumen von rund 350 Millionen Euro eingereicht worden. Gefördert werden davon elf Vorhaben. Sie erhalten etwa 180 Millionen Euro zur Anschaffung von 527 Elektrobussen, wie ein Ministeriumssprecher mitteilte. Die Auswahl der Projekte der zweiten Förderrunde laufe derzeit.