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Strenge Importregeln Müllexporte nach China um 95 Prozent eingebrochen

Wohin nur mit dem Plastikmüll? Gern nach China, wo er als Wertstoff in neuen Produkten verarbeitet werden soll, so die Devise deutscher Entsorgungsunternehmen in vergangenen Jahren. Doch die Rechnung geht nicht mehr auf - Peking will den Abfall so gut wie gar nicht mehr.

29.12.2018, 08:18

Berlin (dpa) - Ein Jahr nach dem Inkrafttreten strenger chinesischer Importregeln für Abfälle sind die deutschen Müllausfuhren eingebrochen.

Nachdem man 2017 noch etwa 346.000 Tonnen Kunststoffabfälle nach China verschickt habe, seien es 2018 nur noch schätzungsweise 16.000 Tonnen gewesen, teilte der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) auf Anfrage mit. Das ist ein Rückgang um 95 Prozent. Der BDE bezog sich auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes für den Zeitraum Januar bis Oktober sowie Schätzwerte für die Monate November und Dezember.

Zur Einordnung: In Deutschland werden jährlich circa 6 Millionen Tonnen Kunststoffabfall gesammelt - nur noch rund 0,25 Prozent dieses Mülls landen also noch in China.

China hatte jahrelang Müll aus westlichen Staaten importiert, um daraus Rohstoffe zu gewinnen, mit denen neue Plastikwaren gefertigt wurden. Doch der Abfall war teilweise in einem schlechten Zustand und trug mancherorts zu Umweltverschmutzung und Gesundheitsproblemen bei. Daher legte Peking eine strenge Verunreinigungsgrenze für Plastikabfall fest, was auch als Importstopp interpretiert wurde.

Wie wichtig China einst als Müllmarkt war, sieht man auch an der Zahl von 2016 - damals wurden 563.000 Tonnen "Abfälle, Schnitzel und Bruch von Kunststoff" aus Deutschland in die Volksrepublik verschifft. Das war fast ein Zehntel des hierzulande gesammelten Kunststoffabfalls. Bereits im zweiten Halbjahr 2017 fingen chinesische Firmen in Erwartung der strengen Importregeln an, ihre Einfuhren runterzufahren, daher fiel der Wert bereits 2017 deutlich ab.

Und was geschieht nun mit dem Abfall, wenn er nicht mehr nach China geht? "Vieles von dem, was China früher importiert hat, wird nun als Ersatzbrennstoff in der Industrie genutzt", sagte ein BDE-Sprecher. So nutzen zum Beispiel Zementwerke den Abfall als Alternative für fossile Brennstoffe.

In Branchenkreisen heißt es zudem, dass deutsche Exporteure andere Märkte in Asien in den Fokus genommen haben und den Plastikabfall dorthin verschiffen. Wie aus der Liste des Statistischen Bundesamtes hervorgeht, gingen die Importvolumina für deutschen Plastikabfall in Indien, Malaysia und Indonesien Anfang 2018 deutlich in die Höhe. So wurden 2017 den Angaben zufolge rund 42.000 Tonnen Plastikabfall nach Indien verschifft, in den ersten zehn Monaten 2018 waren es schon 57.000 Tonnen. In Indonesien stieg der Wert von nahe null (rund 600 Tonnen) auf 49.500 Tonnen Plastikabfall. "Wenn ein Markt zumacht, sucht die Branche sich nun mal andere Märkte", heißt es in Branchenkreisen.