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Nach Wannacry-Attacke Politik und Wirtschaft sorgen sich um Cyber-Sicherheit

Spätestens seit die Wannacry-Attacke öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser traf, ist klar: Ein Kollaps wichtiger Infrastrukturen ist eine reale Gefahr. Eine neue Sicherheits-Studie zeichnet konkreten Handlungsbedarf für Wirtschaft und Politik auf.

05.10.2017, 13:47

Berlin/Frankfurt/Main (dpa) - Das Risiko von Cyber-Angriffen auf wichtige Infrastruktur-Einrichtungen wird nach Ansicht von Vertretern sowohl aus Politik als auch aus der Wirtschaft immer realistischer.

Insgesamt drei Viertel der Befragten einer Trendstudie sehen eine große Gefahr durch Angriffe etwa auf das Stromnetz oder auf Krankenhäuser. Das ergab eine Untersuchung, die das Beratungshaus Deloitte gemeinsam mit dem Allensbach-Institut vorstellte.

Im vergangenen Jahr stuften demnach nur 27 Prozent der Entscheider einen Zusammenbruch des Stromnetzes als großes Risiko für die Menschen ein. "Die Digitalisierung bringt unzählige und unschätzbare Vorteile, aber sie macht auch verwundbar", sagte Peter Wirnsperger, Partner von Deloitte.

Die Akteure schätzten die Situation jedoch überwiegend realistisch ein. "Die Digitalisierung steht bei unseren CEOs ganz oben auf der Agenda." Viele hätten große Erwartungen an die Politik, doch eine Seite allein könne "diesem Sturm nicht widerstehen". Ziel sei es, mit dem aktuellen Report die Diskussion zu befeuern.

Wie eine vom Beratungsunternehmen EY ebenfalls am Donnerstag in Frankfurt veröffentlichte Umfrage ergab, geraten deutsche Unternehmen auch nach eigener Einschätzung zunehmend ins Visier von Cyber-Kriminellen. Besonders unter Druck stehen demnach Großunternehmen mit mehr als eine Milliarde Euro Umsatz. Von ihnen hätten 57 Prozent konkrete Angriffe festgestellt. Und die Sorge wächst: Gut drei von fünf Befragten bewerteten das Risiko, Opfer von Spionage und Cyberangriffen zu werden, als eher hoch oder sehr hoch. Vor zwei Jahren lag der Anteil noch bei 34 Prozent.

Ebenfalls als großes Risiko wird laut Deloitte der Missbrauch persönlicher Daten gewertet. Demnach gaben jeweils zwei Drittel der Befragten an, eine große Gefahr durch Diebstahl privater Daten, Datenbetrug im Internet oder missbräuchliche Nutzung eigener Daten in sozialen Netzwerken zu sehen. Bemerkenswerterweise habe eine hohe Risiko-Einschätzung jedoch keine Auswirkungen auf das eigene konkrete Verhalten, sagte Renate Köcher vom Allensbach Institut.

Nur eine kleine Minderheit der Entscheider aus Politik und Wirtschaft sei überzeugt, dass Deutschland so gut wie möglich auf Cyber-Angriffe vorbereitet sei, sagte Köcher. Demnach glauben fast zwei Drittel der Politiker und knapp drei Viertel der Führungskräfte nicht, dass der aktuelle Status Quo ausreiche.

Zu der Frage, ob es überhaupt einen wirksamen Schutz geben könne, gebe es ein sehr unterschiedliches Meinungsbild. Vertreter aus der Politik seien dabei deutlich optimistischer. Große Einigkeit gebe es aber darüber, dass der Staat auf mehreren Ebenen, etwa über staatliche Warnsysteme, eine zentrale Anlaufstelle oder bessere Aufklärung helfen könne.

Weitgehend einig waren sich die Befragten darüber, dass auf allen Ebenen die Kompetenzen zur Abwehr weiter ausgebaut werden müssten. Drei Viertel der Vertreter aus der Politik favorisieren dafür den Ausbau der Kompetenz in staatlichen Institutionen, 56 Prozent der Manager setzen dagegen auf intensive Kooperation von Wirtschaft und Politik.

Aus den Studienergebnissen sei deutlich ein Handlungsauftrag abzuleiten, sagte Katrin Rohmann. Sowohl bei der Frage der Verantwortlichkeit als auch bei rechtlichen Belangen ergebe das Meinungsbild viele offene Fragen. So gebe es aktuell eine große Zersplitterung der Kompetenzen in Bezug darauf, welche Einrichtungen sich im Fall eines Angriffs wie um die Abwehr kümmern müssten. Hier sei eine zentrale Anlaufstelle zur Bündelung der Zuständigkeiten gewünscht. Es gelte, bundesweit klare Definitionen als Voraussetzung für konkrete Abwehrstrategien zu erarbeiten.

Für die repräsentative Studie hat Deloitte gemeinsam mit dem Institut für Demoskopie Allensbach rund 500 Führungskräfte aus der Wirtschaft sowie Abgeordnete aus Länderparlamenten, dem Bundestag und dem Europaparlament befragt.