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Atomsteuer-Rückerstattung RWE verdient wieder besser

Gute Stimmung bei RWE-Chef Rolf Martin Schmitz: Nach zwei Krisenjahren verdient der Energiekonzern wieder besser. Dabei half die dicke Atomsteuer-Rückerstattung 2017. Langfristig aber bleibt das Kohlestrom-Geschäft schwierig, falls es keine Rechtsänderung gibt.

14.08.2017, 12:15

Essen (dpa) - Der zuletzt kriselnde Energiekonzern RWE verdient wieder besser: Im ersten Halbjahr haben die Essener von einer Atomsteuer-Rückerstattung sowie einem besseren Finanzergebnis profitiert und ihren Gewinn deutlich gesteigert.

Die Erlöse aus der Stromerzeugung mit Braun- und Steinkohle lahmen aber weiter, wie RWE in Essen mitteilte.

Sein Sparprogramm Neo zum Abbau von insgesamt 2300 Stellen und zur Einsparung von 300 Millionen Euro bis 2019/2020 setzt der Dax-Konzern deshalb fort. Zu möglichen Verkäufen des 77-Prozent-Anteils an der Ökostrom-Tochter Innogy wollte RWE-Chef Rolf Martin Schmitz sich nicht äußern. Bilanz und Rating seien stabil. "Wir stehen bei Innogy nicht unter Verkaufsdruck", sagte Schmitz.

Unter dem Strich erzielte RWE einen Überschuss von rund 2,7 Milliarden Euro, nach 457 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Gewinnsprung ist maßgeblich auf die Rückerstattung von 1,7 Milliarden Euro ungerechtfertigt eingezogener Kernbrennstoffsteuer zurückzuführen. Darüber hinaus stehen RWE rund 250 Millionen Euro an Zinsen zu, die noch im Laufe des Jahres fließen sollen.

Auch ohne den Sonderfaktor Steuererstattung stieg das bereinigte Nettoergebnis um rund ein Drittel auf 809 Millionen Euro, wie RWE mitteilte. Das Unternehmen habe beim Energiehandel wieder Geld verdient, während im ersten Halbjahr Verluste angefallen waren. Außerdem gingen die Pensionsverpflichtungen zurück.

Für das Gesamtjahr erwartet RWE einen bereinigten Nettoüberschuss von 1 bis 1,3 Milliarden Euro und sieht sich eher im oberen Bereich der Prognose. Im Vorjahr lag der Überschuss bei 777 Millionen Euro. Die Aktien stiegen daraufhin im Dax zwischenzeitlich um rund 1,5 Prozent.

Bei der Braunkohle zusammen mit der auslaufenden Kernenergie werde der Gewinn aber weiter zurückgehen, sagte Finanzvorstand Markus Krebber. "Wir verlieren an jeder Megawattstunde vier Euro im Vergleich zu 2016." Die Großhandelspreise gehen hier unter dem Konkurrenzdruck durch Wind- und Sonnenstrom seit Jahren stark zurück.

Das Unternehmen setzt weiter auf eine Entlohnung für das Vorhalten von kurzfristig abrufbarem Strom aus seinen Kohlekraftwerken. Solche sogenannten Kapazitätsmärkte habe Großbritannien und Frankreich bereits eingeführt. Auch in Deutschland würden entsprechende Mechanismen gebraucht, um Anreize für moderne Kraftwerke zu geben. Er sei überzeugt, dass das Thema nach der Bundestagswahl verstärkt auf die politische Agenda komme, sagte Schmitz. Die große Koalition hatte bisher entsprechende Gesetzes verweigert. Ex-Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte sie als "Hartz 4 für Kraftwerke" kritisiert.

An die Aktionäre schüttet RWE für dieses Jahr 50 Cent plus die bekannte Sonderdividende von einem Euro pro Aktie aus - insgesamt rund 920 Millionen Euro. Das soll auch die mit 21 bis 23 Prozent Anteil am Unternehmen wichtigste Aktionärsgruppe, die Kommunen vor allem aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, gewogen stimmen. Dort hatte es zuvor nach zwei ausgefallenen Dividenden in Folge Unruhe gegeben. Nun ist die Stimmung wieder positiver, in einigen Städten wie Dortmund wird sogar über Aktienkauf und nicht mehr -verkauf diskutiert.

Den überwiegenden Teil der Steuerzahlung steckte RWE in die Schuldentilgung. So sanken die Nettoverbindlichkeiten von Ende 2016 bis Ende Juni um 1,2 Milliarden auf rund 21,5 Milliarden Euro.

RWE-Mitteilung

Reden Schmitz/Krebber in der Telefonkonferenz