1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Volkswirte: Konjunktur ist stark ins neue Jahr gestartet

Zeichen stehen auf Wachstum Volkswirte: Konjunktur ist stark ins neue Jahr gestartet

Nur der jüngste Kurzsturz an den Weltbörsen hat ein wenig die Stimmung getrübt - trotzdem strotzen deutsche Konjunkturexperten weiter vor Optimismus. Denn in der Realwirtschaft jenseits der Finanzmärkte läuft es weiter rund.

26.02.2018, 15:19

Nürnberg (dpa) - Die deutsche Konjunktur ist nach Einschätzung von Experten erwartungsgemäß stark ins Jahr 2018 gestartet. Die Zeichen stünden weiter auf Wachstum.

Das dürfte nach den bisherigen Vorzeichen mit einem um mehr als zwei Prozent steigenden Bruttoinlandsprodukt (BIP) mindestens so groß ausfallen wie 2017, prognostizierten Volkswirte deutscher Großbanken und Konjunkturforscher in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Einige rechnen sogar mit einem noch stärkeren Wirtschaftswachstum. Auch auf dem Arbeitsmarkt werde sich die "günstige Grundtendenz" fortsetzen, versicherten sie.

Ganz so ausgeprägt wie zum Jahreswechsel ist die Konjunktur-Euphorie aber trotzdem nicht mehr, wie bei der Umfrage deutlich wurde. So haben nach Ansicht von BayernLB-Volkswirtin Christiane von Berg bei Instituten und Ökonomen zuletzt überzogene Konjunkturprognosen die Runde gemacht.

"Inzwischen hat man die rosa Brille abgelegt und ist zur Normalität zurückgekehrt", stellt sie fest. Die BayernLB geht bislang für 2018 von einem Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent aus. Das Geldinstitut will allerdings an diesem Mittwoch (28.2.) seine Wachstumsprognose anheben.

Für die leicht gedämpfte Konjunktureuphorie führen die Ökonomen ganz unterschiedliche Gründe an. So sorgt sich Commerzbank-Volkswirt Eckart Tuchtfeld um die womöglich export-bremsende Wirkung des starken Euros im Vergleich zum US-Dollar.

Vor allem Exporte in die USA würden dadurch verteuert. "Die USA sind aber nun mal ein wichtiger Handelspartner für die deutsche Wirtschaft", gibt Tuchtfeld zu bedenken. Dagegen zeigt sich DZ-Bank-Ökonom Michael Holstein über den zunehmenden Fachkräftemangel in einigen Branchen besorgt. "Es wird für Unternehmen immer schwieriger, geeignetes Personal zu finden. Das könnte das Wachstum leicht bremsen." Hinzu komme eine leichte Wachstumsschwäche beim privaten Konsum.

Die Finanzmarkt-Turbulenzen mit Kurseinbrüchen in den USA, der auch deutsche Anleger zeitweise verunsicherte, sehen die Konjunkturexperten derweil gelassen. "Das war nicht mehr als eine Korrektur, die für die Realwirtschaft keinerlei Auswirkungen hat", ist DZ-Ökonom Michael Holstein überzeugt. Auch Commerzbank-Experte Tuchtfeld überrascht die Reaktion von Anlegern nicht: "Mit einer solchen Nervosität des Finanzmarktes musste man in der Spätphase einer sehr expansiven Geldpolitik rechnen."

Beim Arbeitsmarkt unterscheiden sich die Einschätzungen der Experten lediglich in Grad ihres Optimismus. So rechnet etwa der Ifo-Arbeitsmarktexperte Felix Schröter 2018 mit einem Rückgang der durchschnittlichen Jahresarbeitslosigkeit um bis 200.000 auf rund 2,3 Millionen, während andere allenfalls einen Rückgang von 100.000 für realistisch halten. Aber selbst Schröter geht wie andere seiner Kollegen davon aus, dass die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt im Laufe des Jahres nachlassen wird. Trotzdem würden neue Jobs geschaffen - mit voraussichtlich 480.000 aber nicht mehr so viele wie 2017.

Unterdessen dürfte nach Einschätzung der Experten das frostige Winterwetter die Arbeitsmarktentwicklung im Februar gedämpft haben. Die Fachleute rechnen lediglich mit einem Rückgang der Erwerbslosigkeit um rund 15.000 auf 2,555 Millionen. Das wären gut 200.000 weniger als vor einem Jahr.

Einen größeren Rückgang verhindere der im Winter übliche Jobabbau in den Außenberufen, etwa auf dem Bau, in Gärtnereien und der Landwirtschaft, aber auch in der Gastronomie. Dass er dieses Jahr nicht stärker ausfalle, liege am weitgehend schneefreien Winterwetter. Ohne den Saisoneffekt wäre die Erwerbslosigkeit im Februar um rund 20.000 gesunken, sind die Ökonomen überzeugt.

Der Arbeitsmarkt im Januar