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Verschlechterte Prognose Wachstum Fehlanzeige für Maschinenbauer

Weniger Aufträge und sinkende Produktion: Die Wachstumsaussichten für die deutschen Maschinenbauer haben sich deutlich verdüstert.

02.07.2019, 14:42

Frankfurt/Main (dpa) - Internationale Handelskonflikte und die globale Konjunkturabkühlung bremsen Deutschlands Maschinenbauer in diesem Jahr aus.

"Wir rechnen für 2019 nun mit einem realen Minus der Produktion von 2 Prozent", sagte Carl Martin Welcker, Präsident des Branchenverbandes VDMA am Dienstag in Frankfurt. Die Branche kappte damit zum zweiten Mal ihre Wachstumserwartungen.

Zuletzt hatte die exportorientierte deutsche Schlüsselindustrie noch ein kleines Plus von 1 Prozent erwartet. Im vergangenen Jahr war die Produktion um gut 2 Prozent gewachsen. Der Umsatz der mittelständisch geprägten Branche dürfte der Prognose zufolge 2019 auf 226 Milliarden Euro sinken (Vorjahr: 233 Mrd Euro).

Gründe für die eingetrübten Aussichten sind vor allem die Ungewissheit über den Ausgang des Handelskrieges zwischen den USA und China sowie die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Zollerhöhungen für Einfuhren aus der Europäischen Union. "Unsicherheit ist Gift für die Wirtschaft", sagte Welcker.

Hinzukommen die Unwägbarkeiten des Brexits und der Strukturwandel in der Autoindustrie wegen der Elektromobilität. "All dies sorgt dafür, dass die Kunden der Maschinenbauer ihre Investitionen hinausschieben oder vorläufig einfrieren", erläuterte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers.

In den ersten vier Monaten stagnierte die Produktion im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, im April lag sie nach vorläufigen Zahlen um 0,8 Prozent unter dem Vorjahreswerts. Bereits seit Dezember sinkt die Nachfrage nach Maschinen "Made in Germany". In den ersten fünf Monaten dieses Jahres verringerten sich die Bestellungen um insgesamt 9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Allein im Mai stand in den Auftragsbüchern ein Minus bereinigt um Preiserhöhungen (real) von 7 Prozent. Auch bei den Exporten zeigen sich Bremsspuren, im April gab es ein leichtes Minus von 0,1 Prozent.

In vielen Unternehmen sind die Produktionskapazitäten den Angaben zufolge noch gut ausgelastet. In ersten Firmen gibt es aber bereits Kurzarbeit. Mit einem deutlichen Stellenabbau in der Branche, die mehr als eine Million Menschen beschäftigt, rechnet Welcker vorerst jedoch nicht.

Wichtig seien nun Entlastungen für die Unternehmen in Deutschland, mahnte Welcker. "Die Politik muss endlich handeln." Er forderte unter anderem eine vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlages. Die Digitalisierung erfordere zudem moderne Rahmenbedingungen für die Arbeitswelt. Notwendig sei eine Umstellung von täglicher auf wöchentliche Höchstarbeitszeit, Ruhezeiten der Beschäftigten sollten flexibilisiert werden.

Zugleich mahnte Welcker: "Der Breitbandausbau darf sich nicht nur auf städtische Regionen konzentrieren." Deutschland benötige ein flächendeckendes und leistungsstarkes Internet. Den Maschinenbauern sei vor einem normalen Abschwung nicht bang. "Die Zahl der politischen Unwägbarkeiten wächst derzeit aber so stark an, dass international tätige Unternehmen damit nicht allein gelassen werden dürfen", mahnte Welcker.