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Weltraumnation China "Chang'e 4": Erste Landung auf Mond-Rückseite geglückt

Das Manöver galt als schwierig, doch die junge Weltraumnation China hat geliefert. Erstmals ist eine Sonde auf der Rückseite des Mondes gelandet. Auch Technik aus Deutschland ist an Bord.

03.01.2019, 10:00

Peking (dpa) - Mehr als 50 Jahre nach der ersten Mondlandung hat eine chinesische Sonde erstmals auf der Rückseite des Erdtrabanten aufgesetzt. "Chang'e 4" landete am frühen Donnerstagmorgen um 3.26 Uhr MEZ am Aitken-Krater in der Nähe vom Südpol des Mondes.

Im chinesischen Staatsfernsehen war von einer historischen Landung und einem großen technologischen Durchbruch die Rede. Minuten nach der Landung funkte die Sonde erste Bilder zur Erde, auf denen die Oberfläche des Mondes zu sehen ist.

Die erste sanfte Mondlandung gelang der sowjetischen Sonde "Luna 9" 1966. 1959 zerschellte Luna 2 auf dem Mond. 1969 betrat ein US-Astronaut erstmals den Erdtrabanten.

China ist nun aber die erste Nation, die auch auf der von der Erde abgewandten Seite des Mondes gelandet ist. An Bord der "Chang'e 4" befindet sich ein Roboterfahrzeug, das in einem nächsten Schritt das Terrain um die Landestelle erkunden soll.

Chinesische Experten hatten die Mission im Vorfeld als sehr anspruchsvoll bezeichnet. Als Hürde galt die reibungslose Kommunikation mit der Erde, weil auf der Rückseite des Mondes keine direkte Funkverbindung aufgebaut werden kann. Deshalb brachten die Chinesen bereits im Mai den Übertragungssatelliten "Queqiao" (Brücke der Elstern) in Position, um Signale aus dem Funkschatten senden zu können.

Mit einem reibungslosen Ablauf der Mond-Mission soll unter Beweis gestellt werden, dass Chinas ambitioniertes Raumfahrtprogramm große Fortschritte macht.

Geplant sind unter anderem Experimente mit niedrigen Radiofrequenzen. Ohne die Erdatmosphäre und andere Störungen können Astronomen in der Stille des Alls besser Signale auffangen und hoffen auf neue Erkenntnisse über die Entstehung der Sterne.

Zudem hat "Chang'e 4" Saatgut geladen, mit dem geprüft werden soll, ob Gemüseanbau in einer geschlossenen Umgebung bei der niedrigen Schwerkraft der Mondoberfläche möglich ist.

An Bord ist auch ein von Wissenschaftlern der Kieler Christian-Albrechts-Universität entwickeltes Strahlenmessgerät. Das Kieler Experiment soll mindestens ein Jahr lang die Strahlung und den Wassergehalt des Bodens messen und die Daten zur Erde schicken. Die Erkenntnisse daraus sollen helfen, zukünftige bemannte Mondmissionen vorzubereiten.

2019 plant China eine weitere unbemannte Landung, um Gesteinsproben zur Erde zurückzubringen. Bis 2030 soll erstmals ein Chinese einen Fuß auf den Erdtrabanten setzen. Die Mondmissionen sind nur ein Teil des ehrgeizigen Raumfahrtprogramms Chinas, das auch den Bau einer Raumstation um 2022 vorsieht.

"Chang'e 4" war am 8. Dezember von der Erde gestartet und erreichte laut Staatsfernsehen am 12. Dezember die Mond-Umlaufbahn.

Mit "Chang'e 3" hatten die Chinesen erstmals 2013 eine Sonde auf der Vorderseite des Erdtrabanten gelandet - weit später als Russen und Amerikaner. Die USA hatten nach unbemannten Sonden zwischen 1969 und 1972 auch zwölf Astronauten auf den Erdtrabanten gebracht.

Uni Kiel

erste Bilder der Sonde

Chinas Sprung zur Großmacht im All

Hat der Mond auch eine dunkle Seite?

Die Rückseite des Mondes galt lange als Mysterium, denn von der Erde aus ist sie nicht sichtbar. Dauerhaft dunkel ist sie deshalb noch lange nicht. Fakt ist: Der Mond kreist so um die Erde, dass er ihr immer dieselbe Seite zuwendet. Die Sonne bestrahlt innerhalb dieser rund vier Wochen reihum alle Seiten des Mondes. Bei Vollmond wird die Vorderseite des Mondes bestrahlt, die der Erde zugewandt ist, bei Neumond die Rückseite. Das Prinzip lässt sich leicht prüfen: Ein Püppchen, das um einen Apfel kreist und ihm dabei immer das Gesicht zuwendet, wird einmal von vorne und einmal von hinten direkt von dem Licht bestrahlt, das durchs Fenster fällt.