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Wissenschaft Klimaerwärmung nach Eiszeit ließ Braunbären-Zahl schwinden

Am Ende der letzten Eiszeit tummelten sich Braunbären noch europaweit. Heute sind die Tiere rar. Einer Ursache dafür sind Forscher nun im Detail nachgegangen.

10.09.2017, 07:25

Frankfurt/Main (dpa) - Nicht nur der Mensch, auch steigende Temperaturen haben einer Studie zufolge die Zahl der europäischen Braunbären schwinden lassen.

Die Klimaerwärmung nach dem Ende der letzten Eiszeit trug der Modellrechnung zufolge erheblich zum Schwund bei, wie das Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum in Frankfurt berichtet.

"In den letzten 12.000 Jahren ist die Wintertemperatur in weiten Teilen Europas um zwei bis vier Grad angestiegen", erklärt Senckenberg-Wissenschaftler Jörg Albrecht, der die Analyse eines internationalen Forscherteams geleitet hat. "Dadurch haben die vorhandenen Braunbären weniger Nachkommen bekommen und sind letztendlich immer weniger geworden."

Braunbären (Ursus arctos) verbrauchen bei höheren Temperaturen mehr Energie für ihre Winterruhe, weil sie häufiger wach werden und dann auf kräftezehrende Futtersuche gehen. Die Weibchen, die in den Wintermonaten Junge bekommen, wenden ihre Reserven aber entweder für die Winterruhe oder aber den Nachwuchs auf. "Wird mehr Energie für die Winterruhe verbraucht, bleibt weniger für die Fortpflanzung übrig, was die Anzahl der Nachkommen verringert", heißt es vom Senckenberg-Institut.

Schon lange bekannt ist, dass das Verschwinden der Braunbären in Europa mit der Landnutzung und der Bejagung durch den Menschen zusammenhängt. Die Studie habe nun gezeigt, dass auch der Klimawandel eine wichtige Rolle spielte, erklärt Albrecht. Am Ende der letzten Eiszeit kam der Braunbär noch überall in Europa vor, inzwischen gibt es nur noch vereinzelte Populationen in den Pyrenäen, Nordskandinavien und Osteuropa.

Die Studie, an der auch die Uni Rostock beteiligt war, ist im Fachjournal "Scientific Reports" veröffentlicht. Sie entstand im Rahmen eines polnisch-norwegischen Projektes und basiert auf Modellen, die mit Daten zum Klima, zur Landnutzung und zu Braunbären-Vorkommen gespeist wurden.

"Ein erstes großes Aussterben fand in Südwest-Europa vor 7000 bis 5000 Jahren statt", so Albrecht. "Richtig bergab ging es mit dem Braunbären aber seit dem Römischen Reich vor 2000 Jahren. Danach ist der Verbreitungsraum der Tiere rasant geschrumpft und zerstückelt worden."

Die steigenden Temperaturen hätten auch dazu beigetragen, dass der Lebensraum für die Tiere immer knapper geworden sei. Denn der Mensch habe dadurch Flächen nutzen können, die vorher klimatisch ungeeignet gewesen seien. Wie sich der aktuelle Klimawandel auf die Population auswirkt, muss sich dem Forscher zufolge noch zeigen.

In Deutschland gelten Braunbären nach Angaben der Naturschutzorganisation WWF seit über 150 Jahren als ausgestorben. Der Bestand in Europa werde auf etwa 17.000 Exemplare geschätzt. Größte Bedrohungen seien der Verlust von Lebensraum, die Waldabholzung und die Wilderei.

Hin und wieder geraten die Tiere zudem mit dem Menschen in direkten Konflikt und sorgen dann für Schlagzeilen. Im Juli etwa wurde ein Mann in Italien von einem Bär angegriffen. 2006 gab es großen Wirbel um den eingewanderten "Problembär Bruno", der in Bayern erschossen wurde.

Braunbären-Forschungsprojekt