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Wuster Schule Ein bewegender Abgesang

Einen Abriss über wichtige Ereignisse in der Schule haben die Schüler und Eltern beim Abschlussfest bildhaft dargestellt.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 05.07.2018, 17:47

Wust l Enrico Reumann moderierte die Zeitreise, die die Gäste des Abschiedsfestes unlängst erlebt haben.

Das Herrenhaus ist seit 1387 Wohnsitz der Familie von Katte. Anfangs ist es ein einfaches Gebäude, das im Dreißigjährigen Krieg niederbrannte. Es wird ein neues, zweistöckiges Herrenhaus gebaut. Dieser Bau ist dem General und Feldmarschall Hans Heinrich von Katte (1681-1741) zu bescheiden. Er lässt den Bau durch Seitenflügel vergrößern.

Der General ist der Vater des durch sein trauriges Schicksal bekannt gewordenen Hans Hermann von Katte. Dieser ist, ebenso wie der Vater, beim König im militärischen Dienst und wird der Jugendfreund des Prinzen Friedrich Wilhelm II. Kriegsspiele und militärischer Drill bereiten ihm gar keine Freude. Der Prinz liebt viel mehr Musik und Kunst, was den König erzürnt. Da fasst der junge Prinz den Entschluss, nach England zu fliehen. Als bekannt wird, dass Hans Hermann als Freund des Prinzen von den Plänen gewusst haben soll, lässt der König Hans Hermann zum Tode verurteilen und 1730 in Kystrin enthaupten. Erst später, auf Bitten des Vaters, erlaubt der König, dass Hans Hermann von Katte in Wust in die Familiengruft überführt werden darf. Da keine Erben der Familie das Herrenhaus übernehmen können, geht der Besitz an Verwandte, von denen viele im Elb-Havel-Winkel wohnen.

1945 dient das Gebäude zeitweilig als Lazarett, bevor das Gut samt Herrenhaus enteignet wird. Viele Flüchtlinge kommen nach Wust und müssen untergebracht werden, auch im Herrenhaus.

1948: Im Wuster Schulhaus, dem heutigen Kindergarten, ist es sehr eng, weil mit den Flüchtlingen auch viele neue Schüler in die Klassen kommen. Als im Herrenhaus nach und nach die Räume wieder frei werden, hält hier am 17. November 1948 die Schule Einzug.

1950: Nach dem Krieg haben alle Hunger und müssen viel arbeiten. So wird 1950 die Schulspeisung eingeführt. Emmy Bothe übernimmt dieses Amt unter schwierigen Bedingungen. Es gibt kein fließendes Wasser und wer zu Hause ein Schwein schlachtet, muss etwas Fleisch für die Schulküche zur Verfügung stellen.

1951: Die Schule in Melkow wird geschlossen. Die Kinder laufen jeden Tag zu Fuß mit Fräulein Knauer zur Schule nach Wust.

1953: Schulleiter Willi Thölken verkündet den Aufbau einer Zentralschule mit einem Hort. Als erster Horterzieher betreut Gerhard Najork, der spätere Mathematiklehrer und stellvertretende Direktor, bis zu 70 Kinder im damals sehr kleinen Essenraum. Kein Vergleich zu den schönen Bedingungen, die der Hort im eigenen Gebäude später unter der Leitung von Karin Thölken und ihren Kolleginnen erhält.

1954: Jetzt kommen auch die Kinder aus Sydow nach Wust. Sie werden mit einem Pferdewagen gebracht.

1955/56: Moderne Technik hält Einzug: Ein Bus transportiert die Schüler zur Schule und zurück nach Hause. Ab 1956 lernen auch die Kinder aus Mangelsdorf in Wust.

1959/60: Im NAW (Nationales Aufbauwerk) wird gegenüber der Schule eine Kleinsportanlage geschaffen, um die sich besonders Fritz Lange, Erich Granitzki und Willi Thölken verdient gemacht hatten. Da für den Sportunterricht im Winter nur ein Klassenraum genutzt werden kann, baut man 1960 den Saal der Gaststätte Klitzing zur Turnhalle um. Sportlehrer und Eltern schlagen im Wald Bäume für das nötige Bauholz. Die Wuster Schüler erringen bei Wettkämpfen viele Erfolge, ob in der Leichtathletik, dem Handball oder beim Fußball.

Vom Schuljahr 1962/63 müssen die Schüler nach der 8. Klasse nicht mehr nach Schönhausen, wenn sie den Abschluss der 10. Klasse erreichen wollen, sondern sie können diesen Abschluss ab sofort an der Polytechnischen Oberschule in Wust erwerben.

1965: Da es in Wust kein Gewässer gibt, in dem man das Schwimmen erlernen könnte, richtet die Schule in Zusammenarbeit mit Betrieben in Wusterwitz über die Sommerferien ein Schwimmlager ein, zuerst nur für ältere Schüler mit Zelten und später für alle Kinder in Bungalows. Dutzende Mädchen und Jungen legen an der kleinen Badestelle im See ihre Schwimmprüfung ab und haben viel Spaß am fröhlichen Lagerleben.

1973/74: Es fehlen moderne Fachräume. Den beiden „Baudirektoren“ Willi Thölken und Gerhard Najork gelingt es, den Neubau mit sechs Fachräumen auf den Weg zu bringen. Das Gebäude wird für 375 000 DDR-Mark errichtet.

1977: Alle Schulen sollen sich um einen Namen bewerben, und so trägt die Wuster Schule von 1977 bis 1990 den Namen des 1. Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck.

1991: Die Wiedervereinigung macht es möglich: In den Fe­rien 1991 findet zum ersten Mal die Sommerschule für Englisch statt. Dr. Maria von Katte, Kay Goodman und Harriet Watts holen Dozenten aus England und Amerika nach Wust, die über 300 Schüler verschiedener Altersklassen unterrichten. Die Begeisterung ist umwerfend, der Erfolg übertrifft alle Erwartungen – so sind Sommerferien ohne Sommerschule in Wust gar nicht vorstellbar.

1991: Die Schule wird in Sekundar- und Grundschule geteilt. Die Fischbecker kommen nach Wust und die Mangelsdorfer gehen später nach Jerichow.

Mit Beginn des Schuljahres 1993/94 wechselt Schulleiterin Bärbel Conrad mit ihren Kollegen und den älteren Schülern nach Schönhausen – ein trauriger Abschied. Der Neubau wird nun von Schülern kaum genutzt und im Hauptgebäude lernen nur noch die Grundschüler, Sigrid Reumann ist Schulleiterin.

Im Juni 2018 schließt die Schule mit weniger als 40 Schülern.