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Landtagswahl Wahlkreis Haldensleben: Neben CDU-Mann Tim Teßmann schafft auch Linken-Kandidat Guido Henke den Sprung ins Parlament

Nach dem vorläufigen Endergebnis der Landtagswahl wurde in der Wahlnacht am 6. Juni 2021 klar, dass Guido Henke (Die Linke) erneut in den Landtag einzieht. Während die CDU noch feiert, beginnt bei den anderen Parteien die Suche nach Gründen für die Verluste.

Von Juliane Just Aktualisiert: 08.06.2021, 12:27
Punkt 18 Uhr wurden im Landratsamt des Landkreises Börde in Haldensleben die Briefwahlurnen ausgekippt, die Kuverts sortiert und ausgezählt.
Punkt 18 Uhr wurden im Landratsamt des Landkreises Börde in Haldensleben die Briefwahlurnen ausgekippt, die Kuverts sortiert und ausgezählt. Foto: Juliane Just

Haldensleben - Die CDU hat die Landtagswahl im Wahlkreis Haldensleben mit überraschend großem Vorsprung gewonnen. CDU-Direktkandidat Tim Teßmann zieht mit 37,02 Prozent der Wählerstimmen in den Landtag ein. War Zugpferd Reiner Haseloff ausschlaggebend für den Erfolg? „Wir haben davon sicher profitiert, aber die CDU war hier vor Ort immer stark“, sagt Teßmann. Als Beispiele nennt er Thomas Webel als Verkehrsminister, Martin Stichnoth als Landrat des Landkreises Börde, aber auch Norbert Eichler als Haldenslebens Bürgermeister a.D..

Bereits einen Tag nach der Wahl hatte Tim Teßmann seinen ersten Termin, denn die Landesfraktionen kamen für erste Gespräch zusammen. Dort ging es auch um die künftige Besetzung der Ausschüsse. Teßmann ging mit genauen Vorstellung in diese Runde. Er wolle den Sozialausschuss besetzen. Als Sozialpädagoge könne er von Berufswegen her viel beisteuern, außerdem könne er sein Ziel der Stärkung des Ehrenamts und der Vereine hier durchsetzen. Doch auch den Ausschuss für Landesentwicklung könne er sich vorstellen. Das Thema Stärkung des ländlichen Raumes war eines seiner Hauptziele im Wahlkampf. „Ich möchte im Landtag für die Region denken und arbeiten“, sagt er. Es sei sehr wichtig für ihn, dass der große Wahlkreis, der sich von der Westlichen Börde bis nach Flechtingen und von Haldensleben bis in die Obere Aller zieht, zusammenwächst.

FDP schafft nach zehn Jahren den Sprung in den Landtag

Grund zur Freude hat auch die FDP, die nach zehn Jahren erstmals wieder in den Landtag Sachsen-Anhalts einzieht. Der Direktkandidat im Wahlkreis Haldensleben, René Gehre, kam auf den fünften Platz. „Natürlich freuen wir uns, dass die Liberalen nun die Landespolitik wieder mitgestalten können. Es wurde auch Zeit“, sagt er. In Hinblick auf eine mögliche Koalition zwischen CDU, SPD und FDP sei die Partei bereit, Verantwortung zu übernehmen - doch auch in der Opposition könne die FDP die Geschicke der Landespolitik mitlenken.

Die AfD hat sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitstimmen leichte Rückgänge zu verzeichnen. Wählten 2016 noch 22,8 Prozent die Partei mit ihrer Zweitstimme, waren es am Sonntag noch 21,76 Prozent. „Im Wahlkreis Haldensleben sind wir einigermaßen stabil geblieben und liegen über dem Ergebnis der AfD im Land“, sagt Markus Motschmann, der als Parteiloser für die AfD angetreten ist. Dass Ministerpräsident Reiner Haseloff bereits vor der Wahl eine Koalition mit der AfD ausgeschlossen hat, kann er nicht nachvollziehen. Er rechnet vor, dass eine Koalition aus CDU, AfD und FDP eine Zwei-Drittel-Mehrheit hätte. „Damit wird der Bürgerwille in der Regierung gar nicht abgebildet“, sagt er.

Obwohl die Linke der größte Verlierer der Wahl in Sachsen-Anhalt war, gab es in der Nacht im Wahlkreis Haldensleben noch Grund zur Freude für Guido Henke. Mit den Erststimmen schaffte er es zwar nur auf Platz vier, doch über die Landesliste der Partei zieht der Haldensleber doch noch in den Landtag ein. „Das ist eine sehr gute Wende“, sagte Henke. Noch am Wahlabend hatte er angekündigt, im kommenden Jahr für das Amt des Haldensleber Bürgermeisters kandidieren zu wollen. „Ich stehe zu meiner Aussage, als Bürgermeister zu kandidieren und würde dafür das Landtagsmandat niederlegen“, bekräftigt er gestern gegenüber der Volksstimme.

Die Linke sieht keine Fehler im Wahlkampf

Trotzdem sucht auch die Linke nach Gründen für das schlechte Wahlergebnis. Laut Henke waren dafür die Umfrageergebnisse in der vergangenen Woche maßgeblich, und dass ein Drittel der Wählerschaft zu diesem Zeitpunkt noch unentschlossen war. „Um eine starke AfD zu verhindern, wählten viele CDU“, ist sich Henke sicher. Die Linke habe in seinen Augen keine Fehler im Wahlkampf gemacht - jedoch steigere dieser Umstand auch die Enttäuschung. „Wir konnten die sozialen Themen, die wir im Landtag bereits platziert haben, nicht nach außen tragen“, resümiert er.

Auch bei der SPD wird nach Gründen für den Verlust an Wählerstimmen gesucht. Die Partei verzeichnete landesweit mit 8,4 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis in Sachsen-Anhalt. Katharina Zacharias, die aus dem Stand heraus den dritten Platz bei den Erststimmen holte, benennt vor allem ein strukturelles Problem der Partei. „So einen großen Wahlkreis nahezu alleine zu bespielen, ist fast unmöglich“, sagt sie. Die Energie, die sie in das Verteilen von zahlreichen Flyern gesetzt habe, hätte sie an anderer Stelle für interaktive Formate mit den Menschen setzen wollen. „Die Corona-Pandemie hat auch dazu beigetragen, dass einige SPD-Kandidaten kaum in den Orten bekannt gemacht werden konnten. Das zeigt sich an den wenigen Erststimmen, die sich auch auf die Zweitstimmen niederschlagen“, resümiert sie.

Die Grünen schrecken Wähler mit Erhöhung der Benzinpreise ab

Mehr Stimmen hätten sich auch die Grünen gewünscht. „Ich habe mir keine Spitzenposition erhofft, aber ich habe mit mehr Erststimmen gerechnet“, so Direktkandidat Ralf Peter Bertram. Die Grünen hätten bundesweit eine Menge Zuspruch verloren. Als Grund hierfür sieht er Forderungen der Bundesebene wie jene, die Benzinpreise um 16 Cent anzuheben. „Die meisten meiner Gespräche mit Bürgern drehten sich um dieses Thema“, betont Bertram. Seiner Meinung spielt Klimaschutz gerade im ländlichen Raum für viele Menschen eine Rolle, doch mit der Verteuerung des Benzins könne man sie nicht einbinden. Am Ende hätten die Wähler die „Vernunft“ gewählt, denn ein „Sieg der AfD hätte Sachsen-Anhalt um 100 Jahre zurückgeworfen“. Dass Ministerpräsident Reiner Haseloff erneut eine Kenia-Koalition aus CDU, SPD und Grünen bildet, kann sich Bertram nicht vorstellen.