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Autobahn-Demo Lückenschluss auf der Elbbrücke

Am Sonnabendvormittag wurde mit einem Lkw-Konvoi auf der B 189 für einen schnellen Ausbau der A 14 demonstriert.

Von Thomas Pusch 14.09.2015, 01:01

Stendal l Wer am Sonnabendvormittag auf der Bundesstraße 189 zwischen Geestgottberg und Wittenberge unterwegs war, musste Geduld mitbringen, viel Geduld. Die Industrie- und Handelskammer hatte zu einer Demonstration für einen schnellen Ausbau der A 14 unter dem Motto „Mobilität ist Zukunft“ aufgerufen. Aus Richtung Altmark setzte sich um 11 Uhr ein Lkw-Konvoi mit über 60 Fahrzeugen in Bewegung, aus der Prignitz waren es etwa 30 Lastwagen. Auf der Elbbrücke trafen sie sich gegen 11.20 Uhr, und das bedeutete erstmal Stillstand statt Mobilität.

Schon am Vormittag hatten sich die Brummis auf dem Gelände der Firma Happy Beton aufgestellt. „Es wird Zeit, dass die Autobahn kommt“, meinte ein Fernfahrer, „das ist nicht nur für die Wirtschaft wichtig, dann bleibt auch den Anwohnern der Durchgangslärm auf den Bundesstraßen erspart.“ Andreas Lepel, Vorstandsmitglied im Winckelmann-Museum, hatte sich das Fahrzeug eines befreundeten IHK-Mitgliedes ausgeliehen und ging mit seinem Sohn Francis an den Start. „Es ist wichtig, dass die Unternehmen eine vernünftige Erreichbarkeit in Nord-Süd-Richtung haben, aber irgendwie dauert alles viel zu lange, und es ist nicht absehbar, wann die Autobahn wirklich kommt“, sagte er. Daniel Hämmerling fährt für einen Kraftstofflieferanten und beklagte die langen Fahrten bis zur Autobahn: „Da sind wir bis zu eineinhalb Stunden unterwegs, das muss schnell besser werden.“

Es gab auch Zaungäste, die den sich formierenden Konvoi kritisch beäugten. Dagmar Schultze und Erika Ziems gehörten dazu. Sie sind alteingesessene Geestgottbergerinnen, haben prinzipiell auch nichts gegen die Autobahn, aber gegen die geplante Trassenführung. „Wir sind dann völlig vom Dorf abgeschnitten, leben außerdem hinter einer hohen Lärmschutzwand“, klagte Schultze., Für den Rettungsdienst werde das wohl auch Probleme bringen.

„Und trotz allem wird das nicht als wertmindernd angesehen“, meinte ihre Nachbarin und beide überlegen, ob es überhaupt noch lebenswert in Geestgottberg bleibt. Zunächst einmal haben sie Angst, Angst vor dem Baulärm und ob ihre Häuser den Erschütterungen standhalten können.

An jenem Sonnabend waren die einzigen Erschütterungen aber die der Lastwagen auf ihrem Weg nach Norden. Vereinzelt standen Demonstranten an der Bundesstraße, die ihnen applaudierten. Mit sehr gemäßigter Geschwindigkeit ging es zur Elbbrücke, in der Ferne waren die Scheinwerfer der brandenburgischen Kollegen und Mitdemonstranten schon zu erkennen. Nach dem Halt wurden Transparente und Schilder in die Hand genommen, der Lückenschluss schonmal per brandenburgisch-sachsen-anhaltinischem Handschlag geprobt.

„Wir sind alle begeistert von dieser Resonanz, wir wollen die A 14, die Querspange 190n und die A 39, also die Hosenträgervariante“, sagte Adolf Fehse, Vizepräsident der IHK Magdeburg und Leiter des Regionalausschusses Altmark der Kammer. In dem größten autobahnfreien Raum Deutschlands müsse endlich die In- frastruktur geschaffen werden, um die Wirtschaft nach vorne zu bringen.

Das unterstützte Klaus Klang, Staatssekretär im Landes-Verkehrsministerium. „Diese machtvolle Demonstration zeigt, dass in der Altmark und der Prignitz ein großer Bedarf besteht“, stellte er fest. Die Befürworter der Autobahn sollten immer wieder für Eindrücke wie diesen sorgen. Salzwedels Landrat Michael Ziche (CDU) machte klar, dass der ländliche Raum die Autobahn braucht und die Unternehmer nicht noch einmal 25 Jahre warten können. „Wir wollen die gleichwertigen Lebensverhältnisse“, sagte er.

Um kurz nach 12 Uhr setzten sich die Mehrtonner wieder in Bewegung. Die altmärkischen Lastwagen mussten zunächst nach Wittenberge fahren, um im Gewerbegebiet zu drehen. Vorbei ging es an unzähligen Pkw, die seit mehr als einer Dreiviertelstunde im Stau standen, vom Verkehrsservice im Radio größtenteils über die Ursache im Ungewissen gelassen. „Ihr seid die Besten“, rief so mancher dem Tross zu. Ob das nun Unterstützung oder Zynismus war, blieb ebenfalls im Ungewissen.

Zum Abschluss trafen sich Prignitzer und Altmärker auf dem Gelände von Happy Beton – bei Erbsensuppe mit Bockwurst, allerdings diesmal ohne Verkehrschaos.