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Wohngemeinschaft Landwärts ziehen aufs Dorf

Senioren zusammenbringen, um auf dem Lande einen qualitativ guten Lebensabend zu verbringen: Das ist das Ziel einer Kalbenser Stiftung.

Von Cornelia Ahlfeld 02.02.2016, 02:00

Kalbe. „Wege entstehen beim Gehen.“ Und neue Wege, und das Schritt für Schritt, will eine Gruppe mit Visionen für die Zukunft von Senioren zurücklegen, um dem demografischen Wandel der Gesellschaft zu begegnen, Traditionen zu bewahren und vieles mehr. Zu dieser Gruppe gehören Gerrit Schuster, seine Mutter Andrea Schuster sowie Regine und Volker Andreas.

Und vorgestellt hat sich diese Gruppe mit ihren Plänen und Projektvorstellungen am Sonnabendnachmittag in den Kalbenser Ratsstuben. Der Ort war nicht zufällig gewählt, denn Andrea Schuster ist in Bismark geboren und in Kalbe aufgewachsen, kennt die Region und die Menschen. Heute lebt sie in einem Ort im Vorharz, hat dort einen großen Bauernhof mit kleiner Viehwirtschaft und Garten zur Selbstversorgung und arbeitet als Kontrolleurin für eine Öko-Kontrollstelle. Sohn Gerrit studierte Architektur und Pädagogik und arbeitet in einem Waldkindergarten bei Berlin. Volker und Regine Andreas sind als selbstständige Finanzberater unterwegs, haben aber auch einen kleinen Hof mit Garten und Viehzeug.

Angefangen habe alles vor zehn Jahren. Andrea Schuster war Lehrausbilderin in der Landwirtschaft. 1990 machte sie sich selbstständig mit einem 100-Hektar-Betrieb, den sie 2003 aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste. Volker und Regine Andreas waren ihre Finanzberater. Und Grundlage für das Seniorenprojekt der Gruppe – landwärts ziehen – waren die Gedanken um die eigene Zukunft, um die Zukunft des Hofes. Und solche Höfe zu erhalten, ist ein Ziel der Stiftung in Gründung. Viele Bauernhöfe im ländlichen Raum würden verfallen. „Und wir haben uns zusammengetan und überlegt, was man tun kann“, erzählte Andrea Schuster. Entstanden ist das Seniorenprojekt landwärts ziehen, um Menschen im Alter auch eine Perspektive zu geben und sie nicht aufs Abstellgleis zu schieben. Senioren können dort gemeinsam leben und wenn sie wollen, auch gemeinsam arbeiten, im Garten, Tiere halten, und sie sollen gemeinnützig für den Ort tätig werden. So sollen Jung und Alt zusammengebracht werden. Senioren aus der Stadt ziehen aufs Land.

Die Stiftung möchte dabei deutschlandweit agieren. Zurzeit gibt es zwei potentielle Objekte in Schleswig-Holstein und im Raum Winterfeld-Apenburg. Ganz spruchreif sei das zwar noch nicht, aber mit den Informationsveranstaltungen wolle man Interesse wecken. Zur Finanzierung gebe es mehrere Formen, so Schuster. Geplant sei das Verfahren zunächst wie folgt. „Wir nehmen den Bestand auf, was baulich zu machen ist, um beispielsweise Treppen und Bäder seniorengerecht zu gestalten“, erläuterte Andrea Schuster. Dann stünde eine Investitionssumme fest. Ein Finanzierungsplan werde erstellt. Was gemacht wird, sollen die Bewohner gemeinsam mit der Stiftung entscheiden. Dann stünde auch fest, was jeder bezahlen müsse.

Die Stiftung selbst wolle nicht als Käufer von Höfen auftreten, da eine Gemeinnützigkeit angestrebt werde. Die Unterlagen seien beim Landesverwaltungsamt eingereicht. Derzeit werde im Finanzministerium die Anerkennung als gemeinnützige Stiftung geprüft. „Wir sind alle berufstätig und machen das ehrenamtlich“, betonte Andrea Schuster. Von daher werden nicht nur Interessenten für die Landwärts-Idee gesucht, sondern auch Menschen, die sich ehrenamtlich in der Stiftung engagieren wollen. Die Informationsveranstaltung in Schleswig-Holstein hätten acht Interessenten besucht, in Kalbe waren es sechs.