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Stallpflicht Else darf nicht frei herumlaufen

Angesichts der im Jerichower Land ausgebrochenen Geflügelpest wurde auch Glindenberg zum Beobachtungsgebiet erklärt.

02.01.2017, 23:01

Wolmirstedt l Else. So heißen die Hühner der Glindenbergerin Kornelia Müller. Alle tragen denselben Namen, obwohl sie sehr unterschiedlichen Rassen angehören. Die Elsen sind braun, grau, schwarz-weiß oder weiß. Rassemerkmale? Egal. „Ich kaufe die Hühner, die mir gefallen“, erklärt Kornelia Müller die bunte Schar.

Die 15 Elsen führen ein munteres Hühnerleben. Sie werden vom Hahn hier und da zur Ordnung gerufen, aber müssen sich nicht vor einem Ende im Kochtopf fürchten. Die Elsen legen Eier, sofern sie mögen, und dürfen ansonsten munter im Sand scharren, über die Wiese laufen und vorwitzige Würmer aus dem Erdboden ziehen. Sie leben ein glückliches Hühnerleben.

Eigentlich.

Seit dem 16. Dezember gilt Glindenberg als Beobachtungsgebiet für die Geflügelpest. Das bedeutet, für Geflügelhalter bleibt die seit Oktober geltende Aufstallpflicht weiterhin bestehen. Hühner und Wassergeflügel müssen so gehalten werden, dass Wildtiere keinen Zugang haben. Besonders wildes Wassergeflügel muss fern bleiben, denn das gilt in erster Linie als Überträger der Geflügelpest. Ställe dürfen nur mit gesonderten Schuhen und Schutzkleidung oder einem Kittel betreten werden. So soll vermieden werden, dass Erreger aus der Umgebung zu den Tieren gelangen. Für alle Maßnahmen sind die Tierhalter selbst verantwortlich. Unterstützung von Bund, Land oder Landkreis bekommen sie nicht. Auch für den Müllerschen Hahn und seine 15 Elsen ist der über einhundert Quadratmeter große Auslauf eingeschränkt worden. Das Federvieh musste zurück in den Stall, darf lediglich ein kleines Freiluftgehege nutzen. Ein Dach und ein dichtmaschiges Netz schützen vor dem Eindringen von Wildtieren oder dem Kot der fliegenden Vögel. „Bei der Geflügelpest 2014 haben wir unsere Hühner komplett in einen Stall gesperrt“, erzählt Kornelia Müller, „aber das haben sie nicht gut verkraftet.“

Mit der kleinen Ausflugsmöglichkeit in das Tageslicht wirken die Elsen und der Hahn nun trotz der Einschränkungen munter. Sie picken Grünkohl und scharren im Sand. Trotzdem würde ihnen Kornelia Müller lieber so schnell wie möglich den großen Auslauf gewähren.

„Wir wissen nicht, wie lange die Aufstallpflicht gilt“, sagt Hans-Joachim Krohm, Fachdienstleiter Veterinär- und Lebensmittelüberwachung im Landkreis. Als 2014 schon einmal die Geflügelpest ausgebrochen war, galten die Schutzmaßnahmen bis in den April hinein, solange, bis die Wildvögel aus dem Süden zurückgekehrt waren.

Hans-Joachim Krohm ist froh, dass im Landkreis Börde noch kein Pestfall aufgetreten ist. Anders in Körbelitz, das liegt im Jerichower Land, wo Geflügelpestfälle bekannt wurden. Daraufhin wurde der Umkreis von zehn Kilometern zum Beobachtungsgebiet erklärt. Neben Glindenberg gehören auch Heinrichsberg und Barleben in diesen Kreis. Die Kernstadt Wolmirstedt selbst ist nicht betroffen.

Heinz Fischer ist der Vorsitzende des Wolmirstedter Geflügelvereins und züchtet Tauben. Die werden ohnehin nicht von der Geflügelpest befallen, dürfen also frei fliegen. „Trotzdem betrifft uns diese Pest auch als Geflügelzüchter“, sagt Heinz Fischer, „bis Ende Februar dauert die Ausstellungssaison und wir mussten alle Veranstaltungen absagen.“

Noch wird am Glindenberger Ortseingang das Beobachtungsgebiet ausgewiesen. „Auch wenn dieses Schild entfernt ist, bleibt die Aufstallpflicht bestehen“, erklärt Veterinär Hans-Joachim Krohm. Entscheidend für das weitere Vorgehen ist die Risikobeurteilung durch das Friedrich-Löffler-Institut. Das kann noch keine Prognose abgeben.

So werden der Müllersche Hahn und die Elsen vermutlich noch ein paar Wochen mit ihrem kleineren Auslauf auskommen müssen. Die Hobby-Hühnerhalterin ist froh, dass die Hühner diesmal zufrieden scheinen. „Trotz allem legen sie munter Eier.“