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Meister der Biografie: Franz Herre wird 90

Biografien über Könige und Kanzler sind seine Spezialität. Der Historiker Franz Herre hat Dutzende historische Reportagen geschrieben. Doch seit einigen Jahren liest er nur noch. Computer und Smartphone sind ihm fremd. Jetzt feiert er seinen 90. Geburtstag.

Von Paul Winterer, dpa 10.04.2016, 23:01

Herrsching am Ammersee (dpa/lby) - Ob Bayern-König Ludwig II., Napoleon Bonaparte oder die Habsburgerin Maria Theresia - Franz Herre hat Dutzende Biografien über historische Persönlichkeiten geschrieben. Er gilt als Meister der historischen Reportage und hat sich vor allem Gestalten des 19. Jahrhunderts gewidmet.

Am 11. April feiert Herre in seinem oberbayerischen Wohnort Herrsching am Ammersee seinen 90. Geburtstag.

Seit dem Tod seiner Ehefrau vor sechs Jahren schreibt der promovierte Historiker nicht mehr. Ich lese nur noch, sagte Herre der Deutschen Presse-Agentur wenige Tage vor seinem Geburtstag. Historische Sachen, aber auch klassische Romane und Krimis. Mit Unterstützung seines Sohnes und der Schwiegertochter führt der Journalist und Autor weiterhin seinen eigenen Haushalt. Ich bin gesund, mir fehlt nichts.

Jedes Jahr reist Herre auch noch im hohen Alter nach Rom und zur Kur ins italienische Montecatini Terme. Auch der Besuch von Freunden in Südfrankreich steht im Jahreskalender. Mit 89 habe ich das Autofahren aufgegeben, erzählt der Schriftsteller. Das war kein Opfer für mich, denn ich bin noch nie gerne am Steuer gesessen.

Der Träger des Bayerischen Verdienstordens und der Bayerischen Verfassungsmedaille schrieb über 30 Biografien, er beleuchtete das Leben des bayerischen Königs Ludwig I. genauso wie das von Reichskanzler Otto von Bismarck oder Kaiser Wilhelm II. Seine Biografien wurden in sieben Sprachen übersetzt.

Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Philosophie in München begann der in Fischen im Allgäu geborene Herre seine Laufbahn als politischer Redakteur. Er leitete von 1955 bis 1959 das außenpolitische Ressort der Wochenzeitung Rheinischer Merkur.

Von 1962 bis 1981 war er Chefredakteur und Leiter der Hauptabteilung Politik bei der Deutschen Welle in Köln. Danach verlegte er sich ganz aufs Verfassen seiner Biografien. Das Schreiben war für mich eigentlich das Leben, sagt Herre rückblickend.

Der Historiker hält nicht viel von moderner Kommunikation. Ich besitze keinen Computer und kein Smartphone, sondern habe lediglich eine elektrische Schreibmaschine und ein Telefon. Den runden Geburtstag will er nur im kleinen Kreis feiern. Wichtiger war mir der 89. Geburtstag als Eintritt ins 90. Lebensjahr.