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Engagement Sittler: "Demokratie nur so stark wie Bürger"

Schauspieler Walter Sittler spricht in Magdeburg bei der SPD-Talkrunde "Lischka trifft ..." über gesellschaftliches Engagement.

05.07.2017, 23:01

Magdeburg l Die meisten verbinden sein Gesicht mit dem eitlen, ein wenig schrulligen Chefarzt Robert Schmidt aus der RTL-Fernsehserie „Nikola“, die Mitte der 90er Jahre lief. Mittlerweile ist Walter Sittler aber nicht mehr nur als erfolgreicher Schauspieler bekannt, sondern als ein Prominenter, der sich mit Leidenschaft für die Gesellschaft engagiert. Am Dienstagabend war er in Magdeburg zu Gast bei „Lischka trifft ...“, der Talk-runde von SPD-Landeschef Burkhard Lischka.

Gesellschaftliches Engagement ist für den 64-Jährigen eine moralische Verpflichtung: „Mir geht es als Schauspieler sehr gut, deshalb möchte ich etwas zurückgeben.“ Das tat er etwa beim Bürgerprotest gegen das Bahnhofsprojekt „Stuttgart 21“, auch von Anfeindungen der Befürworter ließ er sich nicht unterkriegen.

Seine wichtigste Botschaft: Die Bürger sollten sich trotz mancher Frustration wieder politisch engagieren. „Die Demokratie ist nur so stark wie ihre Bürger“, mahnt er. Gleichzeitig fordert er von der Politik, sie sollte mehr Zutrauen in das Wissen und die Kraft von Bürgern haben, sie einbinden und nicht von oben herab behandeln. Zur Bundestagswahl will er sich an einer Initative beteiligen, die dazu aufruft, Wählen zu gehen.

Er selbst wünscht sich einen politischen Wechsel in Deutschland. Mit Blick auf die breite Zustimmung zu Angela Merkel in den Umfragen sagt er: „Ich würde mir wünschen, dass der Mut zur Veränderung größer wäre“. Vor allem die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich treibt ihn um. „Es gibt noch immer sieben Millionen Aufstocker in Deutschland – das ist ein Skandal.“

Kritisch sieht er auch das Verständnis der Kanzlerin von dem Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft: „Wir müssen nicht die Demokratie wirtschaftskonform machen, wie Merkel sagte, sondern die Wirtschaft demokratiekonform.“ Sittler würde sich zudem wünschen, dass wie in anderen Ländern auch der Regierungschef nicht länger als zwei Wahlperioden an der Macht bleibt. „Ich erinnere mich noch gut an 16 Jahre Kohl – das war eine vor allem am Ende sehr bleierne Zeit.“

Sittler selbst ist nach eigenen Angaben bei keiner Partei Mitglied, sympathisiert aber mit den Sozialdemokraten. „Die SPD hat ihre Ziele in den vergangenen Jahren ein wenig aus den Augen verloren, kommt jetzt aber wieder zurück.“

Mit Blick auf die AfD wünscht er sich von den etablierten Parteien, nicht weiter zu versuchen, die Rechtspopulisten inhaltlich rechts zu überholen. „Die Parteien sollten lieber selbstbewusst für eine starke Zivilgesellschaft werben und Haltung zeigen.“