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Sexismus-Debatte Konflikt um Werbung mit nackter Haut

Sexistisch, Meinungsfreiheit oder einfach einfallslos? Werbeanzeigen und Videoclips mit viel nackter Haut spalten die Gemüter.

19.06.2016, 23:01

München (dpa/mg) l Ein Werbespot mit dem Supermodel Bar Rafaeli darf wegen zu viel nackter Haut in ihrem Heimatland Israel nicht ausgestrahlt werden. Kurz darauf verbietet Londons neuer Bürgermeister Sadiq Khan sexualisierte Werbung in Bussen und U-Bahnen. In Deutschland hat eine junge Fleischerin mit einer sexy Stellenausschreibung für Aufsehen gesorgt. Unter dem Motto "Fleischbeschau" warb die Frau im knappen Bikini - und mit einem Stück Fleisch über der Schulter - um Mitarbeiter.

Die Debatte, ob Werbung mit nackten oder leichtbekleideten Frauen sexistisch, Meinungsfreiheit oder einfallslos ist, ist entbrannt. Im April hatte das Bundesjustizministerium eine Änderung des Gesetzes gegen unlauteren Wettbewerb geprüft. Justizminister Heiko Maas (SPD) will Werbung verbieten, die Frauen oder Männer auf Sexualobjekte reduziert.

Gegenwind für Maas' Pläne kommt aus der Werbeindustrie. Der Staat solle nicht regeln, was zeitgemäß sei und in der Werbung gezeigt werden dürfe, sagt die Geschäftsführerin des Deutschen Werberates Julia Busse. So etwas müsse aus der Gesellschaft selbst kommen, statt vom Gesetzgeber verordnet zu werden. Werbung sei zudem von der Meinungsgreiheit geschützt.

Der Werberat ist das Selbstkontrollorgan der Branche. Geschlechterdiskriminierung war im vergangenen Jahr in mehr als der Hälfte aller Fälle der Grund für Werbekritik. Nach den Verhaltensregeln des Werberates darf Werbung Menschen nicht auf ihr Geschlecht reduzieren. Außerdem sind Anzeigen untersagt, die sexuelle Verfgbarkeit einer Person nahelegen oder übertriebene Nacktheit herausstellen.

Die Frauenrechts- organisation Terre des femmes fordert mehr von der Selbstkontrolle. "Der Werberat reagiert unserer Meinung nach nicht sensibel genug", sagt Wegener. "Der Werberat reagiert unserer Meinung nach nicht sensibel genug", sagt Maja Wegener von der Organisation. Werbeindustrie und Wirtschaft, die den Werberat besetzen, hätten ihre eigenen Interessen. Nach der Ckeckliste von Terre des femmes zählen auch Spots als frauenfeindlich, die sie auf ihre Rolle als Hausfrau reduzieren.

Unzufrieden ist die Frauenrechtsorganisation vor allem mit kleinen und mittelständischen Unternehmen. Die zeigten sich besonders "einfallslos und kretivlos", stellten einfach nackte Frauen neben das zu bewerbende Produkt. Die großen Firmen seien da weitaus moderner, sagt Wegener.

Werbung mit nackter Haut ist für die meisten Menschen in Deutschland kein Tabu. Frauen sehen das Thema allerdings deutlich anders als Männer. Bei einer Umfrage gaben nur 36,7 Prozent der Frauen an, sich davon "nie" diskriminiert zu fühlen. Bei den Männern waren es mehr als drei Viertel. "Oft" diskriminiert fühlen sich 6,5 Prozent der Frauen. Zu diesem Ergebnis kam eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Mafo.de im Auftrag des Männermagazins "Playboy".