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Qualifizierung Bildungsmuffel Sachsen-Anhalt

Wer im Beruf weiterkommen will, muss sich lebenslang weiterbilden. Eine Studie zeigt, dass viele Sachsen-Anhalter die Chancen nicht nutzen.

17.09.2015, 04:25

Gütersloh (dpa/sj) l Beim Thema Weiterbildung werden alle Experten plötzlich bibelfest und berufen sich auf das Matthäus-Evangelium. Da lautet das Motto: „Denn wer da hat, dem wird gegeben ...“ Soll heißen: Wer bereits Erfolg hat und wo die Wirtschaftskraft ohnehin stärker ist, da steigen auch die Quoten bei der Weiterbildung.

Umgekehrt: Wer in strukturschwachen Regionen wohnt und auch noch ohne Schul- oder Berufsabschluss ist, der hat keine Chance auf Anschluss. Fachleute sprechen deshalb in Bezug auf das Bibel-Evangelium von einem „Matthäus-Effekt“.

Eine am Mittwoch vorgestellte Studie der Bertelsmann-Stiftung bestätigt das: Die Weiterbildungsquoten in Deutschland driften zum Teil erheblich auseinander. Dabei sind die Unterschiede mit dem Blick auf die Bundesländer nicht so groß. Eklatant werden die Daten-Scheren beim Blick auf einzelne Regionen. Das Emsland in Niedersachsen hinkt mit weniger Wirtschaftskraft bei einer Weiterbildungsquote von nur 6 Prozent starken Gebieten in Bayern wie rund um Würzburg oder Ingolstadt hinterher. Hier sind die Quoten dreimal so hoch.

Die Experten der Stiftung wissen, dass die Länder-Quoten und die Abhängigkeit von der Wirtschaftskraft an sich nicht neu sind. Dass aber der Wohnort am Ende über Weiterbildungschancen entscheidet, zeigt die Untersuchung erstmals auf. „Das war für uns die große Überraschung“, sagt Frank Frick von der Stiftung.

Für die Altmark (Altmarkkreis Salzwedel und Landkreis Stendal) ermittelte die Gütersloher Stiftung sinkende Teilnahmequoten für Weiterbildungsmaßnahmen. In der am dünnsten besiedelten Region Deutschlands bestünden für Arbeitslose kaum Anreize, sich weiterzubilden. Und die Fachleute sprechen bereits von drohender Resignation, weil es in der strukturschwachen Region an zukunftsweisenden Handlungs- und Investitionskonzepten fehle.

Dass jedoch sinkende Quoten nicht gottgegeben sind, zeigen Blicke in einzelne Fallstudien. Die Stiftung hat dazu etwa das nördliche Schleswig-Holstein und die Region um Aachen genauer beleuchtet. Im Norden Deutschlands stiegen die Weiterbildungsquoten seit 2007 deutlich an. „Die Region hat die Erwartungen mehr als übertroffen“, heißt es in der Analyse. Als Grund identifizieren die Forscher neben positiven Wirtschaftszahlen ein enges Netzwerk aus regionalen und überregionalen Partnern und Förderprogrammen zum Thema Weiterbildung.