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Forschung Magdeburger wollen Akne heilen

Drei Forscher arbeiten an der Universitätsklinik Magdeburg an einem kosmetischen Produkt, mit dem Akne geheilt werden kann.

23.02.2016, 23:01

Magdeburg l „Wir wollen, dass es keine Akne mehr gibt“, sagt Bernhard Pätzold. Seit Dezember forscht er mit seinen Kollegen Veronika Oudova und Marc Güell an der Universitätsklinik Magdeburg. Ihrem Ziel sind die drei Wissenschaftler sehr nahe gekommen. Eine Therapie, bei der gesunde Bakterien auf die Haut erkrankter Menschen aufgetragen werden, soll Akne heilen können. Mit Hilfe der Behandlungsmethode der Magdeburger wird das Gleichgewicht aus Bakterien auf der Haut wiederhergestellt. Vorbild ist eine Therapie, die bereits erfolgreich bei Darmerkrankungen eingesetzt wurde. Bei der Methode bringen Ärzte den Stuhl gesunder Menschen in den Darm Erkrankter. Siedeln sich die gesunden Bakterien an, können sie die schädlichen wieder verdrängen. „Dabei sind Heilungsraten von 80 Prozent erzielt worden. Wir dachten uns, was im Darm gelingt, funktioniert auch auf der Haut. Denn auch dort stehen viele Krankheiten in Zusammenhang mit dem Ungleichgewicht der Hautflora“, erklärt Pätzold, der Bio-Chemie studiert hat.

Seit zwei Jahren forschen Pätzold und seine Kollegen an der neuen Behandlungsmethode, die das Leid vieler Akne-Patienten beenden könnte. Bisher wird Akne vor allem durch den Einsatz von Medikamenten auf Antibiotika-Basis therapiert. Viele Patienten erleiden allerdings einen Rückfall, sobald die Wirkstoffe abgesetzt werden. Pätzold, Oudova und Güell wollen das verhindern. Zusammen mit der klassischen Therapie soll künftig die Behandlungsmethode der Magdeburger den Rückfall verhindern und für eine Hautflora sorgen, die dauerhaft gesund ist. Verbraucher sollen das Produkt letztlich als Gel oder Spray auf die Haut auftragen können.

Bis der Kosmetikartikel den Weg in den Markt findet, wird allerdings noch Zeit vergehen. Derzeit arbeiten die Forscher in den Laboren der Hautklinik und untersuchen, wie sich verschiedene Bakterien-Kombinationen auf der Haut von Probanden verhalten. Ab Mai soll die Wirksamkeit der Therapie in einer größeren Studie nachgewiesen werden. Die wissenschaftliche Untersuchung wird etwa ein halbes Jahr dauern. Danach kann das Produkt theoretisch auf den Markt gebracht werden. Bis Ende November ist das Projekt der drei Forscher finanziert: Das Land unterstützt die Arbeit mit 225 000 Euro aus einem Fördertopf für Existenzgründer. S-Biomedic haben die drei Wissenschaftler ihr internationales Projekt getauft: Pätzold, Deutscher, Oudova, Tschechin, und Güell, Spanier, haben sich in Barcelona kennengelernt. Bevor sie ein Freund nach Magdeburg lotste, sind ihre Forschungen auch schon von einem chilenischen Startup-Fonds finanziert worden.

Während Pätzold und Güell forschen, zieht Veronika Oudova im Hintergrund die Fäden. Die studierte Betriebswirtin hält Kontakt zu anderen Unternehmen, organisiert Patent-Anmeldungen und spricht mit Firmen, die an der Technologie der Forscher interessiert sind. Anfragen soll es nach Volksstimme-Informationen bereits von internationalen Kosmetik-Konzernen gegeben haben. Ein industrieller Partner könnte die Entwicklung des Produktes beschleunigen.

Die Akne-Therapie soll zunächst als Kosmetik-Artikel auf den Markt kommen. Dann wollen die Forscher weiter an einer Zulassung als Medikament arbeiten. Doch das Verfahren dauert lange und ist teuer. „Das Geschäftsmodell unseres künftigen Unternehmens ist, über Lizenzeinnahmen Geld zu erwirtschaften und damit die Weiterentwicklung zu einem Arzneimittel zumindest anteilig zu finanzieren“, erklärt Oudova.

Die Magdeburger sind allerdings nicht alleine bei der Forschung mit lebenden Bakterien. Kluge Köpfe arbeiten weltweit daran. Pätzold, Oudova und Güell befinden sich also auch in einem Wettlauf mit der Zeit.